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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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sprechen versuchte, hatte sie Mühe, mehr als drei oder vier Wörter aneinanderzureihen. Sie konnte kaum schreiben.
    Den medizinischen Begriff für diese Sprachstörung, die durch Hirnschädigungen hervorgerufen wurde, kannte sie noch - Aphasie. Im Lauf ihres Volkskunde-Studiums war sie auf Dutzende Märchen gestoßen, in denen die Heldin nicht sprechen konnte - die kleine Meerjungfrau oder das Mädchen in »Die wilden Schwäne«, das zum Tode verurteilt wird, weil es sich nicht verteidigen kann. In einer Seminararbeit zu dem Thema hatte sie die These aufgestellt, dass das einfache Volk mit solchen Geschichten Fälle von Aphasie zu erklären versuchte. Man ging davon aus, dass das Schweigen durch einen Zauber oder einen Fluch verursacht wurde. Vielleicht konnte ein Zauber diesen Fluch dann auch aufheben.
    Vielleicht hatte der Tod ihr aber auch die Sprache geraubt.
    »Hecate, Transportbox«, murmelte Kari mit einem Blick auf die Uhrzeit, die Nigels TV-Receiver anzeigte. Es war fast ein Uhr nachts. Das Taxi hätte schon um Viertel vor eins hier sein sollen. Die Transportbox stand neben Nigels Breitbildfernseher - eine Kunststoffbox mit einer durchsichtigen Klappe. Sie war mit Aufklebern gepflastert, auf denen VORSICHT! LEBENDE TIERE stand. Kari hatte mehrere solcher Boxen in Nigels Keller gefunden - für Versuchstiere, nahm sie an. Wie viele Versuche waren fehlgeschlagen, ehe es ihm gelungen war, Osiris wiederzubeleben? Und sie?
    Hecate starrte sie knurrend an. Kari griff nach der Katze, doch Hecate sprang vom Fensterbrett und trabte zu Osiris hinüber. Die beiden Tiere drehten sich um und glotzten Kari an, dann miauten sie wie aus einem Mäulchen. Es klang sehr traurig und eindringlich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Eine Katze.« Das war eine strenge Vorschrift der Airline. Kari hatte extra mehrmals nachgelesen.
    Ein Bild formte sich in ihrem Geist: Osiris in einer gewöhnlichen Holzkiste, im Laderaum des Flugzeugs. Einfach einpacken und an Bord schmuggeln. Aber sie würden die Kiste röntgen, wie sämtliche Gepäckstücke, um den Inhalt zu überprüfen. Wenn die sie erwischten, würden sie
    Kari womöglich aus dem Flugzeug holen und wegen Tierquälerei anzeigen.
    Er kann nicht sterben, dachte sie. Und dann entstand ein klares Bild von Nigels zahllosen Schlaftabletten in ihren Gedanken. Sie begriff und wich entsetzt vor dieser Vorstellung zurück. Die Katzen wollten, dass sie Osiris eine Überdosis verabreichte.
    Er kann nicht sterben, wurde der Gedanke wiederholt.
    Sie holte tief Luft. »Das Taxi...«
    Wenn du fertig bist, wird das Taxi kommen. Hecate starrte sie mit ihren gelben Augen, die im Licht der zuckenden Blitze zu glühen schienen, hartnäckig an. Kari wusste, dass sie Hecates Gedanken in ihrem Kopf hörte. Ihr war bewusst, dass sie mit einer toten Katze kommunizierte - die offenbar magische Fähigkeiten besaß.
    »Na gut«, sagte sie.
    Kaltes Grauen erfüllte sie, als sie in den Keller hinunterging und die Pillenschachteln aus Nigels Medizinschrank nahm. Sie gab sie in einen leeren gelben Plastikeimer, den sie neben ihrem Krankenbett gefunden hatte. Dabei fragte sie sich, ob er vorgehabt hatte, mit ihr zu schlafen, nachdem er sie wiedererweckt hatte. Sie hatte gewusst, dass er verliebt in sie war. Aber sie hatte nur Augen für Jer Deveraux gehabt. Nigel war zu sehr Gentleman gewesen, um sich ihr aufzudrängen.
    Sie starrte auf das riesige Sortiment Schlaftabletten in dem Eimer. Der Gedanke, sie alle zu schlucken, um auch nur das Bewusstsein zu verlieren, war verlockend, doch sie wusste, dass es damit nicht vorbei sein würde. Sie fragte sich, ob sie in die Hölle würde zurückkehren müssen. Vielleicht hatte Nigel sie in Wahrheit aus einer Art höllischer Traumzeit gerettet, wie Richard Jer herausgeholt hatte?
    Sie ging mit dem Eimer hinauf ins Wohnzimmer. Die Katzen warteten schon auf sie. Hecate leckte Osiris den Kopf. Vielleicht, um ihn zu beruhigen.
    Ein anderes Bild breitete sich in Karis Geist aus: Osiris schlaff und ohne Herzschlag, dann seine Augen, die sich öffneten, als das Herz wieder zu schlagen begann.
    Er konnte nicht sterben.
    Weil er nicht lebt, dachte sie, als sie die erste Schachtel öffnete - ein verschreibungspflichtiges, sehr starkes Schlaf- und Beruhigungsmittel. Sie sah sich selbst sämtliche Kapseln ausleeren und unter das Katzenfutter mischen. Wenn wir tot sind, warum essen wir dann?
    Im nächsten Moment sah sie, wie sie ein Kissen vom Sofa nahm und ihn erstickte. Mit einem leisen

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