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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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man vor der falschen Seite einer Magnum steht,
verliert man schnell die richtige Perspektive, aber es war sinnlos, jetzt daran
herumzukritisieren.
    Ich schleppte ihn in mein
Schlafzimmer und hob ihn aufs Bett. Mit ein paar Gürteln aus echtem Känguruhleder fesselte ich ihm die Hände hinter dem Rücken
und die Füße. Als ich damit fertig war, hatte Charity ihre Stimme
wiedergefunden.
    »Ist er wahnsinnig, oder was
ist mit ihm?« gurgelte sie.
    »Gewiß«, antwortete ich, und
das schien mir ebenso sinnvoll wie jede andere Antwort. »Und vielen Dank, daß
Sie mir das Leben gerettet haben. Sie hätten es zehn Minuten früher tun können,
wenn Sie nicht so sehr mit Schnarchen beschäftigt gewesen wären.«
    »Und wenn Sie in der vergangenen
Nacht früher zurückgekommen wären, wäre er hier gar nicht hereingekommen«,
entgegnete sie kalt. »Außerdem hätte ich dann vielleicht nicht geschlafen.«
    »Aber Charity Adam«, ermahnte
ich sie, »ich dachte, Sie hätten es seit gestern abend aufgegeben, Lebenserfahrungen zu sammeln.«
    »Kann ein Mädchen nicht mal
ihre Ansicht ändern. Dazu haben Mädchen doch wohl noch das Recht.«
    »Nein, das stimmt nicht ganz«,
antwortete ich. »Ich erkläre es Ihnen ein andermal. Erinnern Sie sich
inzwischen daran, daß ein gesunder Geist in einem gesunden Körper die
seelenloseste Kombination sein kann, die es überhaupt gibt.«
    »Vielen Dank, Professor«,
antwortete sie, »ich... He, wo wollen Sie hin?«
    »Fort«, antwortete ich. »Ich
muß einen Mann wegen eines anderen Mannes sprechen, der zwar nicht da war, dem
aber trotzdem der Arm gebrochen wurde. Bis Mittag bin ich zurück, und diesmal
meine ich es ernst.«
    »Aber warten Sie doch«, klagte
sie. »Sie können mich doch nicht so allein lassen. Was soll ich denn mit
Nicholas tun?«
    »An Ihrer Stelle würde ich die
Schlafzimmertür zulassen, Schätzchen«, riet ich ihr. »Ich habe so eine Ahnung,
als ob Nickyboy nicht gerade in sehr friedfertiger
Stimmung ist, wenn er wieder zu sich kommt.«
    »Und was ist, wenn er krank
ist, wirklich krank?« fragte sie verzweifelt.
    »Wenn er wirklich krank ist,
rufen Sie einen Arzt«, sagte ich. »Im übrigen können Sie tun, was Sie wollen.
Aber lassen Sie sich nicht dazu überreden, ihn loszubinden. Und glauben Sie
mir: das ist in seinem Interesse, nicht in meinem.«
    Ich schloß die Tür schnell
hinter mir, ehe sie weitere Fragen stellen konnte.
    Ich konnte einfach nicht
begreifen, warum sie sich wegen einer simplen Kleinigkeit, wie für ein paar
Stunden mit einem Auge über Nickyboy zu wachen, so
aufregte. Verdammt noch mal, ich verlangte nicht einmal Miete von ihr.
     
     
     

10
     
    »Dr. Frazer ist beschäftigt,
Mr. Boyd«, sagte die Empfangsdame unpersönlich. Ihre Mundwinkel verzogen sich
ganz leicht vor Befriedigung über ihren kleinen Sieg.
    »Was macht er denn?« fragte
ich.
    Sie sah mich an. Ihr Abscheu
war in ihren Augen zu erkennen. Aber dann beherrschte sie ihre Impulse und sah
einfach durch mich hindurch, was einfacher für sie war. Ich hatte kein Recht,
in ihre geordnete und sterile Welt der Würfel und Rechtecke und glatten Oberfläche
einzudringen, für die sie selbst konstruiert worden zu sein schien. Ich hatte
überhaupt kein Recht, hierzusein , und das war ihre
Art, es mir zu verstehen zu geben.
    »Und wie lange wird er denn zu
tun haben?« fragte ich weiter.
    »Ich habe keine Ahnung, Mr.
Boyd.«
    »Eine halbe Stunde? Drei
Wochen? Was hat er denn? Etwa Schwierigkeiten? Einen Kopf, der nicht schrumpfen
will?«
    »Ich halte das alles nicht für
witzig, Mr. Boyd«, entgegnete sie mit vor Entsetzen steifen Lippen. »Und machen
Sie bitte sofort Ihre Zigarette aus.«
    »Aber gern«, sagte ich und warf
den Stummel durch die offene Tür auf den Kiesweg draußen.
    Voll Haß starrte sie eine Weile
den rauchenden Stummel an. Ich hätte ihn verschlingen sollen.
    Zehn Minuten krochen vorüber. Ängstlich
bedacht, keinerlei Lärm zu machen, damit sie nicht aus der Bude hinausgeworfen
wurden.
    »Hat er immer noch zu tun?«
    »Mir ist nichts Gegenteiliges
bekanntgeworden, Mr. Boyd.«
    »Sehr bedauerlich«, sagte ich.
Ich lächelte ihr ermutigend zu, und sie begann ihre Fassung zu verlieren, und
das war etwas, was ihr nie widerfahren durfte.
    Weitere zehn Minuten schlichen
auf Zehenspitzen dahin, und ich stellte ihr die gleiche Frage und erhielt die
gleiche Antwort.
    »Sind Sie wirklich sicher, daß
er tatsächlich zu tun hat, oder hat er nur zu tun, weil er hofft, daß ich nach
ein

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