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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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geöffnet, in einem Fenster vor ein paar anderen, darunter auch ein Foto von einer schwarzen Katze. Hexer hatten keine Hexentiere. Vielleicht also nur ein Haustier. Die Nachricht lautete:
    Falls Sie einen der Deveraux-Brüder ausfindig machen, versichern Sie ihnen, dass sie uns willkommen sind.
    Das Regime der Moores ist Vergangenheit, und sie haben uns einen Gefallen getan, indem sie auch ihren Vater Michael Deveraux aus dem Weg geschafft haben.
    Im Namen des Obersten Zirkels
    Bryson Saracenz
    Jer las den Brief kommentarlos. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Viele Monate lang hatte er seinen eigenen Zirkel geleitet, den Rebellen-Coven, und er war sicher, dass sie der Aufmerksamkeit des Obersten Zirkels entgangen waren. Falls dieser von der Existenz des Rebellen-Covens gehört hatte, war er wahrscheinlich (zu Recht) davon ausgegangen, dass Jer den Zirkel gegründet hatte, um sich gegen seinen Vater aufzulehnen.
    Jetzt war er der einzige Überlebende. Sein Herz verweilte einen Augenblick bei Kari Hardwicke, die bei dem Überfall auf den Obersten Zirkel umgekommen war. Sie hätte dem Coven gar nicht erst angehören dürfen. Das hatte er von vornherein gewusst, aber er hatte sich blenden lassen.
    Sie war eine aufregende »ältere Frau« gewesen, Doktorandin, und ebenso sexy wie brillant und hartnäckig. Er hatte sich innerlich lange vor Hollys Erscheinen von ihr abgewandt, aber er wusste, dass Kari glaubte, Holly habe ihr Jer ausgespannt.
    »Vielleicht sollte ich lieber nach Holly suchen«, sagte er. »Nicht nach Eli.«
    »Nein«, erwiderte Eve rasch. »Du musst deinen Bruder finden. Die Hexe bringt nichts als Ärger. Du brauchst deinesgleichen.«
    Ich hätte Holly zur Fürstin nehmen können, dachte er und starrte durch die kleinen Fensterscheiben. Der Mond beleuchtete die tosenden Wellen wie mit silbrigen Netzen überzogen. Wen die Cathers-Hexen liebten, der war zum Tod durch Ertrinken verdammt.
    Vielleicht entspringen meine Träume dann Wunschgedanken.
    Er beobachtete das bewegte Meer und wünschte sich, von alledem frei zu sein. Und frei von ihr.
    »Der Tee ist fertig«, verkündete Eve. »Du trinkst ihn schwarz, oder?«
    »Und so heiß wie möglich«, entgegnete er. »Damit er schön in der Kehle brennt.«
    Ihre Hand zitterte, als sie das kochende Wasser in eine weiße Porzellantasse goss.
    Seattle: Dr. Temar
    »Oh mein Gott«, murmelte Dr. Temar, während er die EKG-Ausschläge auf dem Monitor beobachtete. An dem Apparat hing Kari Hardwicke, die seit Monaten tot war. Sie kommt, dachte er schwindelig, weil er seinen Verstand nicht dazu bringen konnte, die richtigen Worte zu formen: Endlich geschieht es. Sie erwacht wieder zum Leben.
    Er trug einen hellblauen OP-Kittel samt OP-Haube, Überschuhen und Handschuhen und blickte immer wieder zwischen dem Monitor und der kleinen, reglosen Gestalt in dem Klinikbett hin und her. Der Herzschlag war kräftiger. Sollte er rasch ein EEG machen? Er wollte die Aktivität ihrer Gehirnströme sehen.
    Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und trat einen Schritt auf ihr Bett zu. Mitten in der Nacht, während eines Unwetters, hatte er sie in ihrer Versandkiste in den Keller seines Queen-Anne-Hauses geschafft. In der Universität konnte er nicht sicher sein, dass sie unentdeckt blieb. Experimente an Katzen waren eine Sache, aber wie hätte er eine menschliche Leiche erklären sollen, falls jemand in seinem Labor darauf gestoßen wäre?
    Sein Haus hatte die Brände und Überflutungen beinahe unversehrt überstanden - ein paar Fensterscheiben waren gesprungen, der Dachboden überschwemmt. Er hatte Planen eingezogen und seine Arbeit fortgesetzt.
    Schweißperlen traten ihm auf die Stirn. Er empfand Ekstase und Grauen gleichermaßen. Seit Jahrhunderten, nein, Jahrtausenden, versuchte die Wissenschaft vergeblich, was ihm nun gelungen war.
    Und auch die Magie hat es versucht, dachte er. Rose und ihre Leute warten auf meine Ergebnisse.
    Und dann war es geschafft.
    Sie lebt.
    Seine Angst verflog, und er eilte an ihre Seite. Ihr Gesicht war totenblass, und feine blaue Linien zeichneten sich unter der Haut ab. Ihre Adern. Sie hatte nie dunkelviolett bis schwärzlich verfärbte Totenflecke gezeigt. Aber rosig, wie bei einem lebendigen Menschen, war ihr Teint auch nicht gerade.
    Vielleicht schafft sie es doch nicht ganz, dachte er besorgt und erinnerte sich an die Katzen, bei denen ihm die Wiederbelebung nicht gelungen war. Seinen einzigen erfolgreichen Fall hatte er Osiris

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