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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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glasigen Augen. Nackte Haut gegen nackte Haut. Eine flüchtige Berührung. Von einer Sekunde zur nächsten war das Feuer da. Es war wie in dieser Gasse gewesen. Wie mit Havreux. Und doch wieder ganz anders.
    Sie wusste, sie sollte wieder hinaufgehen. Zurück zu Dr. Jacobs. Irgendjemandem. Sie brauchte Hilfe! Einen Arzt. Stattdessen taumelte sie zu ihrem Auto. Wollte nur noch nach Hause. Was hätte sie auch sagen können? Nichts. Es gab keine Erklärung für das, was geschehen war. Sie hatte diese Frau berührt, und irgendetwas war auf sie übergesprungen. Aber das war unmöglich. UNMÖGLICH!
    In ihrem Inneren war nur noch eins gewesen: ein Schrei. Verzweifelt und ohnmächtig. Und eine vage Ahnung, die sie nicht in Worte fassen konnte. Eine Ahnung, die irgendwo in der Tiefe blanke Angst war.
    Ein Mann hatte ihren Namen gerufen. Eine fremde Stimme. Und doch vertraut. Sie hatte sich nicht umgedreht. War einfach losgefahren. War er ihr gefolgt? Da war ein Wagen gewesen … Sie wusste es nicht.
    Ihr Kopf drohte zu zerspringen. Einmal mehr füllte Galle ihren Mund. Tastete sie nach dem Türgriff. Zitternd. Absolut unkontrolliert. Schüttelfrost. Und schlimmer. Fand ihn nicht. Milliarden giftiger Ameisen krochen über ihre Haut. Schmerz bohrte sich in ihren Magen. Ella krümmte sich. Die Luft fehlte ihr zum Schreien.
    »Dr. Thorens?« Plötzlich war die Tür offen. Ein Schatten beugte sich über sie. »Dr. Tho- …« Sie lehnte sich zur Seite und übergab sich.
    Eine Hand verhinderte, dass sie endgültig aus dem Wagen kippte. Nackte Haut auf nackte Haut. Diesmal schrie sie wirklich. Die Hand verschwand. Ella sackte in sich zusammen. Noch nie zuvor hatte sie jemanden so fluchen gehört. Ihre Stirn schlug auf das Lenkrad.
    Als die Berührung zurückkam, war das Wimmern schlagartig in ihrer Kehle. Berührung bedeutete Schmerz. Sie funktionierte schon wie der Pawlowsche Hund. Aber da war kein Schmerz. Arme schoben sich unter sie. Sie wurde aus dem Auto gehoben, getragen. Kein Schmerz. Nur der, der schon die ganze Zeit in ihrem Körper wütete. Sie verbrannte. Das Licht wechselte von grell zu dämmrig. Klacken wie von einer Tür, die ins Schloss fiel. Sie konnte sich nicht rühren. Die Bewegung endete. Die Berührung verschwand. Kühler Stoff unter ihrer Wange. Ein Schatten. Jemand breitete eine Decke über sie. Fransen auf der Seite. Leise Schritte. Die sich entfernten. Ihr Sofa. Sie lag auf ihrem Sofa. Zitternd und stöhnend zog Ella die Beine an den Leib, versuchte dem Schmerz in ihrem Inneren zu begegnen. Erfolglos. Sie klammerte die Finger in die Decke, weinte hilflos.
    Der Schatten kam zurück.
    »Trinken Sie das, Ella.« Etwas wurde gegen ihre Lippen gesetzt. Die Stimme … bekannt. Hitze strich über ihr Gesicht, floss in ihren Mund. Es schmeckte … gut. Sie schluckte. Die Tasse neigte sich ein wenig stärker. Mehr Hitze in ihrem Mund. Wieder schluckte sie. Und wieder … Bis der Druck gegen ihre Lippen verschwand.
    »Gutes Mädchen«, war das Letzte, was sie für lange Zeit hörte.
    Sie verbrannte nicht mehr. Dafür hatten sich ihre Knochen in nichts aufgelöst. Ihre Lider fühlten sich wie zusammengeklebt an. Irgendwie schaffte sie es, trotzdem die Augen zu öffnen.
    Das Erste, was sie sah, waren lange Beine in abgewetzten Jeans. Entspannt übereinandergeschlagen. Der Knöchel auf dem Knie, eine Hand locker darumgelegt. Ellas Blick huschte höher. Havreux! Er saß in dem Sessel gegenüber dem Sofa und betrachtete sie. Sekunde um Sekunde. Reglos. Schweigend. Die grünen und braunen Sprengsel stachen verwirrend scharf aus dem Grau seiner Iris hervor. Er erinnerte sie an ein Raubtier. Lauernd. Kalt. Tödlich.
    Als er unvermittelt aufstand, zuckte sie zusammen. Noch immer ohne etwas zu sagen, ging er in die Küche. Scharren und Klappern, Metall klingelte gegen Porzellan.
    Ein wenig schwerfällig kämpfte Ella sich in die Höhe. Zu ihrem eigenen Erstaunen gehorchten ihre Glieder ihr zumindest so weit, dass sie sich ein Stück weit aufsetzen konnte. Auch wenn sie gleich wieder mit der Schulter gegen die Rückenlehne sank. Und sich sofort ein scharfes Ziehen hinter ihrer Stirn einnistete. Sie versuchte, es ebenso zu ignorieren wie das vage Gefühl der Übelkeit, das von einem Moment zum nächsten in ihrem Magen saß.
    Die quietschbunte Fransendecke war abwärtsgerutscht, hatte sich um ihre Mitte gebauscht. Ein Teil davon hing halb vom Sofa herunter auf den Boden. Daneben stand … eine Plastikschüssel.
    Plötzlich

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