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Heute morgen und fuer immer - Roman

Heute morgen und fuer immer - Roman

Titel: Heute morgen und fuer immer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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immer harmonisch und fröhlich mit uns gefeiert hatten. Was hatten sie sich Mühe gegeben, uns Kindern ein schönes Fest zu bereiten ... seit sie nicht mehr lebten, fühlten sich die Feiertage einfach nicht mehr richtig an.
    Vor einigen Jahren war ich seelisch in ein besonders tiefes Loch gefallen, das trübe dunkle Wetter hatte sicher dazu beigetragen, wie auch die vielen Reisen, die mich erschöpften. Auf alle Fälle hatte ich mich damals verkrochen, war tagelang nicht aus dem Haus gegangen und hatte begonnen mich zu vernachlässigen. Evi und Helene mussten mich förmlich ans Licht schleifen und brachten mich wieder auf Vordermann, mit Johanniskraut, einem Wochenende voller Sonnenschein, Bewegung in den Bergen und viel Liebe!
    »Ich werde wie jedes Jahr mit Omi, Helene und Maxi im Waldhaus feiern und dann zu Jasper und seiner Familie fahren.«
    Evi schien erfreut, und auch ich war seit Langem mal wieder zuversichtlich, was Weihnachten anging, denn bei Jaspers Familie fühlte ich mich wohl und geborgen.
    Wir gingen zum beruflichen Teil über, Evi fragte mich nach einer bestimmten Passage in Beethovens Sonate 5 in G-Dur, die ich für sie anspielte, um zu zeigen, welches Tempo geeignet war. Plötzlich fühlten sich mein Zeige- und Mittelfinger der linken Hand taub an, und für einen Moment hatte ich kein Gefühl in den Fingern und verfehlte beinahe die Tasten, was Evi zum Glück nicht bemerkte. So viel war mir klar: Es konnte keine Sehnenscheidenentzündung sein, wie ich zuerst angenommen hatte. Ich musste dringend zum Arzt. Auch wenn ich kaum Zeit und Angst obendrein hatte, es könne etwas Schlimmes sein. Wenn ich etwas schon immer gefürchtet hatte, dann dass ich irgendwann nicht mehr spielen konnte und nicht nur meinen Lebensmittelpunkt, sondern auch meine finanzielle Unabhängigkeit verlieren würde. Schließlich hatte ich nichts anderes gelernt, und es hingen einfach zu viele von meinem Einkommen ab. Das Waldhaus, Omi, aber auch Helene und Maxi, für dessen Wünsche und Schulausbildung ich einige Euro springen ließ. Ohne mir etwas anmerken zu lassen, ging ich mit Evi raus, erst zur Toilette und dann zum Orchestergraben, eine Pause tat mir gut. Als ich mich zu ihr setzte, zuckte meine Hand wieder, und unwillkürlich verzog ich schmerzverzerrt das Gesicht und fasste hin. Dieses Mal entging es Evi nicht.
    »Was ist mit deiner Hand?«, fragte sie besorgt.
    »Ach, nichts ...«, versuchte ich auszuweichen.
    »Nun komm schon! Was ist los?«
    Ich sah mich um und vergewisserte mich, dass keiner in der Nähe war.
    Also gut, es war vielleicht auch besser, mal mit jemandem darüber zu reden. »Ach, ich hatte letztlich ein Stechen in der Hand. Und eben waren zwei Finger wie taub ...«
    Evi hörte aufmerksam zu und sprach schließlich eindringlich auf mich ein.
    »Du musst zu Professor Reinicke ins Klinikum rechts der Isar, er ist spezialisiert auf Hände und ein extrem guter Chirurg. Deine Symptome klingen nicht gut, es könnte 'ne beginnende Gicht sein oder ein Karpaltunnelsyndrom, das operiert werden muss! Ich schick dir seine Nummer als Visitenkarte, du versprichst, dass du da hingehst und deine Hand untersuchen lässt, okay?«
    Bevor ich nicken konnte, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Maria, die Schlange, und außerdem Amelies beste Freundin, wo kam die denn her? Hatte sie unser Gespräch belauscht?
    Gespielt besorgt tätschelte sie meinen Arm.
    »Ich bin absolut Evis Meinung, mit Schmerzen in der Hand sollte man als Pianistin nicht scherzen, vor allem, wenn so viele Menschen von einem abhängen und man das große Weihnachtskonzert in der Philharmonie spielen darf. Da müsste man nämlich dringend Bescheid geben, damit die Leitung schnell einen Ersatz besorgen könnte, für den Notfall!«
    Evi gab mir Zeichen, ruhig zu bleiben.
    »Du hast völlig recht, aber zum Glück ist es ja nicht ausgeprägt, und du weißt ja, wie übervorsichtig Evi ist, ich meine, sie ist ja gegen alles geimpft, was man impfen kann!«, versuchte ich, die Situation herunterzuspielen.
    Maria nickte zwar, ging aber mit solch beschwingtem Schritt weiter, als wolle sie sofort Amelie anrufen und ihr brühwarm unsere Unterhaltung petzen. Warum hatten ich und Evi sie nicht bemerkt, das ärgerte mich! Nach der Probe ging das gesamte Ensemble los Richtung Schwabinger Weihnachtsmarkt, wo die Hochschule zum alljährlichen Glühweintrinken aufrief. Den Schwabinger Weihnachtsmarkt sah man bereits von Weitem. Überall hingen Girlanden mit bunten

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