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Herzen aus Asche

Herzen aus Asche

Titel: Herzen aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Narcia Kensing
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unsympathisch. Hatte er nicht gesagt, er hätte eine Freundin? Für die Dauer eines Herzschlags erinnerte sie sich wieder an die Mahnungen ihrer Mutter, nach denen Männer allesamt untreu waren.
    »Ich bin auf der Suche nach einer Familie Hellström. Ich glaube, sie hat in Almunge gelebt , vielleicht noch heute.«
    »Hellström ist nun wirklich kein seltener Name. Schlag mal das Telefonbuch von Uppsala auf, Püppchen. Da findest du bestimmt fünfhundert Einträge.«
    Amelie ignorierte seine dreiste Anrede. »Ich suche einen Olof Hellström und seinen Sohn Loan. Und Almunge ist nicht Uppsala. Wenn sie hier leben, wird es sicherlich nicht schwer herauszufinden sein.«
    »Wie ich bereits sagte, ich komme nicht von hier. Ich kenne die Leute nicht.« Er beugte sich im Stuhl nach vorne. »Aber dich würde ich gerne mal kennenlernen.«
    Amelie schnaubte verächtlich und wandte sich ab. Sie wollte sich nicht mehr mit diesem Flegel unterhalten. Idiot! Er war nicht der einzige Mensch, den sie nach den Hellströms fragen konnte.
    Als sie sich anschickte, nach der Türklinke zu greifen, sagte er: »Meine Freundin Lisa heißt Hellström mit Nachnamen.«
    Amelie drehte sich über die Schulter hinweg um, sagte aber nichts.
    »Sie wohnt die Straße runter, an dem hellblauen Haus mit der hohen Tanne im Vorgarten rechts auf den Schotterweg, dann nach hundert Metern auf der rechten Seite. Vielleicht gehört sie ja zu den Hellströms, die du suchst. Aber sag ihr nicht, dass ich so abfällig über das Geschäft ihres Vaters gesprochen habe.«
    Ich sollte ihr besser auch nicht erzählen, dass du gerne mit fremden Frauen flirtest , dachte sie, sagte aber nichts.
    »Danke.« Amelie nickte kurz und drehte sich wieder um. Sie war sich bewusst, wie unhöflich sie klang, doch das war ihr egal. Sie zog die Tür hinter sich zu und hastete eilig die Treppe hinunter. Hoffentlich kam der Kerl ihr nicht hinterher.
    Sie ging zurück zur Hauptstraße und sah sich um. Der Typ hatte von einem hellblauen Haus gesprochen. Am elie wandte sich nach rechts, dem Ortskern zu - sofern man bei einem Dorf mit nur einer Hauptstraße von einem Kern sprechen konnte.
    Viele Häuser entsprachen dem typisch skandinav ischen Baustil: Farbig lackierte Holzfassaden mit weiß abgesetzten Fensterrahmen und Verandas. Die wenigen Gebäude mit verputzter Fassade wirkten alt und wenig einladend, vermutlich handelte es sich um die Überbleibsel von Bauernhöfen aus dem vorletzten Jahrhundert. Die Menschen, die sich auf dem Gehsteig bewegten, vermittelten ebenfalls den Eindruck, ihre besten Jahre bereits hinter sich zu haben. Amelie sah überwiegend Rentner. Es wunderte sie nicht, denn die Jugend zog es zumeist ins nahe gelegene Uppsala, allein schon der Arbeit wegen. Sie konnte es dem Ticketverkäufer nicht einmal verübeln, dass er so abfällig von Almunge gesprochen hatte.
    Das hellblaue Haus mit der hohen Tanne im Vorga rten ließ sich einfach finden. Amelie schätzte, dass es im ganzen Ort kaum mehr als dreihundert Gebäude gab, die Schuppen und Scheunen eingerechnet. Sie wandte sich nach rechts auf den Schotterweg. Er schlängelte sich bergauf durch eine Gehölzgruppe hindurch, um hinter einem weiteren Hügel zu verschwinden und in den dichten Wald hinein zu führen. An dieser Stelle wich das, was man zuvor noch als Straße hätte bezeichnen können, einem Trampelpfad. Auf der rechten Seite stand ein Haus, und da es das einzige weit und breit zu sein schien, schätzte Amelie, dass dort Lisa Hellström wohnte - sofern der junge Kerl im Ticketshop nicht gelogen hatte. Amelie atmete einmal tief durch und ließ ihren Blick über das Gebäude schweifen. Eine Blockhütte aus Holz mit gepflegtem Vorgarten, einem Unterstand für Fahrräder und einer angrenzenden Garage. Ein gusseiserner Zaun umgab das Grundstück. Amelie gab sich einen Ruck und griff nach der Klinke des Tors, das nicht verschlossen war. Sie ging das kurze Stück Weg durch den Vorgarten bis zur Tür. Es war nicht ihre Art, bei fremden Leuten zu klingeln, und sie wunderte sich über ihren eigenen Mut.
    Ihr Blick zuckte zu den Fenstern neben der massiven Eingangstür. Es war dunkel dahinter. Weiße Spitzenga rdinen verwehrten den Blick ins Innere. Amelie hoffte, dass es keinen blutrünstigen Hund gab, der Eindringlinge zerfleischte. Sie sah sich um und lauschte. Es blieb still, einzig die Vögel in den Bäumen ringsum trällerten in allen Tonlagen.
    Jetzt bloß keine Angst haben, versuchte Amelie sich selbst zu

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