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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Sandwiches. Er hatte keinen Hunger gehabt. »Aber das ist gut«, sagte er. »Wenn ich um sechs Uhr aufstehe und gleich weiterlese, kann ich bis zum Abend fertig sein.«
    »Und dann sollten wir miteinander reden«, sagte Aaron. »Wir sollten uns ausführlich unterhalten, bevor Sie zu ihr gehen.«
    »Ich weiß. Glauben Sie mir, ich weiß es. Aaron, warum, zum Teufel, bin ich in diese Sache verwickelt? Warum? Warum sehe ich diesen Mann seit meiner Kindheit?« Er zog an seiner Zigarette. »Haben Sie Angst vor diesem Geist, diesem Lasher?« fragte er dann.
    »Ja, natürlich«, antwortete Aaron ohne das leiseste Zögern.
    Michael war überrascht. »Dann glauben Sie das alles? Und Sie haben ihn selbst gesehen?«
    »Ich habe es geglaubt, bevor ich ihn gesehen hatte«, erwiderte Aaron. »Meine Kollegen haben ihn gesehen. Und sie haben berichtet, was sie gesehen haben. Als erfahrenes Mitglied der Talamasca habe ich ihr Zeugnis akzeptiert.«
    »Dann akzeptieren Sie auch, daß dieses Wesen Menschen töten kann?«
    Aaron dachte einen Moment lang nach. »Schauen Sie, ich sage es Ihnen lieber gleich. Und versuchen Sie, es im Gedächtnis zu behalten. Das Wesen kann Schaden anrichten, aber es hat eine höllische Mühe damit.« Er lächelte. »Das soll kein Wortspiel sein. Ich will nur sagen: Lasher tötet meistens durch Tricks. Sicher kann er physikalische Effekte verursachen – er kann Gegenstände bewegen, Äste herabfallen und Steine fliegen lassen und dergleichen mehr. Aber er hantiert unbeholfen und oft schwerfällig mit dieser Macht. Tricks und Illusionen sind seine stärksten Waffen.«
    »Er hat Petyr van Abel in eine Gruft gezwungen«, stellte Michael fest.
    »Nein. Petyr wurde zwar in einer Gruft aufgefunden. Aber wahrscheinlich ist er dort selbst hineingegangen – vom Wahnsinn getrieben und ohne noch Illusion und Wirklichkeit von einander unterscheiden zu können.«
    Michael sagte nichts. Er zog an seiner Zigarette, und vor seinem geistigen Auge sah er, wie die Brandung an den Klippen vor Ocean Beach rauschte. Und er erinnerte sich an den Augenblick, als er dagestanden hatte, mit flatterndem Schal und taubgefrorenen Fingern.
    »Um geradeheraus zu sprechen«, sagte Aaron, »Sie dürfen diesen Geist niemals überschätzen. Er ist schwach. Wäre er es nicht, würde er die Familie Mayfair nicht brauchen.«
    Michael blickte auf. »Sagen Sie das noch mal.«
    »Wäre er nicht schwach, würde er die Familie Mayfair nicht brauchen«, wiederholte Aaron. »Er braucht ihre Energie. Und wenn er angreift, nutzt er die Energie seines Opfers.«
    »Da haben Sie mich an etwas erinnert, was ich zu Rowan gesagt habe. Als sie mich fragte, ob die Geister, die ich gesehen habe, mich von der Klippe ins Meer gezwungen haben, oder nicht. Ich habe gesagt, so etwas könnten sie nicht. So stark sind sie nicht. Wenn sie stark genug wären, um einen Mann ins Meer zu werfen und ertrinken zu lassen, dann brauchten sie niemandem in Visionen zu erscheinen. Dann brauchten sie nicht mich mit einer wichtigen Mission zu betrauen.«
    Aaron antwortete nicht.
    »Sie verstehen, was ich meine?« fragte Michael.
    »Schon. Aber ich sehe auch, was Rowan mit ihrer Frage meinte.«
    »Sie wollte wissen, weshalb ich annahm, daß sie gut waren, diese Geister. Ich war darüber schockiert. Aber sie fand die Frage nur logisch.«
    »Das ist sie vielleicht auch.«
    »Oh, aber ich weiß, daß sie gut sind.« Michael drückte seine Zigarette aus. »Ich weiß es. Ich weiß, daß es Deborah ist, die ich gesehen habe. Und sie will, daß ich mich diesem Geist Lasher entgegenstelle. Ich weiß das so sicher, wie ich weiß… wer ich bin. Erinnern Sie sich, was Llewellyn Ihnen erzählt hat? Als Julien im Traum zu ihm kam, war Julien anders. Julien war weiser, als er im Leben gewesen war. Ja, und so war es auch mit Deborah in meiner Vision. Deborah will dieses Wesen stoppen, das sie und Suzanne in die Welt und in diese Familie gebracht haben!«
    »Dann bleibt aber die Frage, weshalb Lasher sich Ihnen gezeigt hat?«
    »Ja. Wir drehen uns im Kreis.«
    Aaron schaltete das Licht in der Ecke und dann die Schreibtischlampe aus. Jetzt brannte nur noch die Nachttischlampe. »Ich lasse Sie morgen früh um acht wecken. Ich denke, Sie können die ganze Akte bis zum Spätnachmittag gelesen haben; vielleicht geht es auch schneller. Und dann können wir uns unterhalten, und Sie können zu einer Art… nun, zu einer Entscheidung kommen.«
    »Wegen gestern abend… Sie haben mir eigentlich nie

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