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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Erinnerungsvermögen vielleicht wieder einsetzen würde, wenn ich auf dem Deck niederknien und die Planken berühren könnte. Und das Erstaunliche ist, sie hat gleich mitgemacht. Sie ist keine gewöhnliche Ärztin.«
    »Nein, da stimme ich durchaus mit Ihnen überein«, sagte Lightner. »Und was ist passiert?«
    »Nichts – das heißt, nichts, außer daß ich Rowan kennenlernte.« Michael hielt inne; er fragte sich, ob dieser Mann wohl erraten konnte, wie es zwischen ihm und Rowan stand.
    »Jetzt, denke ich, schulden Sie mir ein paar Antworten«, sagte Michael. »Was wissen Sie über Rowan Mayfair und ihre Familie? Und wie kommen Sie darauf, daß sie mich hergeschickt hat? Ausgerechnet mich? Warum, zum Teufel, sollte sie das tun?«
    »Nun, eben das wollte ich herausfinden. Ich dachte, es habe vielleicht etwas mit der Kraft in Ihren Händen zu tun, und sie habe Sie gebeten, irgendwelche heimlichen Nachforschungen für sie anzustellen. Das war die einzige Erklärung, die mir möglich schien. Aber, Mr. Curry, woher wußten Sie von diesem Haus? Ich meine, wie kamen Sie auf den Zusammenhang zwischen dem, was Sie in den Visionen gesehen haben, und…«
    »Ich bin hier großgeworden, Lightner. Als kleiner Junge habe ich dieses Haus geliebt. Ich bin dauernd dran vorbeispaziert, und ich hab’s nie vergessen. Schon bevor ich ertrank, dachte ich immer an das Haus. Ich gedenke heraus zu finden, wem es gehört und was das alles zu bedeuten hat.«
    »Wirklich«, sagte Lightner halb flüsternd. »Sie wissen nicht, wem es gehört?«
    »Nein, ich sagte gerade, ich gedenke es heraus zu finden!«
    »Sie haben gestern abend versucht, über den Zaun zu steigen.«
    »Daran erinnere ich mich. Hätten Sie jetzt vielleicht die Güte, mir ein paar Dinge zu erzählen? Sie wissen über mich Bescheid. Sie wissen von Rowan Mayfair. Sie wissen über das Haus Bescheid. Sie kennen Rowans Familie…« Michael brach ab und starrte Lightner an. »Rowans Familie!« sagte er. »Denen gehört das Haus?«
    »Sie haben es gebaut«, sagte Lightner leise. »Und falls ich nicht einem betrüblichen Irrtum unterliege, wird das Haus nach dem Tode ihrer Mutter Rowan Mayfair gehören.«
    »Ich glaube Ihnen kein Wort«, flüsterte Michael, aber natürlich glaubte er ihm doch. Wieder umfing ihn die Atmosphäre der Visionen, nur um sich sofort wieder zu verflüchtigen, wie sie es immer tat. Er starrte Lightner an und brachte keine der Fragen über die Lippen, die ihm im Kopf herumschwirrten.
    »Mr. Curry, haben Sie noch ein wenig Geduld mit mir. Bitte. Erklären Sie mir in allen Einzelheiten, wie das Haus mit Ihren Visionen zusammen hängt. Oder, spezifischer gefragt, wie es kam, daß Sie es als Kind kennen lernten, und warum Sie sich daran erinnern.«
    »Nicht, solange Sie mir nicht erzählt haben, was Sie über all das wissen«, sagte Michael. »Ist Ihnen klar, daß Rowan…«
    Lightner fiel ihm ins Wort. »Ich bin bereit, Ihnen eine Menge über das Haus und die Familie zu erzählen, aber ich möchte, daß Sie zuerst sprechen. Daß Sie mir alles erzählen, woran Sie sich erinnern, alles, was Ihnen irgend wie bedeutsam vorkommt, auch wenn Sie sich keinen Reim darauf machen können. Möglicherweise werde ich es können. Begreifen Sie, worauf ich hinauswill?«
    »Okay, meine Informationen für Ihre Informationen.« Es lohnte sich offensichtlich. Es war ungefähr das Aufregendste, was in letzter Zeit passiert war, abgesehen davon, daß Rowan vor seiner Tür gestanden hatte. Und erstaunt merkte er, wie sehr es ihn danach verlangte, diesem Mann alles zu erzählen, alles bis ins letzte Detail.
    »Okay«, begann er. »Wie gesagt, als Kind kam ich dauernd an diesem Haus vorbei. Ich machte sogar Umwege, um es zu sehen. Großgeworden bin ich in der Annunciation Street, am Fluß, ungefähr sechs Straßen weiter. Ich sah immer einen Mann im Garten dieses Hauses, denselben Mann, den ich auch gestern abend gesehen habe. Erinnern Sie sich, daß ich Sie gefragt habe, ob Sie ihn gesehen hätten? Nun, ich habe ihn gestern abend am Zaun stehen sehen, und dann noch mal weiter hinten im Garten, und ich will verdammt sein, wenn er nicht haargenau so aussah wie damals, als ich ein kleiner Junge war. Und dabei war ich vier Jahre alt, als ich den Burschen das erstemal zu Gesicht bekam. Mit sechs habe ich ihn in der Kirche gesehen.«
    »In der Kirche?« Wieder musterten ihn Lightners Augen, schienen sich in sein Gesicht zu fressen, während der Mann aufmerksam zuhörte.
    »Ja, zu

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