Herzschlagmelodie - Band 1
Party werden können. Was für ein Reinfall!
„Gut, wir gehen dann mal“, sagte Sophie und stand auf.
Wir verabschiedeten uns voneinander. Ich stand noch eine Weile in der Haustür und sah ihnen nach, wie sie mit ihren Fahrrädern die Straße entlangfuhren, dann schloss ich die Tür und streifte durchs Haus. Es war so ruhig …
Blacky maunzte mich plötzlich an und weckte mich aus meinen negativen Gedanken.
„Na, mein Süßer?“ Ich hob ihn auf und streichelte ihn. In der Küche gab ich etwas Futter und frisches Wasser in seine Näpfe und beobachtete das kleine, schwarze Fellknäuel dabei, wie es gierig sein Futter hinunterschlang.
„Tiere sind toll. Katzen vor allem. Ihr mögt den Menschen, der gut zu euch ist. Wenn ihr jemanden nicht mögt, weil er euch schlecht behandelt, dann zeigt ihr es dieser Person, indem ihr beißt oder kratzt. Ihr seid immer ehrlich. Wenn die Menschen nur auch so wären …“ Meine Güte! Jetzt sprach ich schon mit der Katze ...
Es war seltsam, so ganz allein in diesem großen Haus zu sein. Meine Mutter war Hausfrau mit Leib und Seele, auch wenn sie seit zwei Jahren eine kleine Boutique betrieb. Dort war sie zwar die Besitzerin, aber nur sporadisch vor Ort. Sie war viel lieber hier, kochte und putzte, backte und organisierte kleine Partys. Mein Vater war als Banker oft unterwegs. Er arbeitete mit Henrys Vater zusammen, der für dieselbe Bank an der Börse tätig war. Henrys Mutter tat es meiner gleich und fühlte sich von deren Boutiqueeröffnung dazu angespornt, Kleider zu entwerfen und einen Onlinehandel zu gründen. Ich erinnerte mich noch daran, wie ich und Henry ihr geholfen hatten, den Keller auszuräumen, sodass ihr Atelier dort Platz fand. Henrys Vater hatte sich lange dagegen gewehrt, doch letztlich mussten seine Modelleisenbahn und der Weinkeller verschwinden. Ein Lächeln huschte über meine Lippen, als ich mich daran erinnerte, wie viel Spaß wir beim Dekorieren und Umräumen gehabt hatten. Doch diese Zeiten waren nun vorbei. Ob Henry je wieder mit mir reden würde?
Ich saß noch eine ganze Weile in der Küche neben Blacky, spielte mit ihm und konnte wieder lachen. Dieser kleine Kater schaffte es, mich mit seiner unbeholfenen Art glücklich zu machen. Er jagte dem Licht des Laserpointers hinterher und rutschte dabei über die Küchenfliesen, maunzte mich an und versuchte in einen Karton zu klettern.
Dann hörte ich die Haustür. Meine Eltern waren zurück! Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war erst kurz vor sechs, viel zu früh eigentlich.
„Du könntest mir wenigstens tragen helfen!“, fluchte meine Mutter genervt und polterte durch den Flur.
„Das sind deine Koffer. Du wolltest ja unbedingt den halben Kleiderschrank mitnehmen, also mecker nicht!“, entgegnete Dad ebenso genervt und schloss die Tür wieder.
„Du hattest ja noch nicht einmal frische Socken dabei!“
„Was? Sicher! Die lagen im Koffer! Hast du etwa meine Sachen durchwühlt?“ Mein Vater klang entsetzt.
„Na, ich wollte halt schauen, was du so einpackst. Ein Hemd, eine Unterhose und ein paar Bücher, das konnte ja nicht reichen. Darum habe ich dir noch Socken eingepackt und alles, was du so im Bad brauchen würdest.“ Meine Mutter reagierte schnippisch. Noch war Zeit zu flüchten. Am besten durch den Garten zu Henry ... Ach ja, das ging ja gar nicht. Verflucht!
„Ich habe aber auch Socken eingepackt! Jetzt tu mal nicht so, als wäre ich ...“
„Schrei nicht so rum! Vielleicht sind Julies Freundinnen noch da!“, zischte meine Mutter plötzlich.
„Nein, die sind schon weg. Schreit ruhig weiter herum. Ich schlafe ja nicht, von daher ...“, schrie ich nun aus der Küche. Eine angespannte Stille erfüllte das Haus, bis ich die eiligen Schritte meiner Mutter hörte.
„Julie!“ Sie kam um die Ecke geflitzt und eilte auf mich zu. „Du bist gar nicht an dein Handy gegangen! “ Mom umarmte mich stürmisch und übersäte mich mit Küsschen.
„Hier war sicher so einiges los .“ Mein Vater kam dazu und sah sich neugierig um. „Es ist so sauber hier. Zu sauber ...“ Er kniff die Augen zusammen wie ein Cowboy in einem Westernfilm und stemmte die Hände in die Hüften.
„Alles Gute ! Jetzt bist du eine Dame!“ Meine Mutter wirkte stolz und ich fühlte mich wie ein Schmetterling, der die letzten Jahre als hässliche Raupe verbracht hatte. War ich nun endlich geschlüpft und konnte meine wunderschönen, bunten Flügelchen ausprobieren? Mh. Ich fühlte mich eigentlich
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