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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und den anderen ausgewachsenen Geschöpfen anzuschließen.
    Das Gesicht unter der Kapuze zuckte. Für einen winzigen Moment schien es seine Form zu verlieren, wogte und brodelte wie eine Maske aus Wachs, die in eine Schüssel mit kochendem Wasser geworfen worden war, und für einen noch winzigeren Moment sah es beinahe menschlich aus.
    Und nicht nur das. Für eine Zeitspanne, die zu kurz war, um sie benennen zu können, war das Gesicht unter der Kapuze das des Jungen, dem das Geschöpf gegenüberstand. Die Ähnlichkeit erlosch fast sofort wieder; und nach Augenblicken nur hörte auch das schreckliche Zittern und Wogen auf und es war wieder die bösartige Karikatur eines Froschgesichtes, in die ich blickte.
    »Robert, was ist das?«, stammelte Cohen. Er schien dem Zusammenbruch nahe. »Was geht hier vor?«
    »Sie übernehmen sie«, murmelte ich. »Verstehen Sie denn nicht? Sie stehlen ihnen ihr Leben und ihre Persönlichkeit.« Ich drehte mich herum und sah Hennessey an. »Dasselbe ist mit Ihnen geschehen, nicht wahr?«, fragte ich. »Es hat einmal einen Hennessey gegeben. Einen Mann, zu dem die Geschichte gepasst hat, die Sie mir gestern erzählt haben.«
    Hennessey starrte mich nur hasserfüllt aus seinem zweigeteilten Gesicht an, aber Crowley sagte ganz ruhig: »Das ist wahr. Wenn die Verwandlung abgeschlossen ist, werden unsere Kinder anstelle dieser in die Häuser ihrer Eltern zurückkehren. Niemand wird es bemerken.« Er lächelte. »Wir sind schon sehr viele, Robert. Viel mehr, als Sie ahnen.«
    »Sie verdammtes Monster«, murmelte ich. »Und die Kinder? Was geschieht mit ihnen? Werden Sie sie umbringen?«
    »Ihnen wird nichts geschehen«, antwortete Crowley. »Sie sind wie alle Menschen, Robert. Für sie bedeutet Leben nichts als ihre körperliche Existenz. Aber Leben ist mehr. Ein Individuum besteht nicht nur aus Muskeln und Fleisch und Blut. Was zählt, ist die Seele, sind Erinnerungen und Gefühle, Gedanken und Berührungen. Sie werden weiterleben. In ihren Körpern.« Er deutete auf die TIEFEN WESEN. »Es spielt keine Rolle, welche äußere Form ein lebendes Wesen hat. Ihre Körper werden vielleicht vergehen, doch das, was sie wirklich ausmacht, wird weiterleben.«
    Ich sagte nicht einmal etwas dazu, denn ich wusste genau, wie sinnlos es war, mit diesem Wahnsinnigen zu reden. Dazu kam, dass sich das Netzgewebe nun wieder bewegte. Die Fäden zogen sich rasch von ihren Opfern zurück und im gleichen Augenblick beinahe drehten sich die TIEFEN WESEN wieder herum und verließen schweigend und sehr schnell die Halle.
    Ich stand da wie gelähmt. In meinem Kopf schien plötzlich eine massive Mauer zu sein, die es mir unmöglich machte, einen klaren Gedanken zu fassen. Natürlich wusste ich, was hier geschehen war, und, viel schlimmer noch, geschehen würde, aber gerade dieses Wissen war es, das mich vollkommen lähmte. Und es war auch Cohen, nicht ich, der seinen Schrecken als Erster überwand und wieder das Wort ergriff.
    »Großer Gott, Junge, begreifst du denn nicht, was hier vorgeht?«
    Die Worte galten Joshua, der in diesem Moment ebenfalls wieder in die Wirklichkeit zurückzufinden schien und benommen den Kopf schüttelte. Er sah Cohen nur an und schien gar nicht zu begreifen, wovon er überhaupt sprach.
    »Begreifst du denn nicht, was sie euch antun?« Cohen schrie fast, doch der Ausdruck von Verwirrung und Unverständnis auf Joshuas Gesicht wurde eher noch größer.
    »Lassen Sie es sein, Cohen«, sagte ich. Ich erschrak fast selbst, als ich hörte, wie müde und resigniert meine Stimme klang. »Sie wissen überhaupt nicht, was passiert ist.« Und selbst wenn sie es wüssten, fügte ich in Gedanken hinzu, würde es nichts ändern. Crowleys Einfluss war schon viel zu stark. Wenn es noch irgendetwas gab, das diese Kinder retten konnte, dann allerhöchstens ein Wunder.
    Für den Moment sah es allerdings eher so aus, als wäre ich es, der ein Wunder brauchte, denn es war noch keineswegs vorbei. Auf einen Wink Crowleys hin verließen zwar alle Kinder außer Joshua den Saal, er selbst und der Junge, Hennessey und zwei weitere TIEFE WESEN blieben jedoch zurück. Und auch die Netzkreatur kroch nicht wieder zurück in ihr finsteres Versteck unter dem Meer, sondern blieb, wo sie war. Sie bewegte sich noch immer leicht und ich vermeinte ein bestimmtes Muster in dieser Bewegung zu erkennen, konnte es aber nicht greifen.
    Ich registrierte, dass etwas an dieser Bewegung anders war als bisher, doch auch dieses Begreifen

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