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Hexentraum

Hexentraum

Titel: Hexentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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Nase. Eine wenig damenhafte Geste, aber das war ihr gleichgültig. Peter legte die Hand an ihre Wange, und sie schloss die Augen und stellte sich vor, sie sei wieder klein, und er würde immer an ihrer Seite sein.
    »Los Angeles ist nicht so weit weg«, versuchte er sie zu beruhigen, doch seine Stimme brach.
    Das war eine Lüge, und keine sonderlich überzeugende. Los Angeles lag praktisch am anderen Ende der Welt, und die Vorstellung, ihn und ihre Halbschwester hier zurückzulassen, war unerträglich. Als hätte Veronica ihre Gedanken gespürt, ergriff sie das Wort.
    »Ich komme euch besuchen, wenn ihr euch erst eingerichtet habt, versprochen.«
    Ginny sah ihre Schwester an und erkannte ihren eigenen Schmerz auf dem Gesicht des Mädchens wieder. Veronica hatte die Augen eines Kindes und den Körper einer erwachsenen Frau. Es war so leicht, den Altersunterschied von einigen Jahren zu vergessen.
    Dann stürzte Veronica sich in ihre Arme, und sie klammerten sich aneinander. Beide fürchteten sich vor dem Augenblick, da sie wieder loslassen mussten. Schließlich flüsterte Ginny Veronica ins Ohr: »Ich weiß, du bist noch sehr jung, aber Vater wird Charles akzeptieren und dir erlauben, ihn zu heiraten, wenn du ihm nur eine Chance gibst, zu erkennen, wie gut Charles zu dir ist.«
    Veronicas schlanker Körper begann zu beben, geschüttelt von heftigem Schluchzen, das sie an Ginnys Schulter erstickte. So blieben sie noch einen Moment lang stehen, bis der Schaffner mit einem Ruf die Abfahrt ankündigte.
    Ginny löste sich widerstrebend und küsste rasch ihren Vater auf die Wange, ehe sie den Zug bestieg. Sie hielt sich mit einer Hand am Geländer fest und winkte mit der anderen wie verrückt, während der Zug sich ächzend in Bewegung setzte.
    Ihr Vater und Veronica winkten ebenfalls, und Ginny winkte immer weiter, bis sie den Bahnsteig nicht mehr sehen konnte. Tränen rannen ihr übers Gesicht, als sie sich abwandte und den Waggon betrat. Ihr Mann George wartete schon auf sie und streckte die Arme nach ihr aus. Sie sank auf den Sitz neben seinem und weinte an seiner Brust. Er strich ihr zärtlich übers Haar und murmelte Worte der Liebe und des Trostes, die sie kaum vernahm.
    »Ich freue mich darauf, mit dir ein neues Leben in Los Angeles anzufangen, aber ich habe Angst, Vater nie wiederzusehen«, flüsterte sie.
    »Unsinn. Er kann uns jederzeit besuchen kommen, und wir werden auch bald einmal nach Seattle fahren«, versuchte George sie zu beruhigen.
    Doch seine Worte brachten ihr keinen Trost, denn sie hatte etwas gesehen, als sie ihren Vater auf die Wange geküsst hatte: einen Grabstein mit seinem Namen darauf. Er würde bald sterben, das fühlte sie.
    Nur ruhig, meine Schwester. Die Stimme, die in ihrem Kopf diese sanften Worte flüsterte, war Veronicas. Alles wird gut, und wir werden bald wieder zusammen sein.
    Das hoffte Ginny inständig, und sie spürte, wie ihre Anspannung ein wenig nachließ. Seit Veronicas Geburt hatte Ginny die Gedanken ihrer Halbschwester hören können. Allerdings nicht immer, sondern nur, wenn Veronica sich darauf konzentrierte und Ginnys Geist offen dafür war. Umgekehrt ging es leider nicht. Veronica hatte niemals Ginnys Gedanken hören können.
    Sie seufzte und blickte zu ihrem Mann auf. Sie war erst seit vier Monaten mit George verheiratet, doch es kam ihr so vor, als hätten sie sich schon immer gekannt. Ich wünschte, ich könnte seine Gedanken lesen, dachte sie besorgt. Sie legte die Hand auf ihren Bauch. Ich wüsste zu gern, was er sagen wird, wenn ich ihm von dem Baby erzähle.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte er sie so unvermittelt, dass sie zusammenfuhr.
    Forschend sah sie ihm in die Augen. War es möglich, dass er sie gehört hatte? Aber sein Blick war fragend und ahnungslos, es verbarg sich kein geheimes Wissen darin. Nein, das war nur Zufall gewesen. Sie zwang sich zu lächeln. »Solange wir nur zusammen sind, ja.«
    Er drückte sie kurz an sich, und sie spürte Wärme in sich aufflackern. Es war schön, verliebt zu sein.
    Der Mutterzirkel: Santa Cruz
    Luna, die Hohepriesterin des Mutterzirkels, steckte in Schwierigkeiten, und das wusste sie auch. Eine nach der anderen hatten diejenigen Frauen, die das Massaker überlebt hatten, ihr unangenehme Fragen gestellt oder daran gedacht. Anne-Louise äußerte ihre Kritik besonders offen, aber alle fragten sich, was schiefgegangen war, und begannen an den Motiven ihrer Hohepriesterin zu zweifeln.
    Und die Wahrheit lautet, dass sie recht

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