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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
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meinen Job will, und indem sie dieses Ziel verfolgt, wird sie meine Stadt zugrunde richten. Ich bin hierher gekommen, um etwas zu holen, das ich brauche, um sie aufzuhalten.«
    »Den Grenzstein.«
    »Richtig«, sagte Marla.
    »Und Mutex hat ihn.«
    »Wieder richtig. Ziemlich nützliches Ding, der Grenzstein.«
    »Also geht es Ihnen eigentlich gar nicht darum, San Francisco zu retten.«
    »Das ist nicht meine Aufgabe, B.«, sagte Marla. »Ich will Ihrer Stadt keinen Schaden zufügen, aber …«
    B. lachte. »Ich hasse San Francisco. Ich lebe jetzt in der East Bay. Ich habe seit Jahren nicht mehr in der Stadt gewohnt - seit ich nicht mehr beim Film bin. Ich habe eine Menge gute Erinnerungen an die Stadt, aber gleichzeitig
sind es auch schlechte Erinnerungen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Denn selbst wenn ich nur an die guten Tage denke, erinnert mich das auch an all die schlechten.«
    »Ich weiß, was Sie meinen.«
    »Also hat keiner von uns beiden diesen Ort wirklich ins Herz geschlossen, aber trotzdem werden wir ihn retten.«
    »Ja, sieht ganz so aus«, sagte Marla. »Wir müssen dafür ja nicht mal irgendeinen Extra-Aufwand in Kauf nehmen. Wir retten die Stadt sozusagen als Nebeneffekt, wenn wir Mutex töten.« Sie sah wieder hinüber nach Alcatraz, das drohend näher kam, und konnte die Anlegestelle erkennen. »Außerdem hat die Stadt durchaus ihren Charme.«
    »Ich glaube, ich würde auch nicht gerne dabei zusehen, wie sie im Ozean versinkt.«
    »Und es ist auch nicht so, als ob Tlaltecuhtli lediglich San Francisco zerstören und sich dann zur Ruhe setzen würde. Mutex’ Machtbereich würde sich immer weiter ausdehnen und uns schließlich einholen, ganz egal, wohin wir auch gehen.«
    Die Fähre stieß sanft gegen den Pier, und sofort begannen die Touristen sich von ihren Plätzen zu erheben und zum Ausgang zu drängen.
    »Dann gehen wir mal los und reden mit einer Hexe über einen Frosch«, sagte Marla.

    Es war nicht besonders schwer, sich von der Tour zu entfernen, obwohl Marla durchaus interessant fand, was der Fremdenführer über die kurzzeitige Besetzung der Insel durch Indianer in den frühen siebziger Jahren erzählte. Doch sie hatte Wichtigeres zu tun, außerdem konnte sie immer noch Rondeau, der jedes Detail aus seinem San-Francisco-Guide
begierig in sich aufsaugte wie ein Schwamm, über die Geschichte der Insel ausfragen. Sie legte einen Wegsehzauber über sich und B., wobei die Anstrengung ihr ein leichtes Summen in den Ohren verursachte. Vielleicht hätte sie ein paar magische Zutaten aus dem Laden des Chinesen stehlen sollen. All die kleinen Zauber begannen langsam an ihrer Substanz zu zehren, und so weit weg von Felport, dem Zentrum ihrer Macht, war das Zaubern entsprechend schwieriger. Alles hatte seinen Preis, und Marla war inzwischen gezwungen, mit ihrer eigenen Substanz zu bezahlen. Wahrscheinlich sollte sie sich etwas für die größeren Aufgaben, die noch vor ihr lagen, aufsparen.
    Die Insel war eine einzige Ödnis, die zu kaum mehr als einem Schlafplatz für Vögel taugte. Aber der Ausblick auf die Stadt und die Golden Gates (die Brücke und die Meerenge) war überwältigend; den einstigen Insassen musste es dabei regelrecht das Herz zerrissen haben. B. führte Marla die Treppe hinauf von der Anlegestelle zum Pförtnerhaus. Er war nicht zum ersten Mal hier und spürte instinktiv, wohin sie gehen mussten. Er führte sie in einen der feuchten, grauen Gefängnisblöcke, vorbei an fensterlosen Zellen. »Wir müssen zu einer der Einzelzellen«, sagte er flüsternd, wobei Marla das Gefühl hatte, dass sein Flüstern durchaus angebracht war. Etwas war an diesem Ort oder gleich dahinter, nicht weit weg, in einer Dimension, die Marla nicht vollständig erfassen konnte. Außerdem spürte sie Geisterfragmente von toten Insassen und irgendwo das Wimmern des Geistes eines kleinen Mädchens, das wahrscheinlich zu den indianischen Besetzern gehört hatte oder noch aus der Zeit vor den Europäern stammte.Vielleicht war es aber auch ein Touristenkind, das hier einen tragischen Unfall gehabt hatte.
Marla fragte sich, ob B. die Geister auch hören konnte, doch dann fiel ihr ein, dass er sie wahrscheinlich weitaus deutlicher spüren würde als sie selbst. Schließlich hatte er seine überaus große Empfindsamkeit mehr als einmal unter Beweis gestellt, und deshalb bewunderte Marla seine Ruhe und sein Interesse an der Aufgabe umso mehr.
    Er brachte sie zu einer winzigen Zelle mit einer Toilette und einem

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