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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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wahrnahm, besann sie sich auf ihre eigentliche Aufgabe und eilte schleunigst zu dem Tischchen, welches direkt neben dem Diwan aufgestellt war, um den Teebecher darauf abzusetzen.
    „Du wirst dein Verhalten noch bereuen!“ Victors düstere Drohung ließ Celia ebenso zusammenfahren wie Lady Langley. Doch das kümmerte ihn nicht. Stattdessen stapfte er ohne einen Abschiedsgruß mit großen Schritten davon.
    „Also, manchmal ist er wirklich unmöglich“, schimpfte die alte Dame, sobald auch Nicholas den Raum verlassen hatte. „Er ist gerade erst gekommen, und jetzt rennt er schon wieder davon. Ich weiß auch nicht. Die beiden können nie lange zusammen sein, ohne sich sofort zu streiten. Er kann es einfach nicht lassen. Obwohl er weiß, dass sich Nicholas nie etwas vorschreiben lässt, krittelt er ständig an ihm herum, nur weil der seine Leute nicht so behandelt wie er selbst. Scheint ein Erbe seiner Mutter zu sein, dass er sich so sehr zum einfachen Volk hingezogen fühlt.“
    Der verächtliche Ausdruck, der sich bei diesen Worten auf dem alten Frauengesicht ausbreitete, versetzte Celia einen leisen Stich. Schon drauf und dran, eine passende Erwiderung von sich zu geben, erinnerte sie sich gerade noch rechtzeitig an Victors Warnung, was die Empfindlichkeit der alten Dame gegenüber persönlicher Kritik betraf, und nahm sich in letzter Sekunde zusammen.
    „Wenn ich nicht genau wüsste“, fuhr Lady Langley auch schon fort, „dass mein verstorbener Mann sein Erzeuger war, könnte man meinen, Victor wäre ein ganz gewöhnlicher Bauernlümmel. So wie er sich manchmal benimmt, könnte man wirklich Zweifel an seiner Herkunft bekommen.“ Kaum hatte sie zu Ende gesprochen, registrierte sie die fassungslose Verblüffung in dem schönen Mädchengesicht und verfiel augenblicklich in ein schadenfrohes Kichern. „Hast du das etwa nicht gewusst?“, fragte sie erheitert. „Jedermann hier im Haus weiß doch von der Affäre meines Mannes mit der Tochter des Dorfältesten und damit von Victors Herkunft. Hat man dir denn nicht erzählt, dass mein Bräutigam kurz vor unserer Hochzeit noch in ihr Bett gekrochen ist, weil ich unberührt in die Ehe gehen wollte? Nein? Merkwürdig.“
    „Aber … Ihr …“ Celia biss sich erneut auf die Unterlippe. Blind, schalt sie sich im Stillen. Wieso war ihr bis jetzt noch nie aufgefallen, dass Victor die gleiche Augenfarbe hatte wie Nicholas, besser gesagt, beide die gleichen Augen besaßen wie Lord Langley, dessen Porträt im Schlafgemach der Herrin hing. Ein Kind der Sünde! Aber … „Wieso duldet Ihr ihn in Eurem Haus?“, platzte sie heraus.
    „Was für eine Frage, Liebchen.“ Lady Langley lächelte nachsichtig. „Männer sind so schwach“, hub sie mit sanfter Stimme an zu erklären, als wolle sie einem begriffsstutzigen Kind etwas begreiflich machen, was dieses sowieso nicht verstehen würde. „Sie bedenken nicht, was sie anrichten! Sie suchen nur ihr eigenes Vergnügen, ohne an die Folgen zu denken. Nun – Victors Mutter hat schwer büßen müssen, verstehst du, weil sie der Begierde ihres Herrn bereitwillig nachgegeben hat. Man hat sie hernach verspottet und verachtet und schließlich mit einem Mann verheiratet, der sie dann weggebracht hat. Niemand weiß, wohin sie gegangen sind. Aber den Jungen ließen sie zurück! Er ist hier in diesem Haus aufgewachsen. Ich habe ihn aufgenommen, nachdem ihn auch die Familie seiner Mutter nicht haben wollte, weil ich nicht zulassen konnte, dass er auf der Straße verhungert.“ Einen Schluck aus dem Teebecher nehmend, seufzte sie leicht, bevor sie fortfuhr: „Ich hielt es für meine Christenpflicht, mich um den armen Jungen zu kümmern. Vielleicht fühlte ich mich auch schuldig, weil es allein durch meine Sturheit zu seiner Zeugung gekommen war. Was auch immer der Grund war – ich nahm ihn hier auf und erzog ihn gemeinsam mit meinem eigenen Sohn. Anfangs lief es auch ganz gut. Doch dann begannen die Streitereien zwischen den Jungen, was meinen Gatten immer mehr gegen Victor aufbrachte. Er hat ihm schließlich ein eigenes Haus und ein paar Ländereien überlassen, weil er ihn damit aus dem Weg schaffen wollte. Also hat sich Victor mit vierzehn Jahren Aufgaben stellen müssen, die einen erwachsenen Mann überfordern können. Nun ja. Sein Vater hat wohl durch dieses großzügige Geschenk auch seine Schuld an ihm gutmachen wollen, aber das Gegenteil erreicht. Wie du unschwer erkennen kannst, hat Victor seinen Erzeuger nie so recht

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