Hexenjagd
kümmert. Es sei denn, da ist was im Busch!“
Die junge Frau sparte sich eine Erwiderung. Was auch immer sie sagte, dachte sie traurig, die Mutter würde es so oder so nicht glauben wollen.
3
Die beiden Frauen saßen allein an einem der Kantinentische und studierten gemeinsam die aktuelle Tageszeitung. Einige Anzeigen waren zwar schon mit einem Stift markiert, doch ein richtig tolles Angebot hatte Celiska noch nicht gefunden.
„Guck mal hier!“ Verena wies mit dem Zeigefinger auf eine unscheinbare Annonce. „Hört sich zwar ein bisschen komisch an, aber es wäre genau das, was du suchst. Zwei Zimmer, Küche und Bad. In einem Zweifamilienhaus. Möchte nur mal wissen, warum die auf einem Paar bestehen. Kann ihnen doch schließlich egal sein, solange sie die Miete pünktlich bekommen.“
„Vielleicht haben sie schlechte Erfahrungen gemacht“, vermutete Celiska. „Ich würde mir die Leute in diesem Fall auch sehr genau ansehen. Zeig mal!“ Sie nahm das Blatt in die Hand und las die wenigen Worte sehr gründlich. „Werde ich mal anrufen“, beschloss sie am Ende laut. „Fragen kostet schließlich nichts.“ Während sie sprach, trennte sie vorsichtig das Inserat heraus, faltete es sorgfältig zusammen und steckte es in ein Seitenfach ihrer Handtasche. Die Mutter sollte nicht noch einmal Gelegenheit haben, ihre Pläne zu durchkreuzen, dachte sie trotzig.
„Frau Falquardt!“
Celiska fuhr unwillkürlich zusammen, denn die Stimme des Seniorchefs hallte unangenehm laut durch den halb leeren Raum.
„Gut, dass ich Sie hier treffe.“ Kaum am Tisch angekommen, setzte er sich unaufgefordert zu ihnen. „Ich habe eine große Bitte an Sie. An Sie auch, Frau Seger. Ich brauche heute Abend zwei Damen, die mich zu einem Geschäftsessen begleiten.“ Da man auf diese Eröffnung nicht gleich reagierte, beschloss er, eine Erklärung folgen zu lassen: „Sie brauchen sich wegen der Überstunden keine Gedanken zu machen, verstehen Sie. Wird natürlich entsprechend honoriert. Aber ich bin wirklich auf Ihre Hilfe angewiesen, das können Sie mir glauben. Die Herren sprechen nämlich nur englisch, was mir ehrlich gesagt sehr schwer fällt.“
„Wäre es nicht klüger, eine der älteren Damen zu fragen?“, fragte Verena ernst. „Sie wissen, wie peinlich man darauf achtet, dass die Rangordnung eingehalten wird. Es wäre uns sehr unangenehm, wenn sich dadurch die eine oder andere Kollegin benachteiligt fühlen würde.“
„Sie brauchen wirklich keine Skrupel zu haben“, versicherte Redehof Senior. „Ihre Kolleginnen haben alle Familie, so dass ich sie nicht auch noch am Abend belästigen möchte. Außerdem kann keine der anderen Damen mit Ihren Qualitäten aufwarten. Ihre Sprachkenntnisse und Ihr Fachwissen sind auf dem neuesten Stand, was ich sehr zu schätzen weiß. Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich nicht nur deshalb an Sie gedacht habe.“ Er betrachtete die beiden Frauen mit offensichtlichem Wohlwollen. „Wenn man schon den Abend mit Geschäften vergeuden muss“, sagte er lächelnd, „dann aber bitte in angenehmer und hübscher Gesellschaft! Meine Frau ist leider verhindert, aber ich möchte den Herren doch ein gehöriges Maß Gastfreundschaft bieten. Schließlich muss ich sie ja bei Laune halten.“
Celiska warf ihrer Freundin einen verunsicherten Blick zu, konnte jedoch aus deren Gesichtsausdruck nicht schließen, was sie über die Sache dachte.
„Wann und wo ist denn dieses Essen?“, fragte Verena.
„Heute Abend um acht Uhr im Theaterrestaurant“, erwiderte er. „Wenn Sie möchten, lasse ich Sie zu Hause abholen und dort hinbringen.“
„Nicht nötig“, winkte sie ab. „Wir kommen schon hin.“
Da es nichts weiter zu besprechen gab, verabschiedete sich der Seniorchef schnell, aber überaus höflich, was wiederum neugierige Blicke von den Nachbartischen zur Folge hatte. Er war schon lange weg, da starrte Celiska immer noch schweigend auf ihre Hände hinunter. Die Knöchel ihrer krampfhaft verschränkten Finger schimmerten weiß.
„He!“ Verena schubste sie liebevoll an. „Du siehst ja aus, als habe er dich zu deiner Hinrichtung befohlen! Was ist denn bloß los mit dir?“
„Weißt du“, Celiska musste schlucken, um weitersprechen zu können, „der Junior hat mich auch schon einmal um so einen Gefallen gebeten. Aber da wurde ich krank. Jetzt kommt der Alte mit derselben Bitte. Und ich … Eigentlich will ich … Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll.“
„Was denkst du
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