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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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genannt, nach dem ägyptischen Gott, der von den Toten auferstanden war.
    Er wollte nicht, dass Kari über den Anblick der Elektroden an ihrem Körper erschrak, also löste er sanft die Ableitungen an ihren Schultern. Dann verschob er die dünne Bettdecke, um an die Elektroden seitlich und vorn an ihrem Brustkorb heranzukommen. Durch die Operationshandschuhe hindurch spürte er ihre kalte Haut. Er hatte die Temperatur im Raum bewusst niedrig gehalten, um Infektionen vorzubeugen.
    So, geschafft. Am liebsten hätte er auch das Gel abgewischt und die Heftpflaster entfernt, die nötig waren, damit die Elektroden richtig funktionierten, aber er wollte Kari nicht erschrecken. Er legte die grünen, braunen und weißen Elektrodenscheiben auf den stählernen Gerätewagen und deckte sie wieder zu.
    Ihre Lider flatterten, doch die Augen blieben geschlossen. Er sank auf ein Knie und ergriff unter der Bettdecke ihre Hand. Ihre Finger zuckten, und sie packte plötzlich fest zu.
    »Kari, hier ist Nigel.« Seine Stimme brach. »Du warst... du warst sehr krank. Du bist wieder in Seattle. Du bist - in Sicherheit.«
    Sie verzog das Gesicht.
    »Hast du Schmerzen? Ich kann dir etwas dagegen geben.«
    »Kopf. Tut so weh. Und mein... Herz.« Ihre Hand bewegte sich in seiner. Er wurde bleich. Sie sollte nicht herausfinden, was mit ihr geschehen war, noch nicht gleich. Er wusste nicht, was der Schock bei ihr anrichten könnte. Doch all seine sorgfältig zurechtgelegten Worte waren auf einmal wie ausgelöscht.
    »Oh, Kari«, murmelte er, so verliebt und überglücklich, dass er fürchtete, er könnte ohnmächtig werden. »Kari, jetzt ist alles gut.« Er zog seine Chirurgenmaske herab, damit das Erste, was sie sehen würde, sein Gesicht war.
    »Albträume«, krächzte sie. »Hölle.« Eine Träne kroch über ihre Schläfe.
    »Hast du Hunger? Oder Durst?«
    Sie wandte den Kopf und sah ihn an. Ihm gefror das Blut in den Adern. Ihre Augen sahen... tot aus. Wie die Augen eines Roboters, oder eine schlechte Computergrafik. Es war kein Funken Leben darin. Hatte er irgendetwas nicht ganz richtig gemacht? Die Katzen...
    Mit den Katzen stimmt eine ganze Menge nicht, flüsterte eine innere Stimme ihm zu. Und du wusstest, dass das auch bei ihr so sein könnte.
    »Du bist erschöpft«, sagte er.
    Ihre Hand verfing sich in der Decke, und sie zog sie sich von den Schultern und über die halbe Brust hinab. Zum Glück hatte er sie verbunden - er hatte eine Schicht Verbandsmull nach der anderen um ihren Oberkörper gewickelt, nachdem er ihr Herz wieder zusammengesetzt hatte. Und ihren Brustkorb, obwohl er dessen Stücke hatte zusammenkleben müssen wie kleine Puzzleteilchen.
    »Du hast schwere Verletzungen erlitten«, sagte er, als ihm seine einstudierten Erklärungen wieder einfielen. »Eine Freundin von dir hat mich zu Hilfe gerufen. Rose.«
    Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. Ihre Lippen lächelten.
    Aber ihre Augen nicht.
    »Rose, in London. Und sie hat mir geholfen, dich nach Hause zu holen, damit du wieder gesund wirst... Wir hielten es so für das Beste. Du warst sehr schwer verletzt«, fuhr er fort. »Du brauchtest eine Herzoperation. Und... ein paar andere Dinge.«
    Er würde es ihr nicht sagen. Nie. Falls irgendwelche alten Freunde nach ihr suchen sollten, würde er behaupten, das sei alles nur ein Missverständnis gewesen. Sie sei gar nicht gestorben.
    »Ich bin frei.« Das war ihr erster vollständiger Satz. Ihr Lächeln wurde breiter, und er zitterte vor Aufregung. Ihre Augen...
    »Ja. Du bist frei. Schlaf noch ein wenig«, drängte er.
    »Ich... Albtraum.« Ein Schauer ließ sie zittern.
    »Ist schon gut«, sagte er. »Ich bleibe bei dir.« Er drehte sich nach dem Stuhl um, den er hinter ihr Bett gestellt hatte. In seiner Nervosität hatte er den ganz vergessen. Umständlich, damit sie es auch mitbekam, trug er ihn neben ihr Bett und setzte sich. Er lächelte sie an. »So, siehst du?«
    Sie schwieg. Sie blickte auf ihre Brust hinab und lehnte sich dann langsam wieder zurück. Er zog ihr die dünne Decke bis unters Kinn.
    »Gut so?«, fragte er.
    »Kalt«, flüsterte sie.
    »Ich hole eine richtige Decke.« Er rückte den Stuhl vom Bett ab, stand auf und ging quer durch sein Labor zu einem altmodischen Schrank. Er hörte Donner grollen, gefolgt von einem krachenden Blitz. Er betete darum, dass es keine neuen Überschwemmungen geben würde. Er wollte Kari nicht verlegen müssen. Er wollte sie hier haben, sicher, warm und behütet.
    »Die ist

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