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Herzschlagmelodie - Band 1

Herzschlagmelodie - Band 1

Titel: Herzschlagmelodie - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Sommer
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plötzlich. Er war wohl von meiner gequälten Miene nicht sonderlich angetan. Er seufzte sogar laut und verlagerte sein Gewicht ständig von einem Bein auf das andere. Henry sah mich nicht mehr an, dann schloss er kurz seine Augen und suchte wieder Augenkontakt. In seinem Blick spiegelte sich Unsicherheit, gemischt mit Wut, Verzweiflung und Aggression. Das hatte ich bei ihm noch nie gesehen. Er sah mich beinahe abfällig an, als wüsste er, was nun käme. So wollte ich nie wieder von ihm angesehen werden …
    „Sag’s nur. Worauf wartest du?“ Plötzlich stand Henry ganz ruhig da, als wäre er an einen Pfahl gefesselt und ich stünde hier mit einem Gewehr in der Hand, bereit ihn zu erschießen. Los! Schieß schon!
    „Es ist wegen dem Kuss ...“
    „Das hast du schon gesagt. Weiter?“, drängelte er.
    „Ich war betrunken ...“
    „Das ist aber eine schlechte Ausred e.“ Henry verschränkte seine Arme und sah zu Boden. Er schien kurz nachzudenken, bevor er einen Schritt auf mich zukam und seine Hände wieder locker in die Hosentaschen steckte. „Sag es. Ich will es von dir hören. Sieh mir dabei ins Gesicht und sprich es aus! Es ist doch nichts dabei!“
    Er war wütend. Ich durchwühlte meine Erinnerungen, doch ich konnte mich an keine Situation erinnern, in der Henry je so wütend gewesen war. Ich konnte ihn mir nicht einmal so vorstellen. Bislang war er immer der liebe, ruhige Henry gewesen, die Ruhe in Person.
    „Was willst du denn hören?“ Ich wich vor ihm zurück. Er machte mir Angst und ich verstand nicht, was hier auf einmal los war!
    „Du kannst dich entscheiden. Entweder du lügst mich an oder du sagst mir die Wahrheit. Was hast du bei dem Kuss empfunden? Als ich dich geküsst habe … und du dich an mich geschmiegt hast … Als ich mich von dir gelöst habe und du dich in mein T-Shirt gekrallt hast, um mich dazu zu bewegen, dich ein zweites Mal zu küssen? War das so furchtbar? Dass du dich nicht traust, es mir zu sagen? Habe ich dich bedrängt? War es so schrecklich? Sag schon!“ Seine Aggression mischte sich mit Verzweiflung und ich konnte es nicht länger aushalten.
    „Da war nichts, okay?!“, schrie ich ihn an und sah sofort beiseite, als ich es ausgesprochen hatte. „Ich war betrunken und wäre ich nüchtern gewesen, hätte ich es nie so weit kommen lassen. Wir sind Freunde und das soll auch so bleiben!“ Ich ballte meine Hände zu Fäusten und wollte weitersprechen, doch Henry ging einfach. Er stieg über das Gartentor und lief auf seine Terrasse zu.
    „Warte!“, rief ich Henry nach und wollte ihm schon nachlaufen, doch er drehte sich um und rief: „Lauf mir jetzt ja nicht nach!“ Dann überquerte er die Terrasse, öffnete die Glastür und knallte sie so heftig zu, dass ich dachte, sie würde zerspringen.
    Mein Puls raste. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Wir waren doch noch Freunde! Oder etwa nicht? Liebe machte alles kaputt!
    „Scheiße“, flüsterte ich. Was sollte ich nur tun? Ihm nachlaufen? Hier stehen bleiben oder zurück zu Candra und Sophie gehen? Ich sah hektisch zwischen Henrys Haus und meinem hin und her, fand aber keine Lösung. Genau das hätte nicht passieren sollen!
     
    Ich ließ ihn allein, wie er es gewollt hatte, und rannte ihm nicht nach. Stattdessen ging ich zurück zu Candra und Sophie.
    Wir bestellten Pizza und sahen uns gemeinsam einen Film an. Aber als immer mehr Zeit verging, fragten sie mich doch, was mit Henry los war.
    „Mh … kommt Henry nicht zurück?“ Candra sah unsicher zwischen mir und Sophie hin und her.
    „Nein. Wir haben uns gestritten. Das kommt vor, aber es wird sich schon wieder einrenken.“ Ich tat so, als wäre es ein kleiner, unwichtiger Streit unter Freunden gewesen. Wenn ich ihnen den tatsächlichen Grund genannt hätte, wäre was los gewesen ...
    „Wenn was ist, du kannst mich jederzeit anrufen. Also uns. Okay?“ Sophie wirkte so verständnisvoll, als ob sie mehr wusste. Über was hatten sie und Henry gestern wohl miteinander gesprochen? Ich war wirklich neugierig, aber ich konnte sie jetzt nicht danach fragen.
    „Klar, macht euch keine Sorgen.“ Ich setzte mein schönstes Lächeln auf und hoffte, sie damit überzeugen zu können. „Meine Eltern kommen gleich schon zurück. Die Zeit ist echt viel zu schnell vergangen.“ Am liebsten würde ich sie zurückdrehen, die Zeit. Dann wäre Christian nie in dieses Haus gekommen und Amy und Louise wären auch zu Hause geblieben. Dann hätte es vielleicht doch eine tolle

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