Hexengift
Geiseln, deren Leben mir sehr am Herzen liegt. Wir hätten nichts gewonnen. Außerdem wissen wir nicht, was Nicolette und Gregor noch alles anstellen. Wenn wir nur Reave ein bisschen ablenken, wird uns das nicht viel helfen.« Sie sah Ted an. Er reagierte nicht, und da keimte der furchtbare Verdacht, dass er der Maulwurf sein könnte, wieder in ihr auf. Warum sagte er nichts? Wollte er nicht, dass sie diesen Kampf gewannen?
»Ted«, sagte Marla schließlich, »Sie waren in letzter Zeit sehr beschäftigt und haben ziemlich viel telefoniert. Worum ging es denn bei diesen Telefonaten?« Sie drückte heimlich auf ein paar in einem bestimmten Muster auf die Tischunterseite geklebte Kaugummis und aktivierte damit einen zeitlich begrenzten Wahrheitszauber. Sollte Ted lügen, würde der Tisch zu wackeln anfangen wie bei einer Séance.
»Ich hatte eine Überraschung für Sie vorbereitet«, sagte er, ohne dass der Tisch sich bewegte. »Ich dachte, es wäre eine
angemessene Art, Ihren Sieg über Reave zu feiern, aber jetzt komme ich mir ziemlich töricht dabei vor, dass ich meine Zeit damit verschwendet habe.«
»Was für eine Überraschung?«
»Sie erwähnten einmal, dass Sie Terry Reeves - den Mann, der Genevieve vergewaltigt hat - gerne in die Finger bekommen würden, damit Sie ihn für das, was er getan hat, bezahlen lassen können. Ich hielt es für möglich, dass er, nachdem er bereits eine Frau vergewaltigt hat, es noch ein weiteres Mal getan hat, also überprüfte ich die Datenbank für Sexualstraftäter und fand einen Mann dieses Namens, der vor kurzem aus dem Gefängnis entlassen wurde und immer noch in Felport lebt. Ich konnte auch ein Foto auftreiben, und er sieht Reave sogar ein bisschen ähnlich - glatzköpfig, leblose, kleine Augen, hässliche Zähne. Ich wollte ein paar von den Polizisten hinschicken, die in Ihren Diensten stehen, und ihn hierherbringen lassen, weil ich dachte, es könnte auch Genevieve helfen, wenn sie wüsste, dass ihr Vergewaltiger verurteilt und bestraft worden ist. Ich entschuldige mich dafür, dass ich auf all das so viel Zeit verwendet habe, ohne …«
»Warten Sie«, unterbrach Hamil. »Sie haben ihren Vergewaltiger ausfindig gemacht? Und Sie wissen, wo er sich im Moment aufhält?«
»Also … ja«, sagte Ted. »Soweit ich weiß, wurde er wegen Genevieves Vergewaltigung nie angeklagt, weil sie nach dem Verbrechen ja katatonisch war. Sie hat seinen Namen nie gegenüber irgendjemandem erwähnt, bis zum heutigen Tag nicht. St. John Austen hat ihn uns mitgeteilt. Genevieve brächte es vermutlich nicht einmal fertig, seinen Namen
auszusprechen, aber sie war ja in seinem Geist, und deshalb kennt sie ihn.«
»Marla«, sagte Hamil, »ich hatte keine Ahnung, dass der Mann immer noch frei herumläuft. Und wenn er noch in der Stadt ist …«
»Heilige Scheiße!«, entfuhr es Marla. Sie sprang von ihrem Stuhl auf. »Ted, Sie sind ein verdammtes Genie . Sie sind zwar auch ein Idiot, dass Sie uns das nicht früher gesagt haben, aber selbst wenn man die Idiotie von der Genialität abzieht, sind Sie immer noch ein Genie. Wo hält sich der Typ jetzt versteckt? Wir brauchen ihn, sofort.«
»Warum?«, fragte Joshua. »Ich verstehe das alles nicht.«
Marla tätschelte seinen Kopf. »Du musst es auch gar nicht verstehen, Süßer. Es reicht, wenn du weißt, dass das ganz wunderbare Neuigkeiten sind. Ted, wie lautet die Adresse?« Ted zog seinen PDA heraus und las seine Notizen vor. Reeves wohnte in einer ziemlich üblen Gegend, aber der Club lag ganz in der Nähe dieser üblen Gegend, also war auch das eine gute Nachricht. »Ted, Sie und Joshua bleiben hier und gehen ans Telefon. Informieren Sie mich, wenn es irgendetwas Neues gibt. Hamil, Rondeau, ihr kommt mit mir.«
»Das könnte tatsächlich funktionieren«, sagte Hamil. »Ich muss nur noch ein bisschen nachdenken, mir die genaue Vorgehensweise überlegen … wir sollten es bei Langford machen, er müsste alles haben, was wir brauchen.«
»Nichts wie los«, sagte Marla. Echte Hoffnung keimte in ihr auf.
»Ich bin ja durchaus froh, dass ich helfen konnte«, meinte Ted, »aber könnten Sie mir auch sagen, wie ich das getan habe?«
»Nachdem wir die Stadt vor dem sicheren Untergang bewahrt haben«, erwiderte Marla.
»Kann ich mitkommen?«, fragte Joshua.
Marla zögerte. Sie ließ ihn nur ungern zurück - sie würde ihn vermissen. »Wenn es funktioniert, werden wir zur Feier ganz phantastisch vögeln, Joshua. Aber jetzt brauche ich dich hier.
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