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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
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Gründen.«
    »Große Mutter Gottes«, sagte Cole und starrte aus dem Fenster.
    Marla blickte in die gleiche Richtung und sah ein Düsenflugzeug im steilen Winkel in den Himmel aufsteigen. »Ach ja. Als Sie das letzte Mal unterwegs waren, gab es wohl noch keinen Linienflugverkehr, wie?«
    »Ist so etwas heutzutage etwas ganz Gewöhnliches?« Cole
verrenkte sich den Hals, um das Flugzeug aufsteigen zu sehen.
    »Oh ja. Hunderte von Flügen, jeden Tag, vielleicht tausende.«
    »Ist es nicht gefährlich?«
    »Weniger gefährlich als Auto fahren, soweit ich weiß«, sagte Marla und scheuchte den Minivan auf eine andere Spur, über der auf einem Schild das Wort ›Ankunftshalle‹ zu lesen war, worauf ein BMW neben ihnen die Leitplanken touchierte.
    »So scheint es«, sagte Cole. »Wissen Sie, wohin wir müssen?«
    »Gleich da vorne«, sagte Marla und sah Ch’ang Hao schon auf dem Seitenstreifen warten. Er trug einen unförmigen braunen Mantel und saß auf etwas, das aussah wie ein altmodischer Überseekoffer, die Ellbogen auf die Knie gestützt, das Kinn in die Hände gelegt.
    Marla parkte den gestohlenen Wagen auf dem Seitenstreifen und stieg aus. »Ch’ang Hao!«, rief sie. »Tut mir leid, dass du warten musstest. Rondeau wurde gekidnappt, und ich war in einem anderen Universum.«
    Ch’ang Hao stand auf und nickte. »Unter normalen Umständen würde ich derlei Entschuldigungen anzweifeln, doch glaube ich, dass Ihr mich nicht anlügen würdet. Es müssen keine Lügen zwischen mir und Euch stehen. Ich wäre auch zu Fuß zu Euch gekommen, aber …« Er blickte auf die Parkgarage mit ihren spiralförmigen Betonauffahrten und zuckte mit den Schultern. »Ich verlor die Orientierung. Ich fühle mich nicht wohl inmitten von so viel Beton. Und das Fliegen war alles andere als eine Freude.«
    »Ich kann es dir nicht verübeln«, sagte Marla. »Trotzdem,
immer noch besser als all die Jahrhunderte im Bann des Himmlischen, oder etwa nicht?«
    »Voll und ganz«, sagte Ch’ang Hao. »Doch gab es Momente, während ich eingeklemmt zwischen diesen schmalen Stühlen saß, da ich nicht ohne Sehnsucht an die komfortable Geräumigkeit meines einstigen Gefängnisses zurückdachte. Der Zauber, mit dem Ihr mich belegt habt, ermöglichte es mir, unbehelligt durch die Kontrollen zu gelangen, obwohl ich keinen Pass von der Art, wie sie ihn zu sehen wünschten, bei mir trug und ihre Maschinen ständig Geräusche machten wegen der Nägel in meinem Harnisch.«
    »Hattest du … irgendwelche Schwierigkeiten? In Kolumbien, meine ich?«
    »Ich fand die Schlange«, sagte Ch’ang Hao, dann schüttelte er den Kopf. »Bäume werden gefällt, der Dschungel niedergebrannt. Es ist eine Schande.« Er sah Marla direkt in die Augen. »Es lässt mich dem Aussterben der menschlichen Rasse mit Freuden entgegensehen.«
    »Auch das kann ich dir nicht übelnehmen. Hast du die Schlange dabei?«
    »Das habe ich. Sie ist in dem Koffer und schläft, sie träumt von Nahrung und Wärme. Es war nicht mein Wunsch, dass sie die letzten Stunden ihres Daseins in Angst verbringt.«
    »Danke, Ch’ang Hao«, sagte Marla. »Deine Schuld mir gegenüber ist beglichen.«
    »Dessen bin ich mir bewusst. Ihr braucht mir meine Pflichten nicht zu erklären. Doch darf ich Euch bitten, mich fort von diesem Ort zu bringen?«
    »Klar, solange du mir versprichst, dass du mich nicht umbringst, während ich fahre. Lass uns den Koffer in den Wagen schaffen.«

    Ch’ang Hao half Marla, die schwere Holzkiste in den Kofferraum zu hieven, dann kletterte er auf den Rücksitz. Marla setzte sich auf den Fahrersitz und hörte, wie Cole sich vorstellte. Ch’ang Hao wiederum reagierte mit der bei ihm üblichen Höflichkeit.
    »Wirst du dir den Chinesen noch einmal vornehmen?«, fragte Marla, während sie das Auto in Richtung Ausfahrt in Bewegung setzte.
    »Er hat gegenüber mir eine Schmerzensschuld, eine, die weit größer ist als die Eure«, sagte Ch’ang Hao.
    »Es gibt da etwas, das ich dir sagen muss«, meinte Marla. »Dein ehemaliger Herr hat Rondeau entführt. Er verlangt von mir, dass ich dich zurückbringe im Austausch gegen Rondeaus Leben.«
    Ch’ang Hao dachte über ihre Worte nach. »Beabsichtigt Ihr, dem Folge zu leisten?«
    »Nein. Ich bezweifle, dass ich dich gegen deinen Willen zu ihm bringen könnte, selbst wenn ich es wollte. Ich möchte nur, dass du weißt, dass dein früherer Meister vielleicht tot ist. Ich musste herkommen und dich abholen, und jetzt muss ich mich schleunigst um

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