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HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY Band 06/5405

HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY Band 06/5405

Titel: HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY Band 06/5405 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: tina
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kratzte, die jeder Vulkanier anstrebte.
    Tuvok blickte in das seltsam glatte, merkmallose Gesicht des Sperianers und fragte sich, wie dieses
    Wesen ohne eine visuelle Wahrnehmung zurechtkam. Vermutlich dienten die erschlafften
    Pseudopodien dazu, Informationen über die Umgebung zu gewinnen.
    Er richtete einen kühlen, sondierenden Blick auf den Kopf des Geschöpfs und stellte sich vor, wo er
    ihn mit den Fingern erst der rechten und dann auch denen der linken Hand berühren würde.
    Langsam streckte er die rechte Hand aus und ertastete die kühle graue Haut des Sperianers. Die
    Fingerkuppen reagierten mit leichtem Prickeln auf die Nähe des fremden Selbst. Ja, er spürte sie: die
    wirren, fransigen Gedankenfragmente des sperianischen Unterbewußtseins, das Chaos völlig
    ungeordneter mentaler Aktivität.
    Tuvok streckte auch die linke Hand aus, ließ die Finger hierhin und dorthin wandern, bis sie die
    richtigen Nervenpunkte fanden.
    32
    »Unsere Selbstsphären sind eins«, flüsterte er und drang tiefer in den anderen geistigen Kosmos vor. »
    Unsere Gedanken sind eins.« Er suchte nach Gemeinsamkeiten, nach geteilten Erfahrungen, die helfen
    konnten, den Übergang vom dualen Ich zur psychischen Einheit zu erleichtern. »Unsere Sinne
    wachsen zusammen. Wir sind eins.«
    Zahlen. Tuvok entdeckte einen ihm vertrauten ästhetischen Sinn, der sich aufs Mathematische bezog,
    auf die präzise Klarheit von Linien und mathematischen Formeln, auf die Reinheit von Zahlen und die
    tröstende, einfache Übersichtlichkeit von analytischen Algorithmen.
    Er heißt Sozoas und gehört zur Tech-Kaste. Er hat die Antworten, die wir brauchen.
    Tuvoks Herz schlug langsamer, paßte sich dem Puls des Sperianers an. Die Verbindung verfestigte
    sich. In Sozoas fand der Vulkanier einen ähnlich orientierten Intellekt, ein Ich, das Logik und
    Rationalität schätzte, obgleich es nie durch eine mentale Ausbildung Gelegenheit bekommen hatte,
    Struktur zu gewinnen.
    Tuvok wagte sich noch weiter vor. Ganz deutlich fühlte er, wie das Blut in den Adern von zwei
    Körpern strömte, wie Atemluft in verschiedenen Lungen zischte. Unter dem Rücken des Sperianers
    erstreckte sich hart und fest die Diagnoseliege.
    Wir sind eins, dachte er.
    Meine Gedanken sind deine Gedanken..
    Unsere Körper sind eins…
    Unsere Selbstsphären verbinden sich jetzt miteinander…
    Unsere Gedanken…
    Der Übergang erfolgte zunächst auf eine recht subtile Weise, ging dann immer schneller vonstatten.
    Tuvok stellte sich eine Rutsche vor, die er hinunterglitt, wobei seine Geschwindigkeit immer mehr
    wuchs. Er stürzte durch Bilder, in ein Universum aus Eindrücken, die nicht aus dem eigenen
    Gedächtnis stammten und doch ihm gehörten.
    Die Brutkrippe…
    Die Verbindung mit der Tech-Kaste…
    Die Ausbildung an der Starfleet-Akademie…
    Eine Wüste, darüber die heiße, lodernde Sonne von Vulkan…
    Es war eine seltsame Art von Einheit, ganz anders ab die bisherigen Mentalverschmelzungen. Sie
    führte nicht nur zwei Selbstsphären zusammen, sondern auch zwei Leben. In der einen Sekunde
    stellten Tuvok und Sozoas zwei voneinander unabhängige Individuen dar; in der nächsten
    verwandelten sie sich in eine neue, kollektive Entität.
    Der Vulkanier glaubte plötzlich, wie aus einem Traum zu erwachen und festzustellen, daß er zwei
    verschiedene Leben in zwei verschiedenen Welten geführt hatte. Symbiose, fuhr es ihm durch den
    Sinn. Ein Wort und ein Konzept, das sowohl vertraut als auch fremdartig wirkte. Er erforschte seinen
    neuen Körper: vier Hände, vier Beine, zwei Köpfe, zwei Rümpfe. Die Kopftentakel vermittelten einen
    Eindruck von der Beschaffenheit des Raums, von akustischen Vibrationen, von Rauhe und Glätte
    einzelner Substanzen wie Stahl, Glas und Kunststoff.
    Wo bin ich?
    Seine beiden Augen öffneten sich. Er drehte den Kopf und blickte durch den abgetrennten Teil des
    Raums, den Kes für ihn vorbereitet hatte.
    Ein sonderbarer Ort.
    Voyager.
    Sicherheit.
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    Er schwang zwei seiner Beine herum. Der Tuvok-Teil seines Selbst bewegte sich ebenfalls und half
    ihm auf. Er erwies sich als eine perfekt ausbalancierte Komponente des ganzen Leibs, einerseits
    verwirrend neu und
    andererseits wundervoll bekannt.
    Pflicht.
    Die Mission.
    Die Logik verlangte, daß er das Oberhaupt einer Kaste fand und die Situation erklärte.
    Captain Janeway?
    Oberhaupt Janeway.
    Der Sozoas-Teil erhob sich und strich den als Raumteiler dienenden Vorhang beiseite. Mit Tuvoks
    Hilfe

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