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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Saberton
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heißen.

8
    W usch! Ollie krault wie ein Irrer an mir vorbei und erzeugt dabei einen Tsunami, der mir mit Wucht ins Gesicht klatscht. Hustend und spuckend rette ich mich im Hundepaddelstil an den Rand des Beckens und schnappe nach Luft. Ich bin noch nicht suizidgefährdet, weshalb ich auf Ertrinken keinen gesteigerten Wert lege. Obwohl es vielleicht eine gute Idee wäre, demnächst Ollie zu ertränken, wenn er es weiterhin darauf anlegt, mich mit derart anstrengenden Methoden von meinem Elend ablenken zu wollen.
    »Komm schon!« Ollie tobt an mir vorbei, diesmal auf dem Rücken. »Häng dich rein, Katy. Du weißt doch, dass es was bringt.«
    »Den Teufel tut es«, murre ich grantig. Kann mir mal jemand erklären, was es bringen soll, klatschnass und frierend in den Tag zu starten? Mir ist wohl bewusst, dass mein Leben mit James bisweilen nicht einfach war. Aber wenigstens konnte ich bis halb acht im Bett bleiben, fernsehen und dabei in Ruhe frühstücken. Keiner kam auf die Idee, mich um sechs zu wecken und zu einer derart unchristlichen Zeit ins Schwimmbad zu schleifen.
    Zähnekirschend paddle ich hinter Ollie her. Höchste Zeit, mich endlich bei Tante Jewell einzuquartieren. Ollie mag ja glauben, er tue mir einen Gefallen, indem er mich mit diesen sportlichen Aktivitäten von meinem Herzeleid ablenkt, aber offen gestanden wäre ich in meinem Elend wohl glücklicher. In gewisser Weise hänge ich nämlich ganz gerne im Bett rum, um mich in meinem Leid zu suhlen, ins Kissen zu heulen und diese ganze Herzschmerz-Nummer abzuziehen. Wenn das gut war für die Figuren von Jane Austen, kann es auch für mich nur gut sein.
    Während ich herumpaddle, versuche ich zu ignorieren, dass ich a) total platt bin und b) schnaufe wie Thomas, die kleine Lokomotive, indem ich im Geiste an Das Herz des Banditen weiterschreibe. Gewiss nicht der ideale Ort dafür, aber da ich gegenwärtig von zig Hektolitern Wasser umgeben bin, bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Außerdem möchte ich lieber über Jake und Millandra nachdenken als über das Pflaster, das gerade vor meiner Nase aufgetaucht ist. Ich werde vermutlich Cholera kriegen und sterben, bevor ich das Buch fertigschreiben kann. Literaturkritiker werden die zerfetzten Überreste finden und Tränen vergießen über das zu früh verstorbene Genie. Studenten werden sich mit Interpretationen befassen müssen, und mir zu Ehren wird man im Fernsehen einen Schreibwettbewerb abhalten.
    Sieh dich vor, Joanne K. Rowling!
    Millandra barg ihr Gesicht im Kissen und weinte bitterlich. Drei lange Wochen waren vergangen, seit Jake fortgeritten war, und seither hatte sie nicht ein Wort von ihm vernommen. Jeden Morgen wandelte sie durch den Garten, den zierlichen Körper in einen Samtumhang gehüllt, und stieg hinauf zur Kuppe des Hügels. Dort stand sie im wallenden Nebel und hielt Ausschau nach Jakes ebenholzschwarzem Ross.
    Gewisslich liebte er sie noch?
    Doch warum blieb er ihr fern?
    Während ich am tiefen Ende Wasser trete, fällt mir auf, dass ich keinen blassen Schimmer habe, warum Jake sich nicht bei Millandra blicken lässt. Und mir wird klar, dass ich auch der letzte Mensch auf Erden bin, der diese Frage klären kann. Während Millandra in ihr spitzengesäumtes Kissen weint, ist Jake vermutlich irgendwo auf Sauftour, baggert in Kaschemmen Huren an oder macht Testausritte mit dem neuesten Turbopferd. Wer weiß schon, wie der männliche Geist gestrickt ist?
    Ich nicht, so viel steht fest.
    »Raus mit dir.« Ollie hält mir ein Handtuch hin, während ich mich aus dem Becken wälze wie ein gestrandeter Wal. »Heute warst du schon besser. Geht’s dir gut?«
    »Super«, murmle ich und wickle mich in das Handtuch. Ich bin nass und erschöpft, und in ungefähr dreißig Minuten darf ich die Elfte unterrichten. Oh ja. Mein Becher fließt über.
    »Prima!«, strahlt Ollie. »Morgen wieder?«
    »Kann’s kaum erwarten«, grummle ich, hole meine Tasche aus dem Liegebereich und checke schnell mein Handy, nur für den Fall, dass James vielleicht angerufen hat, während ich im Wasser war. Aber das Display zeigt sich hartnäckig leer. Was keine große Überraschung ist. Vermutlich vögelt er irgendwo mit Alice.
    »Hör auf zu seufzen«, ruft Ollie streng aus der Umkleide. »Und lass es endlich bleiben, dauernd auf das blöde Handy zu schauen.«
    »Schon klar.« Ich lasse das Handy hastig in der Tasche verschwinden.
    »Wir sollten uns ranhalten«, verkündet Ollie. »Trinkst du einen Kaffee mit?«
    »Ich

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