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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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trotz allem drinnen im Haus gewesen war. Der Regen klatschte mir wie eine Ohrfeige ins Gesicht und im ersten Moment war ich fast blind. Ich wankte, streckte instinktiv die Hand aus, um mich an dem vermoderten Türrahmen festzuhalten, und drehte das Gesicht aus dem Sturm. Landon, Hank und Steve standen mitten im strömenden Regen wenige Meter vor mir, die beiden anderen hatten rechts und links der Tür Aufstellung genommen. Ich sah, dass sich einer von ihnen mit einem Knüppel bewaffnet hatte; der Zweite hielt ein Klappmesser mit einer rostigen, aber Ehrfurcht gebietend langen Klinge in der Hand. Offensichtlich waren diese Männer nicht bereit, sich so ohne weiteres aus ihrem Revier vertreiben zu lassen.
    Blinzelnd hob ich die Hand über die Augen und versuchte in den vom Himmel stürzenden Wassermassen mehr als graue Bewegung zu erkennen. Der Regen war viel heftiger, als ich angenommen hatte. Die gegenüberliegende Wand des Hofes war kaum noch auszumachen und der Himmel hing wie eine Decke aus geschmolzenem Blei über uns. Dann und wann wetterleuchtete es im Osten und manchmal glaubte ich durch das unablässige Rauschen des niederstürzenden Regens ein dumpfes Donnergrollen zu vernehmen.
    Landon wandte den Kopf und runzelte missbilligend die Stirn, als er sah, dass ich das Haus verlassen hatte. »Geh lieber zurück, Bob«, sagte er. »Du kannst hier sowieso nichts tun.«
    Wahrscheinlich hatte er Recht. Dessen ungeachtet trat ich im Gegenteil vollends aus dem Haus und mit zwei mühsamen Schritten an seine Seite. Landon seufzte, schüttelte ein paar Mal hintereinander und heftig den Kopf, sagte aber dann nichts mehr, sondern konzentrierte sich wieder auf die gegenüberliegende Hofseite. Der Eingang, durch den ich selbst gestern gekommen war, war nur als verschwommener Schatten hinter den Regenschleiern zu erkennen. Der Hof hatte sich in einen See verwandelt, dessen Wasser fast knöcheltief war.
    »Da ist einer!«, sagte Hank. Er deutete mit dem ausgestreckten Arm auf den Eingang, in dem ich allerdings auch jetzt noch rein gar nichts erkennen konnte. Landon und Steve aber nickten. Offensichtlich besaßen alle drei weitaus schärfere Augen als ich. Landon machte eine rasche, befehlende Geste, die mir endgültig klar machte, dass er trotz all seiner gegenteiligen Beteuerungen wohl so etwas wie der Anführer der kleinen Gruppe war; und Steve und Hank begannen geduckt vorzugehen. Ich wollte ihnen folgen, aber Landon hielt mich mit einer befehlenden Bewegung zurück. Auch er blieb, wo er war.
    Plötzlich sog Landon scharf die Luft ein. »Wusst’ ich’s doch«, sagte er zornig. »Diese verdammten Bälger!«
    Tatsächlich erkannte ich jetzt eine verschwommene Gestalt hinter den Regenschleiern. Ich konnte keine Einzelheiten ausmachen, aber sie war sehr klein, allerhöchstens einen Meter, und ihre Proportionen waren nicht die eines Erwachsenen. Sie bewegte sich schnell und offensichtlich ohne Furcht – oder ohne sie bemerkt zu haben – direkt auf Hank und Steve zu.
    »Hank!«, brüllte Landon. »Steve! Schnappt euch das Balg!«
    Etwas stimmte nicht. Ich spürte es so deutlich, als stünde jemand hinter mir und flüstere mir die Worte ins Ohr. Da war eine Gefahr, unsichtbar, lautlos, aber so präsent, dass ich beinahe körperlich zu fühlen glaubte, wie sie sich rings um uns zusammenballte.
    Hank und sein Kamerad benahmen sich nicht einmal ungeschickt. Sie bewegten sich aus verschiedenen Richtungen auf die Gestalt im Torbogen zu, sodass der Junge unweigerlich dem einen in die Arme laufen musste, wenn er versuchte, dem anderen auszuweichen. Aber sie erreichten ihn nicht. Plötzlich schoss etwas Kleines, Graues auf Hank herab, traf ihn mit furchtbarer Wucht an der Schläfe und riss ihn zu Boden. Hank stürzte, begann zu schreien und schlug die Hände vor das Gesicht; und im gleichen Augenblick wurde auch Steve von einer angreifenden Taube getroffen und hintenüber geschleudert.
    Eine Sekunde später brach auf dem Hof die Hölle los. Plötzlich waren überall Tauben. Dutzende, wenn nicht Hunderte der kleinen grauen Tiere stürzten in selbstmörderischen Angriffen auf die Männer herab, schlugen mit Krallen und Schnäbeln nach ihren Gesichtern oder prallten wie kleine gefiederte Geschosse gegen sie, mit solcher Wucht, dass sie sich selbst Flügel und Knochen dabei brechen mussten, die Männer aber wie unter Faustschlägen zu Boden gingen. Alles ging unglaublich schnell. Das war keine Panikreaktion der Tiere, wie in der Nacht oben

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