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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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nunmehr verteidigen zu müssen, auch wenn sie sich nichts vorzuwerfen hatte. Auf den hasserfüllten Ausdruck in dem alten Gesicht war sie allerdings nicht vorbereitet, als sie Lady Langley entgegentrat, und zuckte erschrocken zurück.
    „Man hat mich vor dir gewarnt“, zischte die alte Dame böse. „Aber ich hab es nicht glauben wollen. Bis gestern hab ich es nicht glauben wollen. Doch nun gibt es keinen Zweifel mehr. Du hast mir etwas in meinen Schlaftrunk gemischt, damit ich sterben sollte! So ist es doch, nicht wahr?“, unterstellte sie zornig. „Gestehe! Man hat dich sowieso entlarvt. Also gestehe freiwillig, oder ich lasse dich verhören!“
    Celia hörte das Blut in ihren Ohren rauschen und konnte kaum noch stehen. Dennoch wollte sie antworten – wollte die gemeine Lüge nicht auf sich sitzen lassen. Zumindest wollte sie klarstellen, dass sie wohl die Allerletzte war, die ein Interesse daran hatte, Lady Langley zu schaden. Sie wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, kam jedoch nicht dazu, weil sie just in diesem Augenblick gepackt und beiseite geschoben wurde.
    „Was soll dieses alberne Theater?“ Victor hatte bereits das eine oder andere Gerücht über Celia mit angehört – wenn auch nicht immer freiwillig –, diesem dummen und abergläubischen Gerede jedoch keine große Bedeutung beigemessen. Doch nun sah er sich gezwungen einzuschreiten, zumal er sich sicher war, durch sein Eingreifen eine zu Unrecht Beschuldigte vor schlimmen Konsequenzen bewahren zu können. „Seid Ihr noch bei Sinnen?“ Augenblicklich wurde ihm bewusst, wie angriffslustig er klang. Also mäßigte er seinen Ton, wohl wissend, dass er Lady Langley nicht anschreien durfte, wollte er nicht genau das Gegenteil seiner Absicht erreichen: „Wollt Ihr wirklich eine Unschuldige wegen Hexerei anklagen und auf einem Scheiterhaufen verbrennen lassen? Nur weil man Euch einredet, sie wäre mit dem Satan im Bunde, diese Behauptung aber nie und nimmer beweisen kann, weil sie schlicht erlogen ist? Wollt Ihr einen Mord auf Eure Seele laden?“
    „Was fällt dir ein?“, empörte sich die alte Dame. „Wer gibt dir das Recht, so mit mir zu sprechen? Du vergisst wohl …“
    „Ich nehme mir das Recht, meine Ziehmutter vor einer Todsünde zu bewahren“, unterbrach Victor unbeeindruckt. „Und das, was Ihr da vorhabt, ist eine Todsünde!“ Ohne jede Vorwarnung langte er nach Celias Arm, zog sie grob zu sich heran und schob sie dann einen kleinen Schritt vor. „Seht sie Euch an“, forderte er. „Sieht so eine Hexe aus? Und betet eine Hexe dreimal am Tag zu Gott und der Heiligen Jungfrau?“ Weil die alte Frau daraufhin bloß die Lippen aufeinander presste, ließ er das Mädchen los, um sich auf die Kante des Diwans zu setzen. „Bitte, überlegt sehr gut“, mahnte er ernst. „Wenn Ihr jetzt so übereilt handelt, könnte es Euch später reuen. Lasst ein wenig Zeit vergehen. Wenn Ihr dann wirklich eindeutige Beweise vorlegen könnt, könnt Ihr immer noch Anklage erheben.“ Während er auf sie einredete, nahm er die Hände der alten Dame in seine und sah sie dabei bittend an. „Ich möchte nicht, dass Ihr dem Höllenfeuer anvertraut werdet, nur weil Ihr aus Zorn gehandelt und das Leben eines unschuldigen Menschen auf Euer Gewissen geladen habt.“
    Wie immer vermochten seine Anwesenheit und seine Worte Lady Langley zu besänftigen. Sie hätte es nie offen zugegeben, doch sie liebte ihn beinahe mehr als den eigenen Sohn, weil er im Gegensatz zu Nicholas all die Eigenschaften in sich vereinte, die ihrer Meinung nach einen guten und rechtschaffenen Mann ausmachten. Allein um sich seine Hochachtung zu bewahren, war sie bereit, auf seine Forderung einzugehen, wohl wissend, dass sie im Grunde keine bessere Entscheidung hätte treffen können. Dennoch maß sie Celia mit einem Blick, der sowohl ihre Enttäuschung über den Verrat ihrer Lieblingsgesellschafterin als auch ihre Abscheu vor der vermeintlichen Giftmischerin deutlich machte.
    „Ich mag sie nicht mehr sehen“, klagte sie in Victors Richtung. „Schafft sie weg. Meinetwegen soll sie zu den Eltern zurückgehen, bis ich mich entschieden habe, was mit ihr geschehen soll.“ Da sich daraufhin ein kaum sichtbares Lächeln auf seinen Lippen breit machte, nahm sie dies als Beweis seiner Zuneigung. „Außerdem geht es mir wieder gut“, versicherte sie nun im versöhnlichen Tonfall. „Wenn sie wirklich etwas in den Trank gemischt hat, war es zumindest kein Gift. Aber trotzdem war ich

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