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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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gekommen…«
    »Ja…«
    »Aber sie brachten sie noch am selben Tag weg von hier. Und sie mußte ein Dokument unterschreiben, in dem sie gelobte, nie wieder herzukommen. Ich habe sie gefragt, ob sie je Bilder von den Häusern hier gesehen hätte. Sie hat verneint. Sie konnte nach dem Tod ihrer Stiefmutter nicht die kleinste Information über ihre Familie finden. Sehen Sie es nicht ein? Es kommt nicht von Rowan! Es betrifft Rowan, genauso wie es mich betrifft.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Michael wurde schwindlig bei dem Versuch, es zu fassen. »Ich meine, ich wußte, daß sie mich wegen allem, was mir je passiert war, auserwählt hatten. Wer ich war, was ich war, wo ich gelebt hatte, das alles hing zusammen. Und begreifen Sie nicht? Es geht gar nicht hauptsächlich um mich. Es geht um Rowan. Ich muß sie anrufen. Ich muß es ihr sagen. Ich muß ihr sagen, daß das Haus ihrer Mutter gehört.«
    »Bitte tun Sie das nicht«, sagte Lightner mit plötzlicher Eindringlichkeit. »Bitte, ich habe meinen Teil der Abmachung noch nicht erfüllt. Sie haben noch nicht alles gehört, was ich zu sagen habe.«
    »Herrgott, sehen Sie es denn nicht? Rowan fuhr wahrscheinlich gerade mit der Sweet Christine hinaus, als ich von der Klippe gespült wurde! Wir beide waren auf Kollisionskurs, und dann beschlossen diese Leute, die Leute, die alles wissen, einzugreifen.«
    »Ja, ich sehe es… Ich bitte Sie nur, den vollständigen Austausch unserer Informationen abzuwarten, bevor Sie Rowan anrufen.«
    Der Engländer sagte noch mehr. Aber Michael hörte ihn nicht. Er verspürte plötzlich eine heftige Orientierungslosigkeit, als verliere er das Bewußtsein; wenn er sich nicht an der Tischkante festhielte, würde er ohnmächtig werden. Aber nicht seinem Körper versagten die Kräfte, sondern sein Geist entglitt ihm, und für eine strahlende Sekunde öffneten sich die Visionen wieder, die schwarzhaarige Frau sprach zu ihm, und irgendwo in luftiger Höhe, weit oben an einem angenehmen Ort, wo er schwerelos und frei war, sah er ein kleines Boot auf dem Meer unter sich, und er sagte: Ja, ich werde es tun.
    Er hielt den Atem an. In seinem verzweifelten Bestreben, die Visionen nicht wieder zu verlieren, versuchte er nicht, sie im Geiste festzuhalten. Er bedrängte sie nicht. Er verharrte regungslos, fühlte, wie sie ihn wieder in seiner Verwirrung zurückließen, fühlte die Kälte und Festigkeit seines eigenen Körpers um sich herum, fühlte die altvertraute Sehnsucht, den Zorn und den Schmerz.
    »O mein Gott«, flüsterte er. »Und Rowan hat nicht die leiseste Ahnung…«
    Als er die Augen aufschlug, sah er, daß Lightner neben ihm saß, und er hatte das entsetzliche Gefühl, Sekunden, vielleicht Minuten verloren zu haben.
    »Nur ein, zwei Sekunden«, sagte Lightner, der wieder in seinen Gedanken las. »Aber Ihnen ist schwindlig geworden. Sie wären beinahe hingefallen.«
    »Ja. Sie ahnen nicht, wie furchtbar es ist, sich nicht zu erinnern. Und Rowan hat etwas überaus Merkwürdiges gesagt.«
    »Was denn?«
    »Daß sie vielleicht gar nicht wollen, daß ich mich erinnere.«
    »Und das fanden Sie merkwürdig?«
    »Sie wollen, daß ich mich erinnere. Sie wollen, daß ich tue, was ich zu tun habe. Es hat mit der Tür zu tun, ich weiß es. Und mit der Zahl dreizehn. Und Rowan hat noch etwas gesagt, was mich wirklich umgehauen hat. Sie hat gefragt, ob ich eigentlich genau wüßte, daß die Leute, die ich gesehen habe, wirklich gut sind. Gott, sie hat mich gefragt, ob ich nicht dächte, daß sie für den Unfall verantwortlich sind, wissen Sie – dafür, daß ich einfach so ins Meer hinaus geschwemmt wurde. Mann, ich sage Ihnen, ich werde verrückt.«
    »Das sind sehr gute Fragen«, sagte Lightner seufzend. »Sagten Sie dreizehn?«
    »Ja? Habe ich das gesagt? Ich weiß nicht… ich nehme an, ich habe es gesagt. Ja, es war die Zahl dreizehn. Gott, jetzt hab’ ich’s wieder. Es war die Dreizehn.«
    »Jetzt hören Sie mir bitte zu. Ich möchte nicht, daß Sie Rowan anrufen. Ich möchte, daß Sie sich anziehen und mit mir kommen.«
    »Moment, mein Freund. Sie sind ein sehr interessanter Bursche. Sie sehen in einer Hausjacke besser aus als irgend jemand sonst, den ich je im Kino gesehen habe, und Sie haben eine sehr überzeugende und charmante Art. Aber ich bin jetzt genau da, wo ich sein möchte. Und ich werde gleich wieder zu dem Haus hinübergehen, sobald ich Rowan angerufen habe…«
    »Und was genau gedenken Sie dort zu tun? Zu läuten?«
    »Na, ich

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