Hexenzorn
dürfte ich ganz gut zurechtkommen, nur nicht mit seinen Giftfröschen. Ich hatte einen Plan, um dieses Problem zu lösen, ich schickte einen … äh … einen meiner Partner los, um mir eine Schlange zu besorgen, die immun gegen ihr Gift ist …«
»Und Sie hatten vor, sich mittels eines Sympathiezaubers ebenfalls immun zu machen. Aber …?«
»Mein Freund ist bis jetzt noch nicht wieder aufgetaucht, und ich habe keine Zeit, noch länger auf ihn zu warten.«
Cole runzelte die Stirn. »Wäre es möglich, dass es sich bei Ihrem Freund um, sagen wir, ein nicht-menschliches Wesen handelt?«
»Ich glaube, er ist ein urzeitlicher chinesischer Schlangengott«, sagte Marla. »Und er ist nicht mein Freund. Er schuldet mir einen Gefallen, ansonsten betrachtet er mich als seine Feindin und will mich umbringen.«
»Ihr Feind? Ich bin betrübt, das zu hören. Sie hätten mir gleich sagen sollen, dass Sie einen Gott erwarten. Ich spüre
die Präsenz eines Gottes innerhalb der Stadtgrenzen bereits seit über einer Stunde. Er tauchte ganz unvermittelt auf, doch neigen Götter für gewöhnlich zu einem solchen Verhalten. Sein Aufenthaltsort befindet sich südlich von hier, und es könnte sein …«
»Südlich von hier?« Marla schlug sich mit der Hand auf die Stirn. »Verdammt, wahrscheinlich ist er gerade am Flughafen. Rondeau sollte ihn abholen. Gottverdammt, Cole, kommen Sie mit. Ich muss etwas tun, von dem ich geschworen habe, dass ich es nie wieder tun werde.«
»Und was wäre das?«
»Ich kann nicht glauben, dass es so weit kommen musste«, sagte Marla. »Aber mir bleibt keine andere Wahl. Ich muss Auto fahren.«
Cole wirkte ebenso bestürzt über diese Neuigkeit wie Marla.
B. fuhr mit dem Bus nach Chinatown und fühlte sich etwas unsicher in seinem Umhang, auch wenn er nicht mehr Blicke auf sich zog als sonst, nur dass ihn diesmal die Menschen nicht anstarrten, weil er ihnen irgendwie bekannt vorkam, sondern weil er so albern gekleidet war. Er dachte an den Spiderman-Film. Als die Rollen für den Film gecastet wurden, kursierte in gewissen Kreisen ein Gerücht, dass B. die Hauptrolle übernehmen würde. Doch wie jedes Mal, seitdem B. sich aus dem Geschäft zurückgezogen hatte, waren es nichts als haltlose Spekulationen gewesen. B. fand, die besten Szenen des Films waren, als Peter Parker mit seinen gerade neu entdeckten Spiderman-Fähigkeiten herumexperimentierte, das pure Entzücken, das er an den Tag legte, während er seine Spinnenfäden verschoss,
sich von Wolkenkratzer zu Wolkenkratzer schwang und riesige Gewichte stemmte. Welches Kind hatte nicht auch mindestens einmal davon geträumt, solche Kräfte zu besitzen? B. hatte es getan, und im Gegensatz zu den meisten Menschen verfügte er nun als Erwachsener tatsächlich über außergewöhnliche Kräfte, auch wenn er seine Hellsicht und all das sofort gegen so etwas wie die Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen oder fliegen zu können, eintauschen würde. Gegen etwas Unkompliziertes, das nicht jedes Mal noch mehr Fragen aufwarf, als es beantwortete. Im Moment verfügte B. zwar sogar über mehrere solcher unkomplizierten Fähigkeiten, aber die steckten eigentlich in dem Umhang - Geschwindigkeit, Kraft und Gewaltbereitschaft. Er wollte dieses Spiderman-Entzücken spüren, und er hatte es bereits gespürt, auf dem Hoteldach, als Marla ihm ein paar Techniken beibrachte. Aber jetzt ging es darum, diese Techniken einzusetzen, einem lebenden Menschen Gewalt anzutun, und darüber verspürte er nicht das geringste Entzücken. Er hatte Marla in Aktion gesehen, hatte gesehen, wie sie in dem Umhang kämpfte, auch wenn die Bewegungen zu schnell gewesen waren, um sie wirklich zu verfolgen - Marla und Mutex waren nichts weiter als zwei verschwommene Flecken gewesen, als sie im Zug miteinander gekämpft hatten. Und er hatte gesehen, wie Marla tötete, ohne den Umhang dafür zu benutzen. B. wusste nicht, ob er auch in der Lage wäre, jemanden auf diese Weise zu töten. Der Umhang hatte den Vorteil, dass er derlei Bedenken gar nicht erst ins Bewusstsein treten ließ - sobald er ihn wendete, würde sein logisch denkender, bewusster Verstand sich zurückziehen, und B. würde sich auf alles und jeden stürzen, den er als Feind wahrnahm. Das hatte zwar etwas Befreiendes
an sich, aber B. konnte sich kaum vorstellen, dass es ein über längere Zeit angenehmer Zustand war. Vor Marla hatte er sich zwar nichts anmerken lassen, aber in Wirklichkeit hatte er eine Höllenangst - nicht nur
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