Heute und für immer: Roman (German Edition)
Gattin eines Kongressabgeordneten. Eine sehr vermögende und sehr konservative Familie. Soweit Jordan sich erinnerte, ging damals das Gerücht, dass sie den jüngsten Sohn für einen Posten im Büro des Präsidenten vorgesehen hatten.
Er war ein brillanter Anwalt gewesen, und sein Tod hatte Schlagzeilen gemacht. Und seine Frau … Jordan versuchte sich daran zu erinnern, was er vor siebzehn Jahren über sie gehört oder gelesen hatte. Seine Frau war ebenfalls Juristin gewesen, und sie hatten gemeinsam ein Büro für kostenlose
Rechtsberatung eröffnet, worüber seine Familie nicht allzu glücklich gewesen war.
»Ich erinnere mich, über den Unfall gelesen zu haben«, murmelte Jordan. »Und anschließend hin und wieder Berichte über den Vormundschaftsstreit. Meine Eltern haben gelegentlich darüber diskutiert. Meine Mutter ist mit deiner Tante bekannt. Ja, der Prozess hat damals viel Wirbel gemacht.«
»Kein Wunder«, sagte Kasey und zuckte die Achseln. »Angesehene Politikerfamilie streitet mit Hinterwäldler-Arzt um ein Kind. Das war natürlich ein gefundenes Fressen für die Zeitungen.«
Jordan merkte genau, wie sich Bitterkeit in ihre Stimme schlich, und bat Kasey, ihm mehr darüber zu erzählen.
»Ach, was gibt es da noch zu erzählen?« Sie wäre jetzt aufgestanden, doch seine Arme hielten sie fest. Sein Griff war leicht, aber unnachgiebig. »Solche Vormundschaftsprozesse sind hässlich und ein Albtraum für das Kind, das darin verwickelt ist.«
»Deine Eltern waren beide Anwälte«, warf Jordan ein. »Sie hatten doch gewiss testamentarisch festgehalten, wer im Falle ihres Ablebens dein gesetzlicher Vormund sein soll.«
»Selbstverständlich haben sie das. Mein Großvater sollte es sein.« Wie schaffte er es nur, ihr all dies zu entlocken?, fragte sie sich kopfschüttelnd. Bisher hatte sie noch mit keinem Menschen über diesen Abschnitt ihres Lebens gesprochen. »Doch Testamente können angefochten werden, besonders wenn man vermögend ist und so viel Einfluss besitzt wie meine Tante und mein Onkel. Sie wollte mich – nicht wegen meiner Person, sondern weil ich eine Wyatt war. Das habe ich schon damals begriffen, als achtjähriges
Mädchen. Es war nicht besonders schwer: Meine Tante hat meine Mutter nie gemocht. Meine Eltern lernten sich an der Universität kennen, die berühmte Liebe auf den ersten Blick. Innerhalb von zwei Wochen waren sie verheiratet. Meine Tante hat meinem Vater nie verziehen, dass er eine einfache Jurastudentin heiratete, die nur auf Grund eines Stipendiums an der Georgetown University studieren konnte.«
»Du sagtest, du hast teilweise bei deiner Tante und teilweise bei deinem Großvater gelebt. Was bedeutet das genau?«
»Jordan, das alles liegt schon so lange zurück …«
»Kasey«, unterbrach er sie und drehte ihren Kopf zu sich, damit sie ihn ansah. »Erzähl es mir.«
Sie lehnte den Kopf an seine Schulter und schloss die Augen. Ihr Körper verspannte sich wieder. »Als meine Tante vor Gericht ging, wurde es richtig schlimm. Sie hetzte eine Horde Reporter hinter mir her. In die Schule. Ins Haus meines Großvaters. Sie beauftragte eine Detektei damit, zu beweisen, dass mein Großvater nicht vernünftig für mich sorgte. Na, jedenfalls war es eine ganz schreckliche Zeit für mich. Und schließlich kam mein Großvater zu dem Schluss, dass es einfacher für mich wäre, eine Weile bei meiner Tante zu leben. Er glaubte, ich stünde dann nicht so unter Druck und würde vielleicht am Ende gern bei ihr leben. Damals hasste ich ihn dafür, dass er mich wegschickte. Ich glaubte, er wollte mich nicht mehr um sich haben. Ich kam gar nicht auf die Idee, dass es wahrscheinlich die schwierigste Entscheidung seines Lebens war, denn ich war alles, was ihm von seiner Tochter geblieben war.«
Jordan beobachtete, wie Kasey mit dem Daumen über den schmalen Goldring an ihrem Finger strich. »Meine Tante
besaß ein hübsches Reihenhaus in Georgetown in der fünfunddreißigsten Straße. Es hatte hohe Decken und in jedem Zimmer gab es einen offenen Kamin. Kostbare Antiquitäten und Sèvres-Porzellan. Sie hatte eine Sammlung von Porzellanpuppen und einen Butler, den sie Lawrence nannte.« Kasey wollte wieder aufstehen. Sie musste sich bewegen.
»Nein«, sagte Jordan und hielt sie fest. »Bleib sitzen.« Er wusste, dass sie Mittel und Wege finden würde, um nicht weitererzählen zu müssen, sobald sie einmal aufgestanden war. »Was ist dann passiert?«
»Sie hat mich in Organdykleider und
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