Herz in Gefahr (German Edition)
einer gemeinen, berechnenden und kaltblütigen Intrige gewesen sein? Geplant von Anfang bis zum Ende? Dann musste er unter allen Umständen die Hochzeit verhindern. Dann durfte Helen Waterhouse niemals die Frau von Matthew Warthorpe werden!
Aber wenn Margaret nun gelogen hatte? Wenn sie vielleicht doch eine Hexe war? Nein, unmöglich!
Pater Gregor rief sich die Ereignisse der letzten Tage noch einmal ins Gedächtnis. Da war zuerst Andrews Tod. Der Mörder trug einen blutroten Rubin und verlor an der Unglücksstelle einen Handschuh. Doch wenn tatsächlich, wie Margaret berichtet hatte, Warthorpe der Schurke war, wie kam dann Bloomfields Handschuh auf die Waldlichtung?
Am Nachmittag dann das Gespräch in der Halle. Matthew war es, der zuerst Robins Namen ausgesprochen hatte. Er war es auch, der zugleich einen Grund, ein Motiv für Bloomfields schreckliche Tat zu nennen gewusst hatte. In der selben Nacht verschwand Robin Bloomfield. Hatte ihn jemand gewarnt? Oder war er geflohen, weil er der Mörder war und die Entdeckung fürchtete? »Nein, nein!«, murmelte Pater Gregor halblaut. »Das ergibt keinen Sinn. Wenn Robin Andrew kaltblütig und in Hinblick auf dessen Erbe getötet hatte, wieso floh er dann, ohne zu versuchen, seine Schuld zu leugnen? Aber wenn er es nicht war, warum ist er dann geflohen?«
Und dann der Hexenprozess. Der Geistliche wusste inzwischen genau, wer die Gerüchte über Margaret in Umlauf gebracht hatte. Wollte Matthew Margaret loswerden? Fürchtete er sie gar? Und wenn ja, warum? Vielleicht, weil sie ihn im Wald erkannt hatte? Doch wenn Margaret Warthorpe gesehen hatte, woher kam dann der Handschuh, und wieso war Robin geflohen?
Verwirrt hielt Pater Gregor inne. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Er wusste weder ein noch aus. Nichts ergab einen klaren Sinn, nichts bewies dieSchuld oder Unschuld von Bloomfield oder Warthorpe. »Diese verflixten Ringe!«, fluchte er leise. Dann fiel sein Blick auf die Tote zu seinen Füßen. Er kniete neben ihr nieder, faltete die Hände und betete: »Herr, Heiliger Vater, was soll ich bloß tun? Bitte, gib mir ein Zeichen! Gib mir die Weisheit, Unrecht von Recht zu unterscheiden!« Einen Moment lang verharrte er reglos, doch nichts geschah. Pater Gregor blieb mit seiner Pein allein.
Er seufzte tief und betrachtete das Gesicht der Toten. Kein Mensch ist so schlecht und verkommen, dass er während der Beichte auf der Schwelle des Todes lügt, dachte er. Wenn Margaret also die Wahrheit gesprochen hatte, dann war Matthew Warthorpe ein Mörder und er, Gregor, musste die Hochzeit verhindern. Nur wie? Schon übermorgen Vormittag wollten Helen und Warthorpe vor den Altar treten. Er hatte noch nicht einmal zwei Tage Zeit. Doch zunächst musste er das Ketzergericht und Lord Waterhouse von Margarets Tod unterrichten.
Zögernd erhob sich Pater Gregor und verließ die dunkle, feuchte Kerkerzelle. Er begab sich sogleich in die Halle. Lord Waterhouse saß gemeinsam mit dem Rittmeister und Sir Warthorpe am Tisch. Die Herren des hohen Gerichtes hatten sich bereits zur Nachtruhe begeben.
»Kommt, Pater, setzt Euch und nehmt einen Schlaftrunk mit uns«, forderte Lord Waterhouse den Geistlichen auf. Zögernd nahm der Pater Platz. Er betrachtete aufmerksam Sir Warthorpes Gesicht. Sichtbare Genugtuung war darin zu lesen. Matthew sah so glücklich und zufrieden aus, wie der Pater ihn selten gesehen hatte. Ist es die Vorfreude auf die bevorstehende Hochzeit, die seine Augen so strahlen lässt, fragte sich Pater Gregor insgeheim, oder der Triumph über den erfolgreich begonnenen Hexenprozess?
»Wie geht es Margaret?«, wollte der Lord wissen. »Ich nehme an, Ihr kommt von ihr?«
»Der Herr hat sie zu sich genommen«, antwortete der Geistliche leise.
Der Lord sah auf. »Ihr meint, sie ist tot?«, fragte er.
»Ja!«, erwiderte Pater Gregor und sah Matthew Warthorpe direkt ins Gesicht.
»Das dürfte wohl ein weiterer Beweis für ihre Hexentätigkeit gewesen sein. Noch bevor sie ihre Spießgesellen nennen konnte, hat der Teufel ihr den Garaus gemacht. Ich hoffe, sie schmort im schlimmsten Fegefeuer«, sagte Warthorpe und hielt dem prüfenden Blick des Abtes stand. Der Geistliche fühlte sich plötzlich von einer Kraft erfüllt, die er lange vermisst hatte. Jetzt wusste er genau, was zu tun und was er Margaret schuldig war. Er würde die Hochzeit verhindern und dafür sorgen, dass der wahrhaft Schuldige an Margarets und Andrews Tod bestraft wurde. Er erwiderte entschlossen
Weitere Kostenlose Bücher