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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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dann wieder zu Richard auf. Der Vietnamveteran hob den Kopf und stand lautlos von seinem Stuhl auf. Der Boden bebte erneut, ein wenig stärker, und Richard nahm zwei der vier Maschinenpistolen vom Tisch. Ruhig und konzentriert reichte er eine davon Tommy.
    Es könnte auch nur ein Erdbeben sein, dachte Tommy. Gibt es Erdbeben in England? Oder die Druckwelle eines Überschallfliegers. Es erstaunte ihn nach wie vor, dass die normale Welt - die Welt, die nichts von Hexen oder Zirkeln, Dämonen und Zaubern wusste - weiterhin ihren gewohnten Gang ging. Er wünschte, er wäre ebenso ahnungslos.
    »Ihr beiden wollt heiraten?«, fragte Richard, ohne Tommy anzusehen. Er suchte systematisch mit der Waffe im Anschlag den Boden ab. Dann glitt er langsam über das Parkett, lautlos wie eine Schlange.
    Der Boden bebte erneut.
    »Das kommt aus dem Keller«, bemerkte er über die Schulter. »Willst du das damit sagen?«
    So hatte ich mir das nicht vorgestellt, dachte Tommy mit hämmerndem Herzen. »Ja.«
    Der Veteran stand mit dem Rücken zu ihm, den Kopf zur Seite geneigt, und ließ seinen Blick erneut mit der Waffe im Anschlag durch den Raum schweifen. »Und soll das eine Frage oder eine Mitteilung werden?«
    Tommy schluckte. »Eine Frage.«
    »Du willst meinen Segen?«
    »Ja, Sir.«
    Richard wandte sich halb um. Er lächelte Tommy an und wirkte auf einmal so jung, wie Tommy ihn seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. »Das ist eine nette Geste des Respekts.«
    »Ich respektiere dich eben«, erklärte Tommy schlicht.
    »Und ich dich.«
    Einen Moment lang sahen sie einander an. War das ein Ja? Unsicher räusperte sich Tommy. »Sie sind draußen vor dem Haus. Falls hier gleich irgendwas passiert...«
    Richard nickte. »Geh du zu ihnen. Bring sie ins Gärtnerhäuschen. Und, mein Sohn, die Antwort lautet ja.«
    Wie alle anderen Nebengebäude stand das Häuschen des Gärtners leer. Dem Anwalt zufolge hatten sich bei James Moores Tod sämtliche Bedienstete in Luft aufgelöst. Buchstäblich.
    Tommy nickte und beeilte sich, zusammen mit Richard ins Foyer zu gelangen. Der schwarz-weiße Marmor kam ihm sicherer vor als das Parkett. Richard hob die Hand und drückte seine Schulter, und Tommy lächelte kurz. Dann ging er zur Tür. Richard schlich an der Treppe vorbei. Dort lag die Tür zum Keller, hinter der schlichte Steinstufen hinab in die Dunkelheit führten.
    Der Boiler ist da unten, dachte Tommy. Vielleicht ist er defekt. Was, wenn er in die Luft fliegt?
    Er war noch zwei Schritte von der Tür entfernt, als die Marmorfliesen vor ihm plötzlich zersprangen und einsackten, als hätte jemand ein viel zu schweres Gewicht darauf abgestellt. Tommy warf sich zurück und richtete die Pistole auf die Stelle. Er hatte ein Bild von Nicole, Owen und Amanda vor Augen, die zur Tür liefen und von verirrten Kugeln getroffen wurden.
    »Richard!«, brüllte er.
    »Schon da.« Richard kam hastig zu ihm, und die beiden deckten den Bereich mit den Mündungen ihrer Waffen ab.
    »Wenn sie durch die Haustür kommen - Amanda, meine ich...«
    »Hol sie. Sie sollen sich vergewissern, ob ihre magischen Schutzvorrichtungen noch intakt sind. Irgendetwas ist im Haus.«
    Tommy huschte nach rechts und schnappte nach Luft, als er in eiskalte Luft trat, die seinen Atem in Wölkchen verwandelte. Dann schimmerte die Luft auf einmal in einem grünlichen Dunkelviolett, das sich quer durch das ganze Foyer zog. Es schnitt ihm den Weg zur Tür ab.
    »Amanda!«, rief er und bereute es sofort. Er wusste nicht genau, wo Richard war, und er wollte nichts und niemanden auf sich aufmerksam machen.
    »Komm zurück, mein Junge«, brüllte Richard, doch Tommy blieb, wo er war. Das violett-grüne Licht tanzte wie Funken über seine Haut. Und es wurde dicker, wie zu einer Eisschicht.
    »Tommy!«, schrie Richard.
    Wenn Tommy nicht schon nach Amanda gerufen hätte, wäre er umgekehrt. Zitternd zwang er seine Gedanken zur Ruhe und rief ihr zu: Bleib weg. Lauf.
    Das Licht wurde härter. Erst jetzt bemerkte er, dass es auch sein Gesicht überzogen hatte, und wenn es sich vor seinem Mund und seiner Nase schloss ...
    Richard packte ihn an der Schulter und riss ihn zurück. Tommy wischte sich über Mund und Augen und spuckte auf den Boden aus. Dann blickte er auf und sah das Violett in der Luft pulsieren und eine dunkle, tiefrote Farbe annehmen.
    »Was zum Teufel ist das?«, fragte Richard.
    »Ein Portal?« Tommy wich noch einen Schritt zurück.
    Mit einem gewaltigen Brüllen zersprang das

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