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Hexenstein

Hexenstein

Titel: Hexenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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einem Verschlag der Treppe seines Hauses aufgefunden. Die Tatzeit haben wir auf Montag zurückberechnen können. Ein Zeuge sagte uns, dass an diesem Tag, jenem Montag letzter Woche, ein schwarzer Van mit St. Galler Kennzeichen vor dem Kohnschen Haus in Heimesreutin stand. Das war doch Ihr Wagen, nicht wahr?«
    Beat Brüggis Gesichtsfarbe hatte schlagartig einen fahlen Schlag erhalten und das erregte Rot auf den Backen verschwinden lassen. Er schwieg erschrocken, sein Körper aber arbeitete, musste das gerade Gehörte regelrecht verdauen. Die Beine gingen einen Schattengang, mehrfach drückte er die Hände vor der Brust ineinander. Seine Stimme war belegt, als er wieder sprach, und das war schwer zu schauspielern, wie Schielin fand.
    »Am letzten Montag sagten Sie?«
    Schielin nickte.
    Brüggi holte tief Luft. »Da war ich bei Kohn … das heißt ich wollte zu ihm, aber das Haus war verschlossen und … ich bin ums Haus gegangen, habe im Garten geschaut, ein paar Mal gerufen. Es war aber niemand da … und ich bin dann wieder gefahren.«
    Das Lodernde in seinen Augen war verschwunden. »Bin ich hier als Verdächtiger?«, fragte er.
    »Nein«, sagte Schielin bestimmt und beruhigend, »aber wir müssen Sie befragen, Sie werden das verstehen. Ihr Auto wird übrigens gerade untersucht.«
    »Ah, so. Deutsche Gründlichkeit …«, reagierte Brüggi sarkastisch, »also bin ich tatsächlich überhaupt gar nicht ein wenig verdächtig.«
    Schielin erinnerte sich an die offene Haustüre. »Sie sagten, das Haus war versperrt. Wie haben Sie das festgestellt?«
    Brüggi blickte ihn verwundert an. »Ich habe geklingelt, so wie man das eben macht und dann habe ich versucht die Türe zu öffnen. Ich war schließlich kein ganz Fremder bei den Kohns, aber die Türe war versperrt.«
    »Mhm. Und dann?«
    »Bin ich wieder zurück ins Hotel gefahren und wollte später wiederkommen. Aber ich habe telefonisch auch niemanden erreichen können. Die im Hotel können das bestätigen, wenn Sie das brauchen.«
    Schielin nickte. »Gut. Welche Geschäfte machten Sie genau mit Gundolf Kohn?«
    »Bücher. Er gehört … gehörte … zu den besten Restauratoren alter, beschädigter Bücher und ich betreibe so eine Art Agentur, bin Mittler für Menschen, die an alten Büchern große Freude finden … ich arbeite aber auch für die Kuratoren großer Bibliotheken, St. Gallen, Sevilla … ein internationales Geschäft«, er hob beide Arme beschwörend empor, »Gundolf Kohn hat aus Wracks echte Kunstwerke erstehen lassen. Große Handwerkskunst. Er hatte eine eigene Technik entwickelt, ausgerissenes, zerfressenes oder verfaultes Papier ersetzen zu können, ohne dass man das auf den ersten oder zweiten Blick hätte sehen können. Völlig perfekt.«
    Schielin spürte das innere Feuer, den positiven Fanatismus, den Brüggi seinen Büchern, und zweifelsfrei fühlte er sich allen gegenüber als Besitzender, entgegenbrachte.
    »Und … was ist mit Frau Kohn?«, fragte Brüggi nach einer Weile des Schweigens, »was ist mit ihr?«
    »Sie ist derzeit in einer Klinik, kann uns aber im Moment nicht weiterhelfen«, lautete Schielins ausweichende Antwort.
    Beat Brüggis Stimme wurde leise. »Ist sie schwer verletzt?«
    »Nein, das nicht«, sagte Schielin.
    Plötzlich riss Brüggi die rechte Hand vor den Mund. »Mein Gott, das Buch! Das Buch!« Er erhob sich, stützte sich mit beiden Händen auf dem Tisch ab und fragte aufgebracht: »Ist das Buch denn noch im Haus?«
    »Von welchem Buch reden Sie?«
    Beat Brüggi benötigte einige Zeit seine Gedanken zu ordnen und sich selbst. Seine Beine und Hände drückten seine innere Aufgebrachtheit und Hilflosigkeit besser aus als alle Worte, die er hätte sagen können. »Das Buch, dessentwegen ich am letzten Montag hier war und dessentwegen ich dieser Tage wieder hier in Lindau weile. Die sieben Martern. Ein mittelalterliches Werk, in welchem es um Beschwörungsformeln, Tränke, Düfte, eben all das Zeug geht, was mit okkulten Dingen zu tun hat. Furchtbares, mittelalterliches Zeug, fürwahr, doch … einzigartig schön und von gesegneten Händen gefertigt. Haben Sie das Buch im Haus gefunden?«
    Schielin machte eine abwehrende Geste. »In der Werkstatt von Gundolf Kohn lagen einige dieser schweren alten Bücher herum, vielleicht ist es da dabei.«
    Beat Brüggi setzte sich erschöpft. »Ah … nicht in der Werkstatt, dieses Buch liegt nicht in der Werkstatt herum. Vielleicht hat er es ja im Versteck.«
    »In welchem

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