Herzensbrecher auf vier Pfoten
sich davon jedoch nicht beeindrucken, schloss die Augen vor Vergnügen und rollte sich in Fuchs No. 5, einem äußerst würzigen Gestank.
Natalie spielte kurz mit dem Gedanken, das Gespräch zu beenden, Bertie aus dem Gestrüpp herauszuzerren und dann die Dame unter dem Vorwand zurückzurufen, sie seien voneinander getrennt worden. Stattdessen lockte sie Bertie dann aber mit einem Leckerli, und schon war der Basset mit einem Sprung an ihrer Seite.
»Hallo? Sind Sie noch da?«, erkundigte sich Maria Purcell.
Du brauchst einen Job, ermahnte sich Natalie. Dies hier ist nur eine sechsmonatige Auszeit, kein Lebensziel.
»Ja, natürlich. Fahren Sie ruhig fort«, erwiderte Natalie und zog Bertie von der verlockenden Stelle unterm Gebüsch fort.
»Ich bin in der Lage, Ihnen in den nächsten Wochen eine einzigartige Möglichkeit zu bieten, bei der es Sie freuen wird, entlassen worden zu sein«, fuhr die Dame von der Arbeitsvermittlung fort. »Ich schicke Ihnen gerade die Details per E-Mail. Befinden Sie sich in der Nähe Ihres Computers?«
»Nein, leider nicht«, erwiderte Natalie. »Ich gehe gerade mit dem Hund spazieren.«
»Oh.« Die Antwort klang zwar ein wenig überrascht, aber nicht missbilligend.
Das hätte sie vielleicht besser nicht sagen sollen, dachte Natalie. Gassigehen war nichts, was bei einem Lebenslauf besonders gut ankam.
»Vielleicht können sie mich kurz zurückrufen, sobald Sie wieder zu Hause sind. Rein zeitlich gesehen fordert diese Sache einen sensiblen Umgang. Ihre bisherigen Erfahrungen passen perfekt zu den Vorgaben des Kunden, außerdem bin ich sicher, dass Sie begeistert sein werden, wenn Sie sich das Angebot anschauen. Derzeit ist das Gehalt noch verhandelbar, aber mit Ihrem Hintergrund …«
»Natürlich«, erwiderte Natalie. »Ich werde mich unverzüglich zurückmelden.«
Sobald sie wieder zu Hause war und Bertie gebadet hatte, da sein Geruch innerhalb des Hauses kaum zu ertragen war, druckte sie die Einzelheiten der Stellenanzeige aus und verbrachte den restlichen Nachmittag damit, auf das Angebot zu starren.
Erst seit ein paar Wochen war sie arbeitslos, was etwa der Länge von Johnnys Sommerferien entsprach, doch angesichts des Wortlauts der Stellenbeschreibung hätte sie am liebsten das Handy ausgeschaltet und sich geweigert, Maria ihren Lebenslauf zu schicken.
»… Sie sehnen sich nach Verantwortung und Entscheidungsbefugnissen? …«
»… Sie verfügen über den nötigen strategischen Weitblick und setzen alles daran, Ihre Ziele zu realisieren? …«
»… Zuverlässigkeit und Stressresistenz sind keine Fremdwörter für Sie? …«
Natalie sah zu Bertie hinüber, der auf seinem Lederkissen thronte und an einem ekligen Schweineohr herumkaute, das er als Belohnung für das gründliche Bad erhalten hatte. »Sieh dir das bloß einmal an!« Sie wedelte mit der Ausschreibung. »Suchen die eine Verkaufsleiterin oder einen Gladiator?«
Bertie betrachtete sie mit seinem dramatischen Blick, woraufhin Natalie ihr Handy hervorkramte und ein Foto von ihm schoss, um sich für immer daran zu erinnern, wieschwermütig er dreinblicken konnte, obwohl es ihm blendend ging, er an einem Schweineohr nagte und ihre volle Aufmerksamkeit genoss.
Auf ihrem Handy befanden sich jedoch schon so viele Fotos von Bertie.
Natalie wandte sich wieder ihrem Lebenslauf auf dem Laptopmonitor zu. Angeboten wurde die Leitung eines Marketingteams für eine kleine Bio-Schokoladenmarke, die gerade erst von einem der führenden Lebensmittelhersteller auf den Markt gebracht worden war. Dafür suchte man jemanden mit einer großen unternehmerischen Erfahrung, aber mit dem gewissen Feingefühl und Gespür – was Natalie definitiv besaß, da sie bereits für ihren letzten Arbeitgeber BioProdukte vermarktet hatte. Auf dem Papier schien die Stelle perfekt zu sein, und der Arbeitsplatz lag nur knappe fünfzig Kilometer entfernt, außerhalb von Birmingham.
»Wäre es unverschämt«, fragte Natalie und drehte sich zu Bertie um, »wenn ich Maria Purcell sagen würde, dass ich diese wirklich einmalige Chance nicht nutzen will, weil ich gern ein Baby haben möchte? Das ist doch eindeutig besser, als mich zu bewerben und dann in den Mutterschutz zu gehen, nicht wahr, Bertie? Ehrlich währt am längsten, oder?«
Sie hielt inne und beobachtete Bertie, der sich auf seinen Rücken rollte und seinen gesprenkelten Bauch präsentierte. Mittlerweile war er ein vollkommen anderer Hund geworden als das Wesen, das
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