Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexentraum

Hexentraum

Titel: Hexentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
Vom Netzwerk:
Scherben seines Lebens aufgesammelt, und es war an der Zeit, sich von seinem Überlebensinstinkt leiten zu lassen.
    Den Berg erreichte er rasch. Sogar das Gestein war von dem Feuer verbrannt worden, das hier gewütet hatte. Langsam und sorgfältig schritt er im Uhrzeigersinn um den Berg herum und suchte nach seiner Öffnung, einer Spalte, irgendetwas.
    Er war erst ein paar Minuten lang gegangen, als er es entdeckte. Aus der steilen Wand ragte ein Stück Felsen hervor, das die Form einer menschlichen Hand hatte. Die Haare standen ihm zu Berge, als er näher herantrat.
    Das sah nicht nur aus wie eine Hand, das war eine Hand. Es wirkte, als drücke sie von innen gegen das Gestein und versuche, nach draußen durchzubrechen. Richard streckte die Finger aus, berührte die Hand und schloss die Augen. Er griff mit seinen Gedanken hinaus, durch die Gesteinsschicht in den Felsen hinein.
    Er fühlte Schmerz, Wut und... Überraschung. Er lächelte, denn er wusste, dass er Jer gefunden hatte. Nun schob er seine Gedanken aus seinem Kopf den Arm hinab in die Finger, durch den Fels und in Jers Hand, den Arm hinauf und in dessen Geist. Er spürte es ganz deutlich, als er eine Verbindung hergestellt hatte.
    Alles in Ordnung?
    Die Antwort erreichte ihn schwach, aber deutlich. Bin nicht verletzt, aber bald drehe ich durch.
    Ich bin gekommen, um dir zu helfen.
    Wer bist du?
    Amandas und Nicoles Vater.
    Die Überraschung, die er von drinnen empfing, wurde noch größer, und er konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. Den alten Vater sollte man nie unterschätzen.
    Den Fehler werde ich kein zweites Mal machen, entgegnete Jer.
    Also, was ist hier passiert?
    Hat Holly es dir nicht erzählt?
    Wir konnten sie kaum verstehen.
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, und Richard wusste, dass Jer sich fragte, was er davon halten sollte. Aber er hakte nicht nach.
    Na ja, der Berg hat sich in zwei Schlangen verwandelt, die miteinander gekämpft haben. Eine von den beiden hat mich verschluckt, und dann sind sie wieder zu Stein erstarrt.
    Richard trat ein paar Schritte zurück und betrachtete den Fels noch einmal genauer. Das Ding sah aus wie ein Berg. Aber er schaute ja nur mit den Augen. Er schloss sie und versuchte, das Bild im Geiste zu sehen. Allmählich erkannte er zwei verschiedene Gestalten, Schlangen, die sich ineinander verbissen hatten. Jer war in einer von ihnen gefangen, kaum ein paar Schritte vom Maul entfernt.
    Er trat wieder vor, berührte Jers Hand und spürte die Panik des jungen Mannes, der so plötzlich wieder allein gelassen worden war.
    Ist schon gut. Ich lasse dich nicht im Stich, versicherte er ihm.
    Das Feuer...
    Jetzt brennt hier nichts. Ich muss mich einen Moment von dir lösen, aber ich gehe bestimmt nicht weg.
    Jer reagierte nicht, doch Richard spürte sein widerstrebendes Verständnis. Er zog die Hand wieder zurück und musterte den Berg.
    Jetzt konnte er die Schlangen auch mit den Augen erkennen. Er betrachtete sie genau, vor allem Jers Position im Schlund der einen Schlange. Er richtete den Blick auf das Gestein um Jers Hand. Dann stellte er sich vor, wie sich die Haut der Schlange dehnte und immer dünner wurde, bis sie schließlich aufriss und die Beute herausplatzte.
    Der Felsen stöhnte qualvoll und begann sich dann mit einem durchdringenden Kreischen um Jers Hand zu teilen. Langsam wie bei einer Geburt schob sich die Hand durch einen Riss im Gestein. Sie war entsetzlich vernarbt, kaum als menschlich zu erkennen. Der Riss weitete sich, und der Arm kam zum Vorschein. Dann erschien die andere Hand, der zweite Arm.
    Schließlich platzte der Kopf hervor, und Jer keuchte erstickt. Er sah grauenhaft aus, aber Richard war darauf vorbereitet. Der Junge war vom Schwarzen Feuer verbrannt worden, und Sasha hatte Richard erklärt, dass er nur dank unglaublich starker Magie überhaupt noch am Leben war. Jer schnappte ein paar Mal nach Luft und schrie: »Hilfe!«
    »Hilf mir, dir zu helfen«, entgegnete Richard ruhig. »Stell dir vor, wie der Fels sich teilt, wie der Hals der Schlange aufreißt und dich freigibt.«
    Jer schloss die Augen, und Richard konnte spüren, wie der Junge ihm half. Der Stein teilte sich schneller. Augenblicke später fiel Jer vor ihm auf den Boden und würgte.
    Richard ließ ihm einen Moment Zeit, sich zu sammeln, ehe er vortrat und ihm hochhalf. Der junge Mann stand langsam auf, und seine Beine zitterten heftig.
    »Wie lange habe ich da dringesteckt?«
    »Nur ein paar Tage«, erwiderte

Weitere Kostenlose Bücher