Herzen in Flammen
sprichst du eine solche Möglichkeit auch nur aus? Könntest du wirklich wehrlose Männer töten?«
»Diese Männer sind meine Feinde, Kristen. Sie brächten mich bedenkenlos um, wenn sie auch nur die geringste Chance hätten. Es hat mir nie gefallen, dass sie hier sind, und ich hätte sie mir liebend gern vom Hals geschafft. Alden hat mich überredet, sie nützlich einzusetzen.«
»Dann sieh zu, dass du dir mich auch vom Hals schaffst, Sachse!« brauste sie auf. »Ich bin eine von ihnen!«
» J a, du zählst auch zu meinen Feinden, Dirne«, erwiderte er leise. »Aber dich habe ich gern in meiner Nähe. Und jetzt laß dir die Ketten für die Nacht abnehmen oder entscheide dich für eine der anderen Möglichkeiten. «
Sie sah in finster an, aber sie streckte ihm die Füße entgegen, ehe er ihr die Entscheidung abnehmen konnte. Sie funkelte ihn immer noch erbittert an, als er aufstand und sich die Kette um den Hals hing.
»Ich will mit dir schlafen, Kristen.« Seine Stimme klang belegt. »Ich nehme an, du wirst es mir abschlagen, weil du wütend bist, aber ich frage dich trotzdem. Kommst du mit mir in mein Bett?«
»Nein«, murmelte sie eisern und missachtete die Regungen, die seine Worte in ihr wachgerufen hatten.
»Ich könnte darauf bestehen.«
»Dann wirst du sehen, was es heißt, wenn ich mich wehre.«
Sie hörte ihn seufzen, ehe er mürrisch sagte: »Ich hoffe, dein Zorn wir nicht lange anhalten, Dirne. «
Royce ging, und Kristen hörte, dass er die Tür hinter sich abschloss .
20
»Was hast du mit meinem Cousin angestellt, Dirne, dass er jetzt so übelgelaunt ist?«
Kristen würdigte Alden kaum eines Blickes. Er hatte sich ihr gegenüber an den Arbeitstisch gestellt. Zum ersten Mal, seit sie ihn angegriffen hatte, kam er wieder in ihre Nähe. Seine Gesellschaft war ihr nicht willkommen.
»Ich bin nicht für seine Laune verantwortlich«, sagte sie mürrisch.
»Nein?« Alden grinste sie an. »Ich habe beobachtet, wie er dich ansieht. Du bist sehr wohl dafür verantwortlich. «
»Geh fort, Sachse«, gab sie zurück und starrte ihn grimmig an. »Wir beide haben einander nichts zu sagen. «
»Du willst mich also immer noch umbringen?«
»Wollen? Ich werde es zwangsläufig tun.«
Er seufzte im Scherz. »Es ist ein Jammer, dass wir uns nicht anfreunden können. Ich könnte dir gute Ratschläge geben, wie man mit meinen Cousin umgeht, denn auf dich gestellt scheinst du deine Sache nicht gerade gut zu machen.«
»Ich will keine Ratschläge!« fauchte sie. »Und ich will gar nicht mit ihm auskommen. Ich will nichts mit ihm zu tun haben!«
»Das mag sein, aber ich habe beobachtet, dass du ihn auch oft ansiehst. Ihr werft euch derart lüsterne Blicke zu, dass ... «
»Scher dich zum Teufel!« Sie schnitt ihm erbost das Wort ab. »Ich schwöre, dass du von Loki abstammst. Geh mir aus den Augen, ehe ich dir diesen Teig an den Kopf werfe!«
Alden wandte sich lachend ab und ging. Kristen schlug wütend auf den Teig ein, den sie gerade knetete. Wie konnte dieser Mann es wagen, sie zu necken? Glaubte er etwa, es sei ihr nicht ernst, ihm den Tod zu wünschen? Es war ihr voller Ernst. Seine liebenswürdige Art konnte sie nicht davon abhalten. Es änderte auch nichts, dass er, wie sie erfahren hatte, indirekt dafür verantwortlich war, dass sie und die anderen noch am Leben waren. Auch spielte es keine Rolle, dass er sie mit seinen charmanten Neckereien und seinem knabenhaften Lächeln an ihren Bruder Eric erinnerte. Sie würde ihn töten - wenn sie je ihre Freiheit wiedererlangte.
Ihr langer, dicker Zopf war ihr über die Schulter gefallen, und sie warf in zornig wieder auf den Rücken. Es war jetzt Hochsommer, und eine solche Hitze hatte Kristen in ihrem ganzen Leben noch nicht erlebt. Zu Hause wäre sie jetzt mit Tyra schwimmen gegangen oder auf Tordens Rücken über die Felder geritten, und der Wind hätte ihr Haar zerzaust. Sie hätte gewiss nicht an einem Herd gestanden, der den ganzen Tag lang brannte. Ihr Kummer diente nur dazu, ihr wieder ins Gedächtnis zurückzurufen, dass sie die Schuld an ihrem Hiersein selbst trug.
Es war rund einen Monat her, seit das Schiff an jenem verhängnisvollen Morgen auf dem Fluß vor Anker gegangen war. Ab und zu sah Kristen Thorolf und die anderen durch ein offenes Fenster, wenn sie von der Arbeit kamen oder sich ans Werk machten. Sie konnten sie jedoch nicht sehen, weil sie in der hintersten Ecke der Halle arbeitete.
Kristen wuss te, dass sie sich
Weitere Kostenlose Bücher