Hexenjagd
Ihr wollt“, wütete er unterdessen ungeachtet ihrer Schmerzenslaute, „kann man das ja gleich regeln. Ihr müsst gar nicht auf einen heimtückischen Räuber warten. Dafür ist dann wohl jeder Mann gut genug – also auch ich!“ Sprach’s und zog sie auch schon heran, um sie mit aller Kraft an sich zu pressen und ihren erschrocken geöffneten Mund mit seinen Lippen zu bedecken.
Celia fühlte ihre Sinne schwinden, registrierte aber noch, dass sein zunächst strafender Kuss jäh an Härte verlor, um sich zu einer Liebkosung zu wandeln. Dann wurde sie von einer gnädigen Schwärze umhüllt.
Victor bemerkte die Ohnmacht seiner Gefangenen nicht gleich, denn seine Aufmerksamkeit galt allein seinen eigenen Gefühlen, die es im Zaum zu halten galt. Als ihm jedoch bewusst wurde, dass das Mädchen besinnungslos in seinen Armen hing, nahm er die leblose Gestalt auf und trug sie zum nächstbesten Baum, um sie dort in den Schatten zu legen. Selbst auf den Knien verharrend, betrachtete er das wachsbleiche Mädchenantlitz, presste für einen Moment die Lippen zusammen und fluchte aufs Neue. Sie war ein sorgloses, nichts ahnendes Kind, grollte er insgeheim. Da spazierte sie im Garten herum, gerade so, als gäbe es keinerlei Gefahren für sie! Und wenn nun statt seiner ein anderer aufgetaucht wäre? Sie war schön – schöner, als ihr gut tat! Die makellose Figur, die sich da unter der einfachen Kleidung abzeichnete, war gut gewachsen und von ebenmäßiger Schönheit. Nicht umsonst hatte sich Nicholas ausgerechnet diese Kleine ausgesucht, wo ihm doch so viel Auswahl zur Verfügung stand. Ihre natürliche Frische und die reine Zartheit der weichen Haut ihres Dekolletés würden jeden Mann um den Verstand bringen, der sich in ihre Nähe traute. Also warum nicht auch Nicholas, obwohl dieser nur sich selbst und seine Schönheit zu bewundern schien!
Gedankenverloren hob Victor die Hand und strich mit dem Zeigefinger unendlich zärtlich über die sanft geschwungene nackte Schulter der Bewusstlosen – bis hinab zum Ansatz ihrer wohl geformten festen Brüste, wo er die Bluse zurecht zupfen wollte. Doch kaum hatten seine Finger den groben Leinenstoff ertastet, hielt er jäh inne, musterte ihre Aufmachung noch einmal sehr gründlich und runzelte nachdenklich die Stirn. Wieso trug sie Bauernkleidung? Und wieso hatte er den Eindruck gehabt, sie sei gerade erst im Obstgarten angekommen – aber nicht vom Herrenhaus aus? Was machte sie eigentlich außerhalb des Anwesens?
Das leichte Flattern ihrer Lider machte Victor deutlich, dass Celia auf dem besten Wege war, ihre Ohnmacht zu überwinden. Dabei wurde ihm schlagartig klar, in welch verfänglicher Situation er sich befand. Sie würde denken, er habe ihren wehrlosen Zustand zu schändlichen Taten genutzt! Also zupfte er mit einer schnellen Bewegung die heruntergerutschte Bluse zurecht und hatte gerade noch Zeit, um sich aufzurappeln, ehe sie die Augen aufschlug und verwirrt zu ihm aufsah.
„Was habt Ihr hier getrieben?“ Statt sich für sein ungehöriges Benehmen zu entschuldigen, was eigentlich vonnöten gewesen wäre, flüchtete er sich in einen aggressiven Tonfall, wohl wissend und darüber enttäuscht, dass er im Grunde nicht das kleinste Recht hatte, sie zur Rede zu stellen.
Seine laute Stimme ließ Celia sichtlich zusammenfahren. Gleich darauf drückte sie sich näher an den Baum heran, als erhoffe sie sich von dort Schutz vor dem aufgebrachten Mann, der, einem selbstgerechten Rächer gleich, vor ihr aufragte. Sie schluckte mehrmals, brachte jedoch keinen Ton hervor, während ihr Blick wie gebannt an seinem wutverzerrten Gesicht hing. Ob dieser aufregende Mund wohl jemals ein liebevolles Lächeln zustande gebracht hatte, fragte sie sich unvermittelt. Der Gedanke war kaum zu Ende gedacht, da fühlte sie ihre Wangen brennen, machte ein schnelles Kreuzzeichen über der Brust und senkte die Augen.
Die Lippen ärgerlich aufeinander pressend, weil er nicht auf der Stelle eine Antwort bekam, beugte sich Victor indes zu der jungen Frau hinab, packte ihren Arm und zog sie auf die Füße. „Redet endlich!“, fuhr er sie rüde an.
„Ich … Bitte, Ihr tut mir weh“, klagte sie mit unsicherer Stimme.
Augenblicklich ließ er sie los.
„Also?“ Die Brauen finster zusammengeschoben und die Arme vor der Brust verschränkt – was nicht nur der Einschüchterung, sondern auch der Kontrolle seiner Hände diente, die partout wieder in ihre Richtung wollten –, betrachtete er sie
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