Hexenmacht

Moment an völlig unsympathisch war. Sein letzter Film war ein Flop geworden und da er ohnehin nur zur zweiten Garde zählte und die Angebote wohl recht zähflüssig bei ihm eingingen, wie man so munkelte, schien er um beinahe jeden Preis mit irgend einer Meldung in die presse kommen zu wollen.
    Und mit dieser reißerischen Geschichte über seinen angeblichen Kontakt mit dem Geist eines Toten schien ihm das ja auch tatsächlich zu gelingen.
    "Warum wollten Sie denn mit Ihrem toten Onkel Kontakt aufnehmen?", fragte ich ihn, während mein Bandgerät mitlief, und Jim ein paar schöne Aufnahmen von ihm machte.
    Vermutlich wird man ihn auf allen Bildern mit einem der Drinks sehen, die die London Express News ihm spendiert haben, dachte ich sarkastisch.
    McInnis machte eine wichtige Miene. Wenn er lächelte, kamen zwei strahlend weiße Reihen makelloser Zähne zum Vorschein.
    Er war fotogen, das war unbestreitbar.
    "Wissen Sie, mein Onkel starb unter mysteriösen Umständen. Es konnte nie ganz geklärt werden, ob er nicht durch seine um 34 Jahre jüngere Frau von den Klippen in der Nähe ihres Strandhauses in Spanien gestoßen wurde oder es sich um einen Unfall handelte... Ich hatte immer den Verdacht, dass das nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist, aber man konnte nichts beweisen."
    "Und nun sollte Ihr Onkel selbst, Ihnen gewissermaßen Auskunft darüber geben!"
    "So ist es. Ich interessierte mich immer schon für Geisterbeschwörung und Okkultismus. Und ich glaube auch daran, dass die Toten in irgend einer Form weiterexistieren. Ab und zu besuchte ich auch mal schwarze Messen und dergleichen. Dort lernte ich dann jemanden kennen, der mir die Adresse einer gewissen Lady Jennifer Blanchard gab, die auf der Halbinsel Harris in einem wunderschönen, wenn auch etwas heruntergekommenen Landhaus residiert. Kennen Sie Harris?"
    "Nein."
    "Harris ist der südliche Teil der Insel Lewis, die zu den Inneren Hebriden zählt. Ein bisschen einsam dort..."
    "Wie ging die Beschwörung genau vor sich?"
    "Nun, zunächst wurde nach Bildern meines Onkels eine Wachsfigur angefertigt. Sie war so täuschend echt..."
    McInnis' Blick ging einen Augenblick lang ins Leere. Er schien wirklich beeindruckt zu sein und das hohle Show-Lächeln, das sein Gesicht ansonsten beherrscht hatte, verschwand für einige Augenblicke aus seinen Zügen.
    Dann sah er mich an. Seine Augenbrauen bildeten eine leichte Schlangenlinie und auf der Stirn hatte sich eine tiefe senkrechte Furche gebildet.
    Und noch etwas hatte sich verändert.
    Der Klang seiner Stimme...
    Da schwang jetzt eine Mischung aus Verstörung und Furcht mit. Vielleicht war er doch nicht nur der Aufschneider und Wichtigtuer, für den ich ihn bislang gehalten hatte...
    Oder ein besonders guter Schauspieler, dessen Talent bislang nur verkannt wurde!, echote es in mir wider.
    Er beugte sich etwas vor.
    "Ich habe so etwas zuvor noch nie gesehen. Die Ähnlichkeit dieser Figur war derart groß, dass ich im ersten Moment geglaubt habe, meinen Onkel leibhaftig vor mir zu sehen..."
    "Was geschah dann?"
    "Lady Blanchard scheint über irgendwelche geheimnisvollen Kräfte zu verfügen, mit denen sie den Geist meines Onkels aus dem Schattenreich rief und in die Figur bannte... Ich konnte mich regelrecht mit ihm unterhalten! Seine Stimme war in meinem Kopf zu hören - anders kann ich es nicht erklären..."
    "Dann haben Sie sich das Ganze vielleicht nur eingebildet!"
    "Nein, ganz bestimmt nicht! Es waren die Gedanken eines Fremden, die plötzlich auf unerklärliche Weise in meinem Hirn waren... Ich sprach mit meinem Onkel, Miss Vanhelsing. Für mich gibt es daran keinen Zweifel. Und diese Wachsfigur erwachte auf seltsame Weise zum Leben. Sie bewegte sich..."
    Er schüttelte langsam den Kopf und die Fassungslosigkeit, die er in jenem Augenblick empfunden haben musste, war ihm jetzt noch anzumerken. "Ich hatte so etwas noch nie erlebt, Miss Vanhelsing!"
    "Hat diese Lady Blanchard sonst nichts getan? Wurde keinerlei Ritual durchgeführt?", fragte ich. Ich wolle soviel wie möglich an Einzelheiten wissen - denn die ließen sich am besten überprüfen. Vielleicht würde mir das eine oder andere Detail auch weiterhelfen. Es wäre nicht das erste Mal gewesen...
    "Doch, doch", sagte McInnis. "Da war so ein Mann. Dr. Graves hieß er. Er hat auch das Finanzielle geregelt. Ein kleiner, unscheinbarer Mann, an den man sich kaum erinnert...Sie müssen schon verzeihen!"
    "Was hat er gemacht?"
    "Seltsame Zeichen in Form