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HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY Band 06/5405

HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY Band 06/5405

Titel: HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY Band 06/5405 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: tina
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wankte er in Richtung Tür. Farben füllten nun die Welt. Ihre Logik verstand er nicht, aber sie
    faszinierten ihn. Ein Fragment seines Ichs hatte nie etwas von ihrer Existenz geahnt, doch als er sie
    nun mit vulkanischen Augen sah, erschienen sie ihm völlig normal. Ähnlich verhielt es sich mit den
    Wahrnehmungsdaten, die von den Kopftentakeln übermittelt wurden. Sie beschrieben ein
    Konturenbild, das ebenfalls vertraut anmutete.
    Jemand versperrte ihm den Weg. Ein Ichfragment nahm die Person als ein glattes Objekt wahr, das
    nicht mehr Textur aufwies als eine glattgeschliffene Durastahlplatte. Die andere Selbstkomponente
    >sah< das Wesen: braune Augen, helle Haut, rosarote Lippen, ein seltsam kantiger Körper, den zwei
    lange, gerade Beine trugen.
    Der Bordarzt.
    Ein Fremder.
    Ein Besatzungsmitglied.
    Ein Kasten-Freund.
    »Freund Doktor«, sagte er. Die beiden Zungen in seinem Mund verliehen den Worten einen verzerrten,
    zwitschernden Klang. Er beschloß, die anderen Sprechwerkzeuge zu verwenden. »Ich muß zu
    Oberhaupt Janeway und der Kaste Bericht erstatten.«
    »Sie bleiben hier, Tuvok«, erwiderte die Gestalt. »Hören Sie… Irgend etwas ist verkehrt. Sie sind noch
    immer mit dem Bewußtsein des Sperianers verbunden. Beenden Sie die Mentalverschmelzung.«
    Verkehrt?
    Mentalverschmelzung?
    Tuvok.
    Ein Teil von mir.
    Der Sperianer.
    Sozoas. Ein anderer Teil von mir.
    Seine Ungeduld wuchs. Er versuchte, sich an Freund Doktor vorbeizuschieben, doch die Gestalt
    blockierte den Ausgang.
    »Mr. Tuvok…« Freund Doktor berührte einen seiner vier Arme, den mit fünf Fingern. »Ich kann nicht
    erlauben, daß Sie die Krankenstation verlassen. Sie sind in einer Mentalverschmelzung mit dem
    Sperianer gefangen. Unterbrechen Sie die geistige Verbindung, Tuvok.«
    34
    Mentalverschmelzung.
    Trennung. Das darf nicht geschehen.
    Langsam und stumm streckte er den vordersten Arm aus, schloß eine Hand mit drei Fingern um die
    Schultern des Doktors und drückte zu. An dieser Stelle, so wußte er, gab es bei Menschen besonders
    empfindliche Nerven.
    Nichts geschah. Freund Doktor hätte bewußtlos zu Boden sinken müssen, wodurch er imstande
    gewesen wäre, Oberhaupt Janeway aufzusuchen und der Kaste Bericht zu erstatten. Aber die Gestalt
    blieb auf den Beinen, zeigte sich ganz und gär unbeeindruckt.
    »Tuvok?« fragte der Doktor. »Hören Sie mich?«
    »Lassen Sie mich vorbei. Ich muß Oberhaupt Janeway einen Bericht bringen.«
    Der Doktor griff nach seiner dreifingrigen Hand und versuchte mit sanftem Nachdruck, ihn zur
    Diagnoseliege umzudrehen. Dieser Vorgang weckte sonderbare Empfindungen in ihm. Sollte etwa eine
    Verbindung erfolgen?
    Er zögerte verwundert.
    »Mr. Tuvok…« Der Doktor sah in die Augen der Tuvok-Komponente. »Hören Sie mich? Bitte sagen
    Sie etwas, Tuvok. Ich möchte mit Tuvok sprechen.«
    »Warum sind Sie nicht bewußtlos zu Boden gesunken?« fragte er. Eigentlich eine logische Frage. Der
    Nervengriff hätte Freund Doktor betäuben müssen.
    »Immer mit der Ruhe.« Mit der freien Hand griff die Gestalt nach einem Gegenstand und preßte ihn
    an den Hals des Tuvok-Teils.
    Es zischte leise, und Benommenheit wehte durch den gemeinsamen geistigen Kosmos.
    Eine Benommenheit, die gräßliche Fragmentierung brachte…
    Das Kollektiv löste sich auf, zerbrach wieder in zwei voneinander getrennte Selbstsphären.
    »N-nein…« Drei Zungen formulierten dieses Wort, zwei in diesem Mund, eine in dem anderen.
    Dunkelheit wogte wie etwas Lebendiges heran, um das Licht des Verstehens zu verschlingen. »Das…
    darf… nicht… geschehen…«
    Kapitel 9
     
    B’Elanna betätigte die hermetischen Siegel des Raumhelms und aktivierte das Kom-Gerät mit dem
    Kinn. Leises statisches Zischen teilte ihr mit, daß der Kommunikator funktionierte. In der Leere des
    Alls kann ein solches Geräusch erstaunlich beruhigend wirken, dachte die Klingonin. Alle
    Kontrolldioden des Statusdisplays glühten grün. Der Schutzanzug verfügte über die erforderlichen
    Energiereserven, und alle Systeme funktionierten einwandfrei. Der Sauerstoffvorrat reichte für zwölf
    Stunden. Als B’Elannas Blick zum entsprechenden Chronometer wanderte, sprang die digitale Anzeige
    gerade auf 11:59:00 um.
    »Wong, Dawson - bitte melden Sie sich«, sagte Torres.
    »Hier Fähnrich Wong. Alle Systeme grün.«
    »Hier Fähnrich Dawson. Alle Systeme grün.«
    Torres drehte sich um und sah zu ihren beiden Begleitern. Ebenso wie sie selbst trugen sie

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