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Heute bin ich blond

Heute bin ich blond

Titel: Heute bin ich blond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie van der Stap
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Vielleicht sterbe ich. Schon bald.«
    »Du stirbst nicht, verdammt.«
    »Morgen wird besprochen, wie es jetzt weitergehen soll. Ob es weitergehen soll und so.«
    »Die machen dich wieder gesund. Da bin ich mir sicher.«
    »Und wieso bist du dir da so sicher?«
    »Die müssen einfach.«
    »Na, dann wird’s wohl so sein. Aber der Arzt hat selbst gesagt: ›Wenn wir dir überhaupt helfen können, dann ist es nicht nur eine Herausforderung, es wegzukriegen, sondern auch zu erreichen, dass es wegbleibt.‹«
    »O Gott. Scheiße. Ach, ich weiß auch nicht.«
    »Wo arbeitest du eigentlich?«
    »Bei Cineac, da filme ich Widerlinge, die sich wichtig nehmen.«
    »Ah.«
    »Soll ich zu dir kommen?«
    »Nein, Annabel kommt gleich.«
    »Gut. Aber du kannst mich jederzeit anrufen, Schatz, das weißt du doch, ja?«
    »Ja.«
    »Auch heute Nacht noch.«
    »Es ist schon heute Nacht.«
    »Ach verdammt, Schatz. Ich liebe dich, vergiss das nicht.«
    »Ich liebe dich auch. Ich muss Schluss machen, Annabel steht vor der Tür.«
    »Ich seh dich doch morgen? Alles Gute, ich denk an dich.«
    »Danke. Tschüs, Schatz.«
    »Schlaf schön.«
    Es war wohl eine Kombination aus seinem schönen braungebrannten Gesicht, den vertrauten Liebkosungen und seinem Jaguar XJS , die bewirkte, dass die Schmetterlinge in meinem Bauch wie wild herumflatterten. Dazu kam natürlich meine Vorliebe für ältere Männer. Dass das heikel ist, kümmert mich nicht. Das Einzige, was mich jetzt kümmert, sind die Menschen, die ich am meisten liebe. Und ihn liebe ich. Rob.
    »Du?«
    »Ja, Schatz?«
    »Ich hab Schmetterlinge im Bauch.« Wir saßen am Noordermarkt in der Sonne.
    »Schmetterlinge?«
    »Ja, deinetwegen. Schon ein paar Tage.«
    »Oje.« Er gab mir einen Kuss.
    »Mein Herzblatt.« Rob nennt mich immer Schatz, Herzblatt oder Liebste. Er kniff mich ins Bein. Rob kneift mich immer in den Arm, ins Bein oder in den Po.
    »Komm, wir gehen.« Er stand auf, zahlte und nahm mich an der Hand.
    »
Sopranos
schauen?«
    »Okay.«
    »Bleibst du über Nacht?«
    »Ja.«
    »Ich bin doch viel zu alt für dich.«
    »Doppelt so alt.« Wir lachten.
    »Das geht doch nicht. Einfach schlafen und sonst nichts«, sagte er.
    »Na und? Ich mag dich eben.«
    Das war gestern. Küssen, kuscheln, miteinander schlafen. Leidenschaft und Sex. Noch schnell in meinen wunderbaren Perückenladen, um Klebestreifen zu kaufen und meine Perücke sexbeständiger zu machen. Ohne Perücke kein Sex, aber dann liegen meine Haare dauernd auf der Bettkante. Es fällt mir noch schwer, mich bei Rob ganz gehenzulassen, aus Angst, er könnte vor dem Ballast zurückschrecken, den ich mit ins Bett nehme. Ich lebe so sehr in meiner eigenen Welt. Vielleicht sind mir meine Perücken deshalb auch so wichtig; dieser kahle Kopf ist so krass.
    »Kommst du, Schatz?« Rob ist aufgestanden, die Badewanne ist voll. Wir bleiben lange drin, so lange, bis unsere Finger schrumplig werden und das Wasser abkühlt. Dann wieder ins Bett und an die Decke.

[home]
    Samstag, 2. Juli 2005
    Jochem trinkt sein Bier aus und bestellt gleich noch eines. Es ist Schlussverkauf, und den will ich mir nicht entgehen lassen. In der Kneipe PC sitze ich über meine rote Suppe gebeugt und frage mich, wo die Tomaten geblieben sind. Ein paar lange, dunkle Haare schwimmen darin, von Oema. Ich verstehe nicht, wie man in dieser Straße eklige Suppe und Gummipute servieren kann. Haben die Neureichen denn keinen Geschmack? Ich sehe mich um und schüttle den Kopf: offensichtlich nicht. Faszinierend.
    Während ich Jochem mit halbem Ohr zuhöre, betrachte ich meine Neuerwerbungen. Hinter Jochem bewegt sich ein Mann im Anzug. Schlank im Anzug. Meine Aufmerksamkeit lässt immer mehr nach, und ich beäuge über Jochems Schulter hinweg den sich bewegenden Mann im Anzug. Schlank im Anzug. Ob er Anwalt ist? Jurist? Arzt? Oder nur Geschäftsmann? Verheiratet? Auf Geschäftsreise? Kinder? Eine Geliebte? Oema vielleicht?
    Ich schlage die Beine übereinander und lasse den rechten Fuß wippen. Stolz betrachte ich die hohen Pumps, die unter meinen Jeans vorschauen, und zupfe an meinen Haaren. Ich nippe noch mal extra an meinem Sprudel; meine Lippen hinterlassen einen fettglänzenden Abdruck am Glas. Sie sind das Wichtigste an mir, das wurde schon deutlich, als ich noch in der Wiege lag. Volle, dicke Lippen. Sie passen hervorragend zu mir als romantischer Nymphomanin.
    Ich war vierzehn, als sie mit der Liebe Bekanntschaft machten. Mit Emiliano, dem Müllmann. Das ist jetzt

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