Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II
ALTEN hatten für die Ewigkeit gebaut und die bloße Vorstellung, R’lyeh könnte durch irgendetwas zerstört werden, war Howard damals absurd vorgekommen.
Genau das aber war geschehen; und obwohl ihm bei dem Gedanken schauderte, musste er versuchen herauszufinden, was passiert war. Diese Information konnte sich als unermesslich wichtig erweisen.
»Sie sagten, Sie wären schon hier gewesen«, wandte er sich an George. »Waren Sie auch in der Stadt?«
George blickte von seiner Maschine auf. Er hatte einen herumliegenden Stein aufgesammelt und schlug damit auf den verbogenen Hebel ein, um ihn wieder in die richtige Position zu bringen. »Nein«, erwiderte er. »Um ehrlich zu sein, die beiden Male, die ich bislang hier war, habe ich sie nicht einmal gesehen. Es herrschte jeweils Flut. Die Ruinen müssen unter Wasser verborgen gewesen sein.« Aber er klang nicht sehr überzeugt.
Howard stutzte, als ihm plötzlich etwas auffiel. »Ich denke, es gibt eine Grenze, die Sie mit Ihrer Maschine nie hätten überwinden können«, erinnerte er. »Demnach müssten Sie jedes Mal zur gleichen Zeit hier gewesen sein, auch diesmal. Wenn dieser Zeitpunkt feststeht, müssten Sie sich eigentlich selbst begegnen.«
Irritiert runzelte George die Stirn. Dieser Gedanke schien ihm noch nicht gekommen zu sein. »Wenn ich auf mein früheres Ich stoßen würde, mir bei meiner ersten Reise aber nicht selbst begegnet wäre, würde dies ein Paradoxon darstellen«, sagte er nachdenklich. »Die Zeit würde das nicht zulassen. Ich habe bereits versucht, einen Zeitpunkt gezielt anzusteuern, in dem ich doppelt existieren würde, doch es ging nicht. Die Reise ging automatisch weiter in die Vergangenheit oder die Zukunft, bis zu einem Moment, in dem keine solche Gefahr mehr bestand. Das Gleiche gilt auch für feste Materie. Ich kann nirgendwo materialisieren, wo bereits -«
»Auf alle Fälle haben Sie keine Spur von Leben entdeckt?«, unterbrach Howard den Redefluss. »Das würde bedeuten, dass uns hier keine Gefahr droht?«
»Es mag sein, dass es im Wasser Lebewesen gibt, aber zumindest an Land habe ich keins entdeckt«, schränkte George ein. »Sie können also unbesorgt sein. Wollen Sie auf etwas Bestimmtes hinaus?«
»Es geht um die Stadt«, erklärte Howard. »Ich muss unbedingt hin und sie mir genauer ansehen.«
»Warum?«, fragte George verständnislos. »Das sind nur ein paar Ruinen, wie ich sie in allen Zeitepochen gefunden habe. Die toten Hinterlassenschaften eines Volkes, das Millionen Jahre nach Ihrer Zeit gelebt hat und längst nicht mehr existiert.«
»Oder Millionen Jahre vor meiner Zeit«, murmelte Howard. Er überlegte, ob er George mehr über die Hintergründe erzählen sollte, doch es hätte zu lange gedauert und wäre zu kompliziert gewesen, ihm Einzelheiten über die GROSSEN ALTEN zu berichten. Darüber hinaus hätte der Zeitreisende ihm vermutlich ohnehin nicht geglaubt. »Es ist wichtig für mich«, beharrte er deshalb nur. »Sehr wichtig.«
George schaute noch einmal zu den Ruinen hinüber. »Ich weiß nicht, welchem Rhythmus die Gezeiten hier unterworfen sind«, sagte er. »Die Ebbe kann Tage andauern, möglicherweise Wochen, aber diese Zeit kann bald um sein. Auf jeden Fall besteht die Gefahr, dass wir von der Flut überrascht werden und ertrinken.«
»Das Risiko müssen wir eingehen«, sagte Howard. »Es ist wichtig, George; viel wichtiger, als Sie sich auch nur vorstellen können. Aber ich nehme es Ihnen nicht übel, wenn Sie lieber hier bleiben und warten. Ich werde auf jeden Fall gehen. Ich kann es Ihnen jetzt nicht erklären, aber es hängt viel davon. Vielleicht das Überleben der Menschheit in meiner Zeit, möglicherweise sogar noch Jahrhunderttausende später das der Eloi. Ich weiß, Sie werden mir nicht glauben, aber diese Stadt hat vor ihrer Zerstörung eine Gefahr dargestellt, gegen die Ihre Morlocks ein unbedeutendes Nichts sind.«
»Das Überleben der Menschheit …« Ein Schatten huschte über Georges Gesicht und die Art, in der er Howards Worte wiederholte, ließ diesen aufhorchen. »Wenn das Ihre Antriebsfeder ist, sollten Sie mir zunächst zuhören. Vielleicht sollte ich Ihnen das nicht erzählen, aber Sie haben bereits so viel erlebt, dass Sie vermutlich auch diese Wahrheit verkraften können.«
Er sprach nicht weiter, aber Howard spürte, was in ihm vorging, und er drängte ihn nicht, sondern wartete geduldig, bis George sich wieder einigermaßen gefangen hatte und von sich aus fortfuhr: »Die
Weitere Kostenlose Bücher