Herzensbrecher auf vier Pfoten
konnte. Allein beim Gedanken daran, was er sich da zusammengesponnen hatte, hätte sie heulen können. »Du bist alles, was ich mir je gewünscht habe! Und wenn wir keine Babys bekommen können, dann bekommen wir eben keine, Johnny! Ich verlasse doch nicht dich und alles, was wir uns aufgebaut haben, wegen etwas, das wir nicht haben können! Das ist lächerlich.«
»Das kann ich von dir nicht erwarten«, murmelte Johnny. »Ich kann nicht von dir verlangen, dieses Opfer für den Rest deines Lebens zu bringen. Für mich.«
Voller Leidenschaft blickte Natalie ihn an. Ihre Zehen schmerzten, doch es war ihr egal. »Das ist kein Opfer. Es ist das, was ich will. Und wenn du mich danach gefragt hättest, hätte ich es dir auch gesagt. Warum hast du mich denn nicht gefragt?«
»Es war unglaublich schwer.« Beschämt verzog Johnny das Gesicht. »Es ist unglaublich schwer, darüber zu reden. Für einen Mann zumindest.«
»Johnny, niemand hat alles, was er sich wünscht. Aber wir haben eine Menge . Und ich verrate dir noch etwas«, fuhr sie fort, ohne zu wissen, woher diese Worte kamen. »Ich werde auch den Rest dieses Sabbatjahres ausnutzen. Ich werde versuchen, so viel wie möglich über Probleme mit geringer Spermienanzahl herauszufinden, und dann werden wir uns Hilfe suchen. Und auch Bertie geben wir nicht mehr ab.«
»Und was ist mit deinem Job?« Johnny schien verwirrt, aber dennoch sehr erleichtert zu sein.
»Da werden wir eine Lösung finden.« Natalie fühlte sich, als sei eine Last von ihr genommen worden, als Johnny plötzlich seine Arme um sie schlang und sie fest an sich drückte. »Ich will ja keine Panik verbreiten«, flüsterte Natalie in sein Ohr und küsste ihn aufs Haar und den Hals. »Aber wir müssen immer noch unseren Hund finden.«
Mit ernster Miene ließ er sie wieder los. »Richtig. Vielleicht hat er mittlerweile allein nach Hause gefunden.«
Während sie mit großen Schritten auf den Wald zueilten, rief Johnny Bill auf seinem Handy an. Vor ihnen gabelte sich der Hauptweg in zwei kleinere Pfade, die zwischen den Bäumen verliefen. Johnny deutete auf den linken Pfad.
»Du nimmst diesen Pfad, während ich auf dem Hauptweg bleibe. Du hast noch Berties Pfeife, oder?«
Natalie nickte, obwohl Bertie nicht ein einziges Mal auf diese Pfeife reagiert hatte. Ihr Mut sank, als sie über den holprigen Weg lief und das Unterholz nach einer weißen Schwanzspitze und braunen Ohren absuchte. Zweige kratzten über ihre Arme und Beine, doch sie schenkte dem keinerlei Beachtung.
»Bertie! Bertie!«, rief sie, wenn sie nicht in die Pfeife blies. Durch die dichten Kiefern hindurch konnte sie auf der anderen Seite Johnny rufen hören. Vor ihrem geistigen Auge tauchten immer wieder schreckliche Bilder von Bertie auf.
Bitte mach, dass es ihm gut geht, dachte sie, und die Tränen liefen ihr über das Gesicht. Wenn es Bertie gut geht, dann wird auch alles andere wieder in Ordnung kommen. Die Sache zwischen Johnny und mir wird wieder in Ordnung kommen, wenn Bertie zurückkommt.
Es fühlte sich an, als würde sie schon stundenlang laufen und rufen, als sie plötzlich etwas Weiß-Braunes an einer Lichtung entdeckte und sich in ihrem Inneren ein Schalter umlegte.
»Johnny! Hierher!«, schrie sie und kämpfte sich durch das Unterholz. Wenn das tatsächlich Bertie sein sollte, dann bewegte er sich nicht. Als sie näher kam, schlug Natalies Erleichterung in Schrecken um: Rotes, geronnenes Blut klebte an seinem schneeweißen Hals und der Schnauze.
27
N atalie hatte keine Ahnung, wie sie sich so schnell durch das Gestrüpp gekämpft hatte. Sicher war nur, dass sie so schnell wie möglich zu ihrem Hund vordringen wollte.
Als sie näher kam, merkte sie jedoch, dass er nicht allein war.
Bertie lag neben einem Jungen, der elendig weinte. Die Schluchzer schüttelten seinen schmalen Körper, und die nackten Arme und Beine waren mit Kratzern und Schrammen übersät. Der Junge hatte Berties mächtigen Kopf auf seinen Schoß gebettet. Das Blut an Berties Schnauze schien nicht daher zu stammen, dass er den Jungen gebissen hatte; auch die Art, wie der Junge ihn umschlungen hatte, ließ nicht darauf schließen, dass Bertie ihn angegriffen hatte.
O mein Gott, dachte Natalie. Bertie musste seine Schnauze in eine Falle gesteckt haben, die dann zugeschnappt war! Sie brachte es nicht übers Herz, sich auszumalen, welche Schmerzen das arme Tier wohl ertragen musste.
Der Basset lag ganz still da, doch als er Natalie erblickte, wedelte
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