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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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Celiska so fest an sich pressend, dass sie kaum noch atmen konnte, kämpfte er gegen die Tränen an, die sich ihm aufzwingen wollten. Gleichzeitig fühlte er sein Verlangen nach ihr erwachen und hätte sie auf der Stelle nehmen mögen, wären Temperatur und Umgebung ein wenig freundlicher gewesen.
    Eng umschlungen stand das Paar eine geraume Weile inmitten des innersten Steinkreises und wurde am Ende durch eine bitterkalte Windböe auseinander getrieben, die an ihrer Kleidung zerrte, indem sie in jede erdenkliche Falte fuhr und den Stoff zu mehr oder weniger großen Beulen ausformte, und Eiskristalle mit sich führte, die sie wie Nadeln in Wangen und Hals der Menschen bohrte. Also ergriffen Celiska und Vincent die Flucht, indem sie zum Auto zurückliefen, um sich auf den Rückweg zu ihrem Hotel zu machen. Nach einigen wenigen Kilometern auf der Landstraße beschlossen sie jedoch spontan, die Weiterfahrt zu unterbrechen, um die Nacht im Gasthof des kleinen Dorfes zu verbringen, an dem sie gerade vorbeigefahren waren. Hätte man sie nach dem Grund gefragt, keiner von ihnen hätte es erklären können. Aber der Wunsch, ein wenig länger in dieser Gegend zu bleiben, erschien ihnen mit einem Mal so zwingend, dass sie einfach nicht widerstehen konnten.
    Man empfing sie überaus freundlich, auch wenn man ihnen recht eigentümliche Blicke folgen ließ. Schließlich konnte sich Vincent nicht mehr zurückhalten und fragte den Wirt, ob er etwa einem gesuchten Verbrecher ähnele, woraufhin dieser ein merkwürdig unterwürfiges und um Entschuldigung heischendes Grinsen sehen ließ.
    „Waren Sie schon mal in unserem Kloster?“, fragte er, statt zu antworten. Da sein Gast den Kopf schüttelte, nickte er nachdrücklich, als wolle er sich selbst etwas bestätigen. „Sollten Sie unbedingt mal hin“, empfahl er. „Dann verstehen Sie vielleicht, warum die Leute Sie und Ihre Begleiterin ansehen, als seien Sie Geister!“
    Vincent rang sich zu einem nichts sagenden Lächeln durch, denn er wollte nicht unhöflich erscheinen, auch wenn er die Leute allesamt für übergeschnappt hielt. Es war eine einsame Gegend hier, stellte er für sich fest. Da nutzte man verständlicherweise jede Gelegenheit, um sich ein wenig zu amüsieren – und wenn es nur ein harmloser Scherz auf Kosten eines ahnungslosen Touristen war. Also ließ er sich den Schlüssel zu dem einzigen Gästezimmer des Hauses geben und stapfte dann mit großen Schritten davon. Er hatte die Gaststube kaum verlassen, da waren die Worte des Hausherrn auch schon wieder vergessen.
    Am nächsten Morgen wollte das Paar auf direktem Wege zurück nach Salisbury, verfehlte jedoch die richtige Abzweigung. Statt also auf die breite Schnellstraße zu kommen, welche alle kleineren Ortschaften umging, fand es sich urplötzlich auf einem besseren Feldweg wieder, der so schmal war, dass gerade mal ihr Kleinwagen genügend Platz hatte. Schon allein deshalb war an ein Wendemanöver gar nicht erst zu denken – es sei denn, man riskierte es, auf das angrenzende Feld zu fahren und sich dort im Schlamm festzusetzen. Es gab demzufolge nur eine Möglichkeit: weiterfahren, bis man irgendwo gefahrlos umdrehen konnte.
    Vincent fluchte im Stillen vor sich hin, warf Celiska ab und an einen um Entschuldigung bittenden Blick zu und atmete sichtlich auf, als er schließlich die Spitze eines Turmes vor sich auftauchen sah. Ein Kirchturm, dachte er erleichtert. Wo eine Kirche war, musste es auch ein Dorf geben. Und wo ein Dorf war, gab es sicher auch eine Wendemöglichkeit. Merkwürdig war nur, dass ihm die Gegend auf einmal so vertraut vorkam, als wäre er schon einmal … Nein, es kam ihm alles so bekannt vor, als sei er schon mehrmals hier gewesen. So als wäre er … Gerade so, als wäre er hier geboren und aufgewachsen! Aber das war er nicht, vergewisserte er sich, während er langsam weiterfuhr. Er war zum ersten Mal in seinem Leben in Großbritannien. Auf jeden Fall in diesem Leben …
    Über sich selbst den Kopf schüttelnd, folgte Vincent der engen Straße, bis er nicht mehr weiterkonnte. Unvermittelt waren sie vor einem großen hölzernen Tor angelangt, hinter dessen geschlossenen Flügeln der weitere Weg verschwand und welches zu beiden Seiten von hohen Mauern flankiert wurde. Mit einem schnellen Rundblick erkannte er, dass er nun gefahrlos wenden konnte, wenn auch mit Hilfe mehrerer Rangiermanöver, tat jedoch nichts dergleichen. Stattdessen saß er bloß da und wusste nicht, was er als Nächstes

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