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Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)

Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)

Titel: Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Darnell
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Bewerberin nach der anderen stieg von der Tribüne und stellte sich unter den Basketballkorb neben dem Eingang. Sie umarmten sich unter Freudentränen und tuschelten miteinander. Schon bevor die Gruppe komplett war, wuchs sie zusammen.
    Nummer 101, dachte ich immer verzweifelter. Ruf meine Nummer auf. 101. Bitte. Ich gehörte dazu. Das Tanzen war mein Ein und Alles. Wo sollte ich sonst einen Platz für mich finden? Ich würde weiter jeden Tag trainieren, zwei Mal am Tag, morgens und abends. Ich würde mich anstrengen, um die beste Tänzerin zu werden, die sie je hatten. Ihr müsst mir nur die Chance geben. Ruft meine Nummer auf.
    „Und die letzte Nummer lautet …“ Mrs Daniels blickte auf ihre Liste. „Nummer 101.“
    Mein Herz machte einen Sprung. Ich bekam keine Luft mehr.
    Stirnrunzelnd starrte Mrs Daniels auf das Blatt. „Es tut mir sehr leid, das sollte 91 heißen. Nummer 91.“
    Ich sah Mrs Daniels nur an und hoffte, sie würde das zurücknehmen, während schon ein anderes Mädchen begeistert aufkreischte und nach vorn lief, um den letzten Platz in der Gruppe einzunehmen.
    Meinen Platz.
    Sprachlos vor Entsetzen beobachtete ich, wie sich Nummer 91, eine quirlige Blondine, unter Tränen zu den anderen stellte. Ich kannte sie aus dem Tanzkurs. Bethany Brookes.
    Ich wandte mich zu Nanna um. „Sag mir, dass sie nicht gerade meine Nummer aufgerufen und es sich dann anders überlegt hat.“
    „Doch, hat sie. Ich sorge mal dafür, dass sie ihre Liste überprüft.“ Nanna marschierte nach vorn, um mit Mrs Daniels zu reden, aber ich konnte nicht mal zusehen. Mein Blick hing an der Gruppe glücklicher Mädchen. Die Charmers von nächstem Jahr. Und ich war nicht gut genug für sie.
    Als Nanna zurückkam, genügte ihre wütende Miene als Antwort.
    Ich musste hier raus. Ich lief aus der Sporthalle und drängelte mich durch die Menge, die schon langsam in den Vorraum strömte. Wieder verriet mir dieses kribbelnde Gefühl, dass mich jemand beobachtete. Wahrscheinlich Nanna. Oder ein Fremder. Liefen meine Tränen schon, bevor ich unser Auto erreicht hatte? Hatten die Leute Mitleid mit der armseligen Verliererin, die an ihnen vorbeilief? Ich wusste es nicht. Außer meinen brennenden Lungen spürte ich nichts mehr.
    Am Auto angekommen, das heiß war wie ein Backofen, warf ich mich auf den Rücksitz. Erst als ich auf dem warmen anthrazitfarbenen Stoff lag und einen Arm vors Gesicht hielt, fing ich an zu weinen.
    Nachts in meinem Traum war jemand bei mir. Sobald ich ihn sah, veränderte sich der Traum: Die Farben und Konturen wurden schärfer, eher wie eine Erinnerung aus dem Wachzustand als wie ein schwammiger Traum.
    Oh nein. Nicht er. Noch einen viel zu realistischen Traum über unsichtbare Barrieren zwischen mir und Tristan Coleman ertrug ich nicht.
    Aber er war es wirklich. Dieses Mal lag er im Mondlicht auf einem kurz geschnittenen Rasen. Offenbar in einem Garten. Bäume, vielleicht ein Wald, bildeten den dunklen, friedlichen Hintergrund. Trotzdem war es ganz sicher ein Traum, denn in Osttexas warenselbst im Mai die Nächte schwül und stickig, während mich hier kühle, frische Luft umhüllte.
    Tristan sah umwerfend aus, obwohl er nur ein graues T-Shirt und eine schwarze Jogginghose trug, nichts besonders Schickes. Aber was ihn für mich so anziehend machte, war nicht sein Aussehen. Genau das war das Problem mit ihm. Wäre Tristan nur irgendein hübscher Junge gewesen, hätte ich ihn einfach ignorieren können. An unserer Schule liefen davon genug herum, in die man sich verknallen konnte. Aber mir war nie wichtig gewesen, wie ein Junge aussah.
    Außer bei diesem.
    Ich bildete mir ein, dass ich nicht dumm war. Offenbar rebellierte ich unterbewusst. Ich wollte ihn nur, weil er tabu war. Oder? Deshalb raste mein Herz jedes Mal, wenn jemand seinen Namen sagte, deshalb freute ich mich auf Algebra. Und deshalb quälte mich mein blödes Unterbewusstsein mit diesen Träumen von ihm.
    Aber so dumm war ich wirklich nicht. Egal wie realistisch und lebendig mir alles erschien, es war trotzdem nur ein Traum. Ein unerwünschter, besonders nach diesem Tag, aber immer noch nur ein Traum.
    Normalerweise endeten diese Träume damit, dass ich schreiend gegen die unsichtbare Barriere zwischen uns hämmerte und er mich überhaupt nicht zur Kenntnis nahm. Heute hatte ich keine Lust auf dieses Spielchen.
    Also setzte ich mich hin, zog die Knie an, zerrte mein weites T-Shirt über die nackten Beine und lehnte den Kopf an. Wenn ich im Traum

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