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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Einsatz, dachte er. Ich habe Tweed unterschätzt. Wir werden ihn ein wenig in die Zange nehmen müssen.

4.
    Howard machte sich nicht die Mühe, anzuklopfen, ehe er in Tweeds Büro platzte. Seine Miene drückte tiefe Besorgnis aus. Als er sich auf den Lehnstuhl neben Tweeds Schreibtisch sinken ließ, schoben sich die Ärmel seines Jakketts nach oben und gaben den Blick auf goldene Manschettenknöpfe in Form von Blüten mit Blättern frei. Monica hinter ihrem Schreibtisch zuckte innerlich zusammen. Nur Angeber trugen ihrer Meinung nach derart auffallende Manschettenknöpfe.
    »Der Premierminister verliert im Fall dieses Vincent Bernard Moloch allmählich die Geduld«, begann Howard in seinem herablassenden Tonfall.
    »Ich weiß«, erwiderte Tweed. »Er hat mich heute nachmittag angerufen.«
    »Soll das heißen, er hat sich zuerst an Sie gewandt?« erkundigte sich Howard indigniert. »Eigentlich bin ja wohl ich derjenige, der die Ermittlungen leitet.«
    »Dann beschweren Sie sich doch beim Premierminister.«
    »Sie wissen ganz genau, daß das nicht möglich ist. Er wünscht, daß diese Angelegenheit vorrangig behandelt wird. Übrigens hat VB eine bedeutende Elektronikfirma im Thames Valley erworben. Wie Sie vielleicht wissen, ist das unsere Version des amerikanischen Silicon Valley.«
    »Ich weiß.«
    »Sie wollen damit sagen, daß Sie über Thames Valley Bescheid wissen?«
    »Ich weiß, daß VB die Firma aufgekauft hat. Er hat bereits Pläne in Auftrag gegeben, um Größe und Kapazität zu verdoppeln.«
    »Darf ich fragen, warum Ihnen all diese Einzelheiten bekannt sind?«
    »Ich habe in dem Gebiet einen Kontaktmann sitzen, dessen Namen ich nicht nennen möchte. Er hat mir vor einiger Zeit unter dem Siegel der Verschwiegenheit gewisse Informationen zukommen lassen«, sagte Tweed gleichmütig.
    »Was den Premierminister so aufbringt - und ihm überdies ziemliche Sorgen macht -, ist, daß VB bereits einige Parlamentsmitglieder auf seiner Lohnliste stehen hat. Das Ganze läuft nach dem üblichen Muster ab - sie werden einfach als Berater bezeichnet. Er meint, daß VB über entschieden zuviel Macht verfügt.«
    »Womit er zweifellos recht hat. Was erwarten Sie denn jetzt von mir? Soll ich hingehen und den Mann über den Haufen knallen?«
    »Das wäre vielleicht keine schlechte Idee«, erwiderte Howard mit einem seltenen Anflug von Humor. »Wie kommen Sie mit Ihren Nachforschungen voran?«
    »Es geht. Sowie ich eindeutige Fakten vorweisen kann, sind Sie der erste, der davon erfährt.«
    »Na hoffentlich …«
    Howard erhob sich und verließ den Raum. Monica verdrehte die Augen gen Himmel, und Tweed grinste zu ihr hinüber.
    »Ich sag’ es trotzdem«, murrte Monica. »Der Mann ist eine Pest. Mir ist aufgefallen, daß Sie ihm nur das Allernotwendigste verraten.«
    »Sicher, weil ich weiß, wie mitteilsam er werden kann, wenn er in seinem Club drei doppelte Whisky zu sich genommen hat. Was halten Sie von Newmans Anruf?«
    Newman hatte Tweed auf dem Rückweg von Mullion Towers von der Telefonzelle in Mawnan Smith aus angerufen. Monica runzelte die Stirn.
    »Hört sich an, als hätte er eine ziemlich hartgesottene Profitruppe geschickt ausmanövriert. Was war denn der Zweck der Übung?«
    »Moloch aufzuschrecken, ihn wissen zu lassen, daß wir ihm auf der Spur sind. Wenn er sich bedroht fühlt, macht er vielleicht einen Fehler. Diese Papierfetzen, die Marler aus VBs Mülltonne gefischt hat, interessieren mich. Eine Karte von Kalifornien mit merkwürdigen Linien darauf …«
    »Haben Sie deshalb Pete Nield in aller Eile hinunter nach Nansidwell geschickt?«
    »Ja«, bestätigte Tweed. »Er bringt mir die Karte so schnell wie möglich her. Ich möchte sie mir gern selbst ansehen. Ach, übrigens - haben Sie etwas über diesen weiblichen Buddha, Mrs. Benyon, VBs Stiefmutter, herausgefunden - und über ihren Sohn Ethan?«
    »Mrs. Benyon besitzt einen kleinen Aktienanteil an der Gesellschaft, die VBs Imperium kontrolliert. Das Gerücht will wissen, daß sie VB ständig bedrängt, ihren Anteil zu erhöhen. Sie will ein größeres Mitspracherecht.«
    »Diese Forderung paßt zu dem Eindruck, den sie auf dem Foto macht. Sonst noch etwas?«
    »Ihr Sohn Ethan scheint ein etwas verschrobener Charakter zu sein. Er haßt seine Mutter, die ihn schikaniert, wo sie nur kann. Deshalb lebt er auch nicht bei ihr - er wohnt in Black Ridge, VBs Hauptquartier an der Küste von Carmel, in der Nähe von Big Sur. Auf seinem Fachgebiet soll er brillante

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