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Herzstoss

Herzstoss

Titel: Herzstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
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dahinter.«
    Marcy spürte einen Stich der Empörung. »Sie glauben, es macht mir Spaß, mich elend zu fühlen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte er provokant. »Ist es so?«
    »Ich will einfach, dass alles normal ist«, sagte Marcy und vergrub das Gesicht in Händen. Mehr hatte sie nie gewollt. »Vielleicht, wenn ich …«
    »Nein«, sagte Liam, hielt plötzlich am Straßenrand und stellte den Motor ab. »Kein Vielleicht mehr.« Und dann küsste er sie, bevor sie noch etwas sagen konnte.
    Es war ein leidenschaftlicher Kuss, der immer drängender wurde. Marcy spürte Liams kräftige Hände an ihrer Hüfte, auf ihren Wangen, in ihren Haaren. Ganz anders als Vic sie gestern Nacht geküsst hatte, dachte sie.
    Was passierte hier, fragte sie sich, als sie sich benommen und atemlos aus Liams Umarmung löste.
    Liam entschuldigte sich sofort.
    »Was sollte das?«
    »Ich wollte dich küssen, seit ich dich zum ersten Mal gesehen hab.«
    »Wirklich? Warum?«
    Liam sah sie so verwirrt an, wie sie sich fühlte. »Mein Gott, Marcy. Musst du das wirklich fragen?«
    Vor Marcys Augen drehte sich alles. Sie starrte auf das leere Feld neben der Straße, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. »Wo sind wir?«, fragte sie, als sie erkannte, dass sie nicht den leisesten Schimmer hatte, wo sie sich befanden.
    »Direkt vor der Stadtgrenze. Es tut mir wirklich leid«, sagte er noch einmal.
    »Nein, es war meine Schuld.«
    Liam lächelte. »Nicht alles ist deine Schuld, Marcy«, sagte er und fügte leise hinzu. »Am Ende wird alles gut, du wirst schon sehen.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann ist es nicht das Ende.«
    Marcy lachte unter Tränen. »Wie bist du so schlau geworden?« Sie griff nach seiner Hand, zog dann jedoch im letzten Moment zurück. So tröstlich seine Umarmung, so erregend seine Berührung auch sein mochte, es waren nicht die Arme, die sie um ihren Körper spüren wollte, erkannte Marcy. Sie sah Vic vor der Tür des Doyle Cork Inn stehen, den verletzten Gesichtsausdruck, mit dem er Liams Wagen am Morgen nachgesehen hatte, als der die belebte Straße hinunter verschwand. Würde er noch auf sie warten, wenn sie zurückkam?
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, atmete Liam tief ein, straffte die Schultern, ließ den Wagen wieder an und wartete auf eine Lücke im fließenden Verkehr. Kurz darauf steckten sie wieder im Stau, Presslufthämmer dröhnten in ihren Ohren.
    »Diese verdammten Baustellen«, murmelte Liam.
    »Davon gibt es jedenfalls reichlich.«
    »Mein Vater war Bauarbeiter«, sagte er, offensichtlich um Konversation bemüht, als sie im Schritttempo Richtung Western Road krochen. »Er ist vor zwölf Jahren beim Einsturz eines Hauses, an dem er gearbeitet hat, ums Leben gekommen. Aus heiterem Himmel, wie man so sagt.«
    »Das tut mir sehr leid.«
    »Das Bauunternehmen hat behauptet, es wäre seine eigene Schuld gewesen. Er hätte einen Helm tragen müssen und so weiter. Sie haben die Beerdigung bezahlt, aber ansonsten haben wir keinen Penny bekommen.« Er schüttelte den Kopf. »Nun denn. Was geschehen ist, ist geschehen, richtig? Ich meine mich zu erinnern, dass ein kluger Mann mal gesagt hat, es hätte keinen Sinn, sich wegen etwas fertigzumachen, das man nicht ändern kann.«
    »Er ist ein sehr kluger Mann«, bestätigte Marcy.
    »Nur nicht der Mann, den du willst.« Er hielt vor dem Doyle Cork Inn.
    »Liam …«
    »Ist schon okay. Am Ende wird alles gut«, sagte er, und seine grüne Augen funkelten. »Und wenn nicht …«
    Marcy stieg aus. Dann ist es nicht das Ende, beendete sie den Satz stumm.

KAPITEL NEUNZEHN
    Sadie Doyle erwartete sie in dem kleinen Empfangsbereich der Pension, die Hände in die breiten Hüften gestemmt. »Das macht fünfzig Dollar zusätzlich für Ihren Gast«, verkündete sie, noch bevor Marcy ganz durch die Tür war.
    »Ist er noch da?«, fragte Marcy hoffnungsvoll und blickte die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer.
    Sadie schüttelte den Kopf, wobei sich die festen Locken ihres grau melierten, rotblonden Haars kaum bewegten. »Nee. Der ist schon vor Stunden gegangen. Er hatte wohl keine Lust mehr zu warten, nehme ich an.«
    Marcy versuchte ihre Enttäuschung mit einem Lächeln zu überspielen. Was hatte sie erwartet? »Hat er eine Nachricht hinterlassen?«, fragte sie voller Hoffnung.
    Erneut schüttelte Sadie energisch den Kopf, sodass der Geruch von schalem Haarspray aufstieg. »Dann setze ich die zusätzliche Gebühr einfach auf Ihre Rechnung, ja?«
    »Ja, tun Sie das.« Marcy ging zur

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