Hexentöchter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
sich eher am Rande jener elitären Hexengesellschaft, die man für gewöhnlich nicht in Bordellen fand. Charlotta gehörte wohl ebenfalls kaum zu diesen Auserwählten.
Er hatte seinen verlässlichen Diener Samuel losgeschickt, damit dieser ein wachsames Auge auf sie und ihre Jungfernschaft hatte, und um herauszufinden, ob es etwa noch weitere Bieter für ihre erste Nacht gab.
Sie war, wie er festgestellt hatte, erstaunlich umtriebig. Zweimal war sie wieder in diesem Elendsviertel gewesen, wo die Menschen im Dreck und in Verschlägen hausten, und hatte dort ein bestimmtes Haus aufgesucht. Allerdings tagsüber, wenn die nächtlichen Wesen sich nicht aus ihren Löchern wagten. Samuel hatte auch das Haus überprüft und herausgefunden, dass dort seit einigen Monaten ein wohlhabender Vampir lebte.
Als sein Diener an diesem Abend Bericht erstattete, fand er Cyrill mit einer guten Flasche Wein und einer kostbaren, aus Alexandria stammenden Schriftrolle in der Bibliothek.
„Nicht viel Neues, Mylord. Miss Baker hat wieder das betreffende Haus betreten und sich zwei Stunden dort aufgehalten. Und als sie dann gegangen ist, habe ich kurz nachgesehen. Es war niemand im Raum. Offenbar hat sie nur auf den Vampir gewartet, und als er nicht kam, ist sie heimgegangen. Ich habe sie dann bis zum
Chez Haga
verfolgt. Es gab aber keine Zwischenfälle.“
Cyrill lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und griff nach seinem Weinglas. Er nahm einen Schluck und ließ den Geschmack auf der Zunge zergehen, während er überlegte. Was, zum Teufel, wollte sie ausgerechnet mit einem Vampir? Der Gedanke, dieser Untote könnte in letzter Minute noch zwischen ihn und Charlotta kommen, ließ rote Kreise vor seinen Augen tanzen.
„Finde den Clanführer der Gemeinde, in der dieser Vampir lebt, und lege ihm nahe, dass der Blutsauger verschwinden soll.“
„Soll ich Nachdruck machen, wenn er sich weigert?“
Cyrill sah nachdenklich in sein Weinglas, bewunderte die kristallene Spiegelung, die Farbe, sog den herben, erdigen Duft ein. „Nein“, erwiderte er schließlich. „In diesem Fall nehme ich die Sache selbst in die Hand.“ Im Moment wollte er keine unnötige Unruhe provozieren. Unter den Vampirclansgärte es zurzeit ohnehin, seit neue Kräfte hinzugekommen waren, und die Machtverhältnisse sich verschoben hatten.
Samuel nickte. „Sehr wohl, Herr.“ Er ging aus dem Raum und schloss leise die Tür hinter sich.
Cyrill streckte die Beine aus und sah ins Kaminfeuer. Er lächelte leicht, als er feststellte, dass, seit Charlotta ihm über den Weg gelaufen war, er sich kein einziges Mal gelangweilt hatte.
K APITEL 5
Tante Haga hatte Charlie eindringlich davor gewarnt, noch einmal die Gegend aufzusuchen, in der Theo lebte – oder eher hauste. Sie hatte ihr vorgeschlagen, einen der Bettlerjungen, die sich dort herumtrieben, mit einer Botschaft an Theo zu schicken. Charlie jedoch war in der Zwischenzeit noch mehrmals dort gewesen, weil sie endlich Theos Freund, diesen geheimnisvollen Merlot, kennenlernen wollte. Sie musste sich ein Bild von ihm machen, um dann den besten Weg zu finden, Theo aus seinen Fängen zu lösen und ihn heim nach Wales zu bringen. Allerdings hatte er sich bisher nicht blicken lassen.
Sie wusste, dass zwischen einem Vampir und seinem Schöpfer bestimmte, sehr enge Bande bestanden, und wenn Theos Mentor nicht gewillt war, sein Geschöpf ohne Weiteres gehen zu lassen, dann blieb ihr nichts anderes übrig, als ihn zu vernichten. Der Gedanke machte ihr solche Angst, dass sie Herzklopfen und Schweißausbrüche bekam, aber sie hatte keine andere Wahl. Keine Hexe aus der langen Reihe ihrer Vorfahren würde feige wieder abziehen und ihren kleinen Bruder der Dunkelheit und dem Blutdurst preisgeben!
Eine gebeugte alte Frau kam die Kellertreppe heruntergehumpelt, als Charlie an Theos Tür klopfte. Sie war spät dran, draußen wurde es schon bald dunkel. Aber sie hatte einen großen Umweg gemacht, weil sie das Gefühl gehabt hatte, verfolgt zu werden.
„Da ist keiner mehr“, krächzte die Alte giftig. „Alle fort, dieses Lumpenpack.“
Ihr Bruder war doch kein Lumpenpack! Charlie schluckte eine böse Antwort hinunter, schließlich brauchte sie Auskunft von dieser Frau. „Seit wann?“
„Seit zwei Tagen. Sind endlich von hier verschwunden.“ Die Frau musterte Charlie aus zusammengekniffenen, tränenden Augen. „Siehst gar nicht so aus, als würdest du dazugehören, Mädchen. Sieh zu, dass du
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