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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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Macy’s.«
    »Na ja, eigentlich ist es ja kein richtiges Einkaufszentrum«, setze ich an, aber sie lässt mich nicht ausreden.
    »Und diese ägyptische Rolltreppe!« Verzückt verdreht sie die Augen. »Wer hätte gedacht, dass die so etwas in den Pyramiden hatten! Unglaublich! ›Ist das zu fassen.Vor so vielen Jahren‹, sage ich immer zu Larry.«
    Verdattert starre ich sie an. Sie glaubt doch nicht ernsthaft … oder etwa doch?
    »Ein Dirty Martini?«
    Larry steht mit einem Cocktailshaker in der Hand da.
    »Ohh, mein Lieblingsdrink«, ruft Cindy, deren Züge sich erhellen - eine reife Leistung, wenn man all die Make-up-Schichten bedenkt.
    »Charlene?«
    »Äh, vielleicht lieber nicht.«
    »Oh, verstehe. Zwölf-Stufen-Programm.« Cindy tippt sich mit Verschwörermiene gegen die Nase.
    Ich sehe sie ausdruckslos an.
    »Anonyme Alkoholiker«, erklärt sie und senkt die Stimme, als gäbe es unwillkommene Zuhörer im Raum. »Alle unsere Freunde sind dabei. Erst kürzlich habe ich zu Larry gesagt, wir sollten vielleicht auch beitreten. Da gibt es tolle Vergünstigungen.«
    »Oh, nein.« Ich schüttle den Kopf. »Ich bin nur mit dem Wagen unterwegs.«
    »Das sagen alle.« Lächelnd nimmt sie das Glas entgegen, das Larry ihr reicht.
    »Nein, ich muss wirklich noch -«
    Aber Cindy fällt mir erneut ins Wort. »Keine Sorge. Ihr kleines Geheimnis ist gut bei uns aufgehoben.« Sie legt sich einen ihrer Acrylfinger auf die kollagenunterspritzten Lippen. »Larry und ich sind die Verschwiegenheit in Person.«
     »Kein Wein für Charlene. Sie ist bei den Anonymen Alkoholikern«, informiert sie lautstark den Sommelier, als er Anstalten macht, den Chardonnay in die Gläser zu füllen. Die Gäste an den Tischen neben uns drehen sich um und starren herüber. Ich spüre, wie meine Wangen vor Scham glühen.
    »Ich bin doch gar nicht -«
    »Ist schon gut, Schätzchen, Sie brauchen es nicht zu erklären«, flüstert sie und tätschelt meine Hand.
    Das war’s. Ich gebe es auf. Mein Name ist Charlene, und ich bin Alkoholikerin.
    Zwei Runden Martinis später. Inzwischen sitzen wir im Restaurant des Hotels. Cindy bestand darauf, ihren Chihuahua Foo-Foo mitzunehmen. Nach einem kurzen Disput - »Hunde sind im Restaurant nicht erlaubt, Madam« - »Foo-Foo ist kein Hund, sondern mein kleiner Goldschatz!« - führt man uns zu einem Tisch, wenn auch mit der strikten Anweisung, dass der »Goldschatz« in Cindys Fendi-Handtasche bleiben muss.
    »Wie gesagt, Ihre Meinung zu den neuen Räumlichkeiten, die wir als Sitz des Flagship-Stores der Star Smile Clinic in Betracht ziehen, würde mich sehr interessieren«, erklärt Larry, zückt eine Broschüre und schiebt das Geschirr beiseite.
    »Ja, natürlich.« Ich nicke, erleichtert, mich endlich auf geschäftlichem Terrain bewegen zu dürfen.
    »Ich habe gerade ein Fax der Innenarchitekten aus L. A. und London zur Ausstattung bekommen. Wir denken an organische Strukturen, an ein völlig neues Einrichtungskonzept,  sehr modern, minimalistisch, großzügig und sexy, dabei aber mit der neuesten technischen Ausstattung. Eine Art Barbarella meets General Hospital.«
    »Verstehe«, sage ich und lasse seine Worte auf mich wirken.
    »Wir hoffen auf eine große Eröffnung im Spätherbst, nach der Komplettrenovierung, obwohl Anfang Dezember vielleicht realistischer wäre.«
    »Das ist ja wunderbar«, sage ich eifrig. »Das bedeutet, wir können die Zeit nutzen, um das Interesse zu wecken und die Bekanntheit in Großbritannien zu steigern. Sie noch bekannter machen, als Sie ohnehin schon sind«, füge ich beim Anblick seiner leicht verkniffenen Miene eilig hinzu. »Die Marke Star Smile etablieren, eine Warteliste auf die Beine stellen, ein paar Prominente ins Boot holen, einen echten Hype schaffen …«
    »Genau.« Er nickt befriedigt.
    »Und Sie sagten, Sie wollten meine Meinung zu Ihrer endgültigen Standortentscheidung haben …«
    »Im Moment sind zwei im Gespräch, beide in der Harley Street.« Er zieht ein Blatt Papier aus der Broschüre und schiebt es mir zu.
    »Natürlich.« Ich werfe einen Blick darauf. Es sind die Grundrisse von zwei Klinikräumlichkeiten, mit Fotos und Zeichnungen. »Aha. Ich sehe schon. Sie sind beide großzügig und haben alles an Ausstattung, was man braucht.«
    »Hmm, ja, ja.« Nickend hebt er sein Weinglas an die Lippen.
    »Die Harley Street ist natürlich eine erstklassige Lage. Immerhin gilt sie als das Zentrum der medizinischen Versorgung.«
    Larry Goldstein lächelt zufrieden.

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