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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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lachte sie. Noch immer sanken sie tiefer.
    Das Tangmonster senkte langsam den Kopf zu Holly herab. Das Maul öffnete sich, und Zähne aus scharf geschliffenen Muschelschalen glänzten darin wie Perlen. An der Spitze der langen, schleimigen grünen Zunge schimmerte ein Totenkopf.
    Eli. Da war er nun, allen Lebens beraubt wie ihr Vater. Der Totenschädel kullerte aus dem Maul des Monsters und abwärts durchs Wasser.
    »Holly!«, schrie Jer. Seine Stimme vibrierte durch die stürmische See, bis sie gegen die Felsen prallte und zersprang. Funken sprühten zum Mond hinauf.
    Da wusste er, dass er sterben würde. Es war kein Sauerstoff mehr in seinem Körper. Er hatte das letzte bisschen Atem aufgebraucht, um sie zu warnen.
    Und noch immer lachte sie. Sie lachte, während er sich in ihrer Umarmung wand. Dann zerrte sie zwei Mal kräftig an ihm und ließ ihn los. Anmutig packte sie das Tangmonster mit der linken Hand, streckte den rechten Arm aus und stieß gegen seine Schulter. Er schlug mit den Armen um sich und bekam Holly nicht zu fassen. Es war offensichtlich, dass sie ihn nicht verstand.
    Warum braucht sie keine Luft?
    Dann stieß sie ihn wieder. Er sank noch ein Stück, und sie holte mit dem rechten Bein aus und trat ihm mit voller Wucht ins Gesicht. Er hörte ein scharfes Knirschen, als seine Nase brach. Sein Blut stieg pilzförmig vor ihm im Wasser auf und bildete einen scharlachroten Vorhang, durch den er ihr Gesicht kaum noch sehen konnte. Er keuchte und atmete Wasser ein.
    Als er zu ihr aufblickte, begann sie wieder zu lachen.
    »Adieu«, sagte sie, »mon Jean, mon homme, ma vie...«
    Ihr Lächeln erstarb, und ihr Gesicht verzog sich zu einer hasserfüllten Fratze. Da begriff er, dass sie nicht Holly war, sondern Hollys tote Ahnfrau Isabeau, die sechshundert Jahre zuvor geschworen hatte, ihren Ehemann Jean zu töten.
    »Holly«, sagte er, »ich bin es. Jer. Ich bin nicht... Je suis Jean, et tu es ma femme, Isabeau.«
    Ich bin Jean, und du bist meine Frau, Isabeau.
    »Dann wirst auch du sterben!«, schrie er und packte ihren Knöchel. »Stirb mit mir!«
    »Jer, wach auf«, sagte Eve und rüttelte an seiner Schulter. »Ist schon gut. Es ist nur ein Traum.«
    Er öffnete die Augen. Sie waren in ihrem Mansardenzimmer in der Pension in Dover. Die schräge Decke fiel hinter ihr steil ab, und der Wandspiegel zeigte sein entstelltes Gesicht, zu einer Grimasse verzerrt.
    Sie beugte sich über ihn in einem langärmligen Nachthemd aus weißer Seide, das an ein mittelalterliches Unterkleid erinnerte. Er selbst trug unter der Bettdecke ein langärmliges Skiunterhemd und eine Jogginghose. Ein Nebelhorn zerriss die Stille, während er versuchte, sich zu beruhigen. Er hörte sich keuchen. Die Fenster mit ihren Bleisprossen klapperten im Wind. Er roch den Blumenduft von Eves Shampoo, und ihre Körperwärme vertrieb ein wenig die Kälte im Zimmer - aber nicht seine Unruhe.
    »Nur ein Traum ... das ist Blödsinn«, fuhr er sie an. »Wir sind Hexer. Wir können im Traum Menschen töten.«
    »Hast du geträumt, dass Holly dich tötet?«, fragte sie. »Schon wieder?«
    Jer antwortete nicht. Mit versteinerter Miene schlug er die Bettdecke zurück und zwang Eve damit, sich aufzurichten und zurückzutreten. Er wollte nicht, dass sie ihn tröstete. Oder so tat.
    In dem rustikalen Raum standen zwei Einzelbetten. Sie hatten sie auf seinen Wunsch hin auseinandergeschoben und ein Nachttischchen dazwischengestellt. Jetzt bemerkte er den Laptop auf ihrem Bett, dessen Bildschirm bläulich schimmerte. Er fragte sich, ob sie den Obersten Zirkel kontaktiert hatte, um Bescheid zu sagen, dass sie wieder weitergezogen waren. Sie hatte ihm geschworen, ihren Aufenthaltsort nicht zu verraten, solange sie gemeinsam unterwegs waren, aber seit wann konnte man sich auf das Wort eines Hexers verlassen?
    »Möchtest du einen Tee?«, fragte sie und wies auf den elektrischen Wasserkocher, den die Frühstückspension ihnen zur Verfügung gestellt hatte.
    »Ihr Briten. Glaubt wohl, ihr könntet jedes Problem mit einer Tasse Tee lösen.« Es war ihm egal, dass sie verletzt wirkte.
    »Ich habe den Zirkel verlassen«, sagte sie und zeigte auf ihren Laptop.
    Er lachte heiser. »Was hast du gemacht, ihnen ein Kündigungsschreiben geschickt?«
    »Wer redet jetzt Blödsinn? Glaubst du vielleicht, ich möchte einen Meuchler auf mich angesetzt haben?«
    Sie führte ihn zu ihrem Bett und drehte den Laptop herum, so dass er den Bildschirm sehen konnte. Eine E-Mail war

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