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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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auf eine beinahe heidnische Art und Weise. Und das wird nun das größte Weihnachtsfest, das ich je erlebt habe – das heißt, abgesehen vom nächsten Jahr, wenn sie herumläuft und mit ihrem Baseballschläger auf ihr Feuerwehrauto einprügelt.«
    Er sah so verwundbar aus, so unschuldig, so voller Vertrauen in sie. Sie küßte ihn rasch und huschte ins Bad, und dann lehnte sie sich rücklings an die verriegelte Tür und schloß die Augen.
    Du Teufel, wisperte sie, du hast den Zeitpunkt wirklich gut abgepaßt, nicht wahr? Gefällt dir mein Haß? Ist es das, wovon du geträumt hast?
    Dann erinnerte sie sich an sein Gesicht in der dunklen Küche, an die sanfte, leidvolle Stimme, die sie anrührte wie eine Hand. Was gibt es auf der Welt für mich – außer Rowan zu gefallen?
    Gegen zehn Uhr fuhren sie los. Michael saß am Steuer. Inzwischen fühlte sie sich besser, und es gelang ihr, zwei Stunden zu schlafen. Als sie die Augen öffnete, waren sie schon in Florida und fuhren gerade durch den dunklen Kiefernwald von der Interstate zu der Straße, die an der Küste entlangführte. Sie fühlte sich klar und erfrischt, und als der Golf das erstemal vor ihr auftauchte, war es, als existiere die dunkle Küche in New Orleans und die Erscheinung dort nicht mehr, und sie fühlte sich sicher.
     
    Es war kühl, aber nicht kühler als an einem frischen Sommertag in Nordkalifornien.
    Sie zogen dicke Pullover an und spazierten am menschenleeren Strand entlang. Als die Sonne unterging, aßen sie vor dem Kamin zu Abend, und durch die offenen Fenster wehte der Wind vom Golf herein.
    Irgendwann gegen acht nahm sie sich ihre Pläne für das »Mayfair Medical« vor; sie studierte die großen gewinnbringenden Krankenhausbetten im Vergleich zu den »Non Profit«-Modellen, die sie sehr viel mehr interessierten.
    Aber ihre Gedanken schweiften immer wieder ab, und sie konnte sich auf die schwierigen Artikel über Gewinn und Verlust und über den möglichen Mißbrauch der diversen Systeme nicht richtig konzentrieren.
    Schließlich machte sie sich ein paar Notizen und ging zu Bett; stundenlang lag sie im dunklen Schlafzimmer, während Michael nebenan über seinen Restaurierungsplänen saß, und sie lauschte dem mächtigen Tosen des Golfs, das durch die offenen Türen hereinrauschte, und fühlte, wie die Brise über sie hinwegstrich.
    Was sollte ich tun? Michael und Aaron alles erzählen, wie sie es versprochen hatte? Dann würde er sich zurück ziehen, ihnen vielleicht seine kleinen Tricks vorspielen, und die Anspannung würde wachsen mit jedem Tag, der verging.
    Sie dachte wieder an ihr Baby, und ihre Hand lag dabei auf ihrem . Bauch. Ob es wohl träumte, da in ihr drinnen? Sie stellte sich die winzigen Schaltkreise des Gehirns vor, die sich da entwickelten. Kein Embryo mehr, sondern ein kompletter Fötus. Sie schloß die Augen, lauschte, spürte. Alles in Ordnung. Und ihr starker telepathischer Sinn machte ihr plötzlich angst.
    Hatte sie die Macht in sich, dieses Kind zu verletzen? Der Gedanke war so entsetzlich, daß sie ihn nicht ertrug. Und wenn sie an Lasher dachte, so erschien auch er als Bedrohung für dieses zerbrechliche und geschäftige kleine Wesen, denn er war eine Gefahr für sie selbst, und sie war die Welt für das Baby.
    Wie konnte sie es vor ihren eigenen dunklen Kräften beschützen, wie es bewahren vor der finsteren Geschichte, die es umgarnen wollte? Little Chris. Du wirst nicht aufwachsen mit Flüchen und Geistern und nächtlichem Spuk.
    Dann vertrieb sie all die dunklen und turbulenten Gedanken aus ihrem Kopf; sie stellte sich das Meer draußen vor, wie es sich endlos am Strand brach; keine Welle war wie die andere, und doch waren sie alle Teil derselben großen, monotonen Kraft mit ihrem süßen, einlullenden Rauschen und ihren unberechenbaren Variationen.
    Vernichte Lasher. Verführe ihn, jawohl, wie er versucht, dich zu verführen. Finde heraus, was er ist, und vernichte ihn dann! Du bist die einzige, die es kann. Erzählst du es Michael oder Aaron, wird er sich zurück ziehen. Du mußt ihn zielstrebig täuschen und ihn vernichten. Du mußt.
     
    Vier Uhr morgens.
    Sie mußte geschlafen haben. Ihr unwiderstehlicher Kerl lag neben ihr; sein starker, schwerer Arm umschlang sie, und seine Hand umfaßte ihre Brust. Und ein Traum verblaßte, ein elender Traum, mit lauter Holländern mit großen schwarzen Hüten und einem Mob draußen, der nach dem Blut Jan van Abels brüllte.
    Oh, sie haßte diesen Traum!
    Sie stand auf und

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