Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
für einen Landbesitzer hielt, war von seiner früheren Unterwürfigkeit nichts mehr zu spüren. »Sie können natürlich vor Gericht gehen und versuchen zu beweisen, daß ich Sie hintergangen habe. Aber dieser Rechtsstreit würde Jahre dauern. Sie würden sich teure Anwälte nehmen müssen. Wer würde sie bezahlen? Sie könnten sie nur entlohnen, indem Sie ihnen Ihr Land abtreten, und

so würden Sie schließlich mehr verlieren, als es jetzt der Fall ist«, warnte Jeremiah.
    »Dios, ich kann es einfach nicht glauben«, murmelte Don Andres. »Wie konnten Sie mir das antun, Jeremiah? Was habe ich Ihnen getan, daß Sie mich so hassen?« Er schüttelte den Kopf. Dann kam ihm plötzlich ein Gedanke, und mit zusammengekniffenen Augen fragte er: »Woher haben Sie das Geld? Wie können Sie es sich leisten, Land zu kaufen? Sie sind nicht reich. Und diese Kleider, diese Frauen?« Er machte eine verächtliche Geste in Richtung der beiden Schönheiten an Jeremiahs Seite. »Wie?«
    Jeremiah lächelte und warf Raoul einen verstohlenen Blick zu. »Wir haben alle unsere kleinen Geheimnisse.«
    Das war zuviel für Raoul. Er konnte sein schlechtes Gewissen nicht mehr ertragen und schrie los: »Du Hund! Du hast mich belogen! Du hast mein Land gestohlen! Du wirst niemals in der Casa Quintero wohnen!« Als er Don Andres anschaute, vergaß er vollkommen, wel- che Rolle er bei dem Viehdiebstahl gespielt hatte, und gestand: »Er stiehlt dein Vieh, Don Andres! Deshalb ist er so reich. Er ist ein Dieb! Man muß ihn hängen!«
    »Beweis es doch«, knurrte Jeremiah. »Wer wird einem betrunkenen Muttersöhnchen schon glauben?«
    Raoul stieß einen heiseren Schrei aus und stürzte sich wie ein Stier in der Arena auf den Amerikaner. Er tastete ungeschickt nach seinem Messer, aber bevor er auch nur in die Nähe seines Opfers gelangen konnte, traf ihn die Faust eines der Leibwächter ins Gesicht. Der junge Kalifornier wurde mit einer solchen Gewalt nach hinten geschleudert, daß sein Kopf mit einem dumpfen Knall auf einen der Holzpfeiler der Galerie auftraf. Es klang wie ein Pistolenschuß. Raoul sank bewußtlos zu Boden, und dunkelrotes Blut begann aus seinem Hinterkopf und seiner Nase zu sickern.
    »Madre de Dios!« rief Don Andres aus, eilte zu Raoul und kniete neben ihm nieder. Kurz darauf erhob er sich langsam und verkündete mit zitternden Knien: »Er ist tot.«
    Als er sich wieder unter Kontrolle hatte, ging er langsam auf den Amerikaner zu, aber Dorla Ysidora verstellte ihm den Weg.
    »Andres, mein Sohn«, weinte sie, »bitte unternimm jetzt nichts. Wem hilft es, wenn du dich von diesen Tieren zerfleischen läßt?«
    »Hören Sie auf Ihre madre, Don Andres«, warnte ihn Jeremiah

nervös und schaute auf die wütenden Gestalten, die sich um ihn und seine Leibwache drängten. »Es war Notwehr. Er wollte mich erste- chen. Sie haben es alle gesehen.«
    Don Andres wandte seinen Blick nicht von dem Amerikaner. Die anderen Kalifornier stellten sich hinter ihm auf. Sie würden ihn unter- stützen, was immer er auch unternehmen mochte. Die Damen zogen sich hastig in den sicheren Hausgang zurück.
    Die drei Ganoven, die Jeremiah Davies zu seinem Schutz angeheuert hatte, machten sich bereit, ihr Geld zu verdienen. In ihren Mienen spiegelten sich Haß und Vorfreude, während sie sich vor ihrem Geldge- ber aufbauten.
    Plötzlich knallte ein Pistolenschuß. Er hallte im Hof nach und wirkte wie ein Glockenschlag, der die Gläubigen zur Messe ruft. Mara und Brendan sprangen beiseite, denn er war direkt neben ihnen losgegan- gen. Überrascht und eingeschüchtert starrten sie auf die rauchende Pistole, die lässig in Nicholas' Hand hing.
    »Verzeihen Sie mir, daß ich mich in Angelegenheiten einmische, die mich eigentlich nichts angehen«, entschuldigte sich Nicholas, »aber es hat bereits einen Toten gegeben, und ich glaube nicht, daß Sie Ihren Streit vor den Augen der Damen austragen sollten.«
    Einer der Schläger tastete unauffällig nach dem Revolver, der in seinem Gürtelhalfter hing. Aber bevor sich seine Finger über dem Kolben schließen konnten, feuerte Nicholas erneut. Diesmal streifte sein Schuß die Hand des Mannes und hinterließ eine blutige Spur.
    »Ich glaube, es ist an der Zeit, daß Sie und der Kleine sich verabschie- den«, riet Nicholas kaltblütig. »Und die Damen ebenfalls!« fügte er mit einem höhnischen Lächeln hinzu, als sie protestieren wollten.
    »Sí!« stimmte Don Andres zu, der einsah, daß dies die beste Lösung war.

Weitere Kostenlose Bücher