HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY Band 06/5405
innerer
Wärme.
»Ja, das stimmt«, sagte sie zu Sozoas. »Ich erachte es als ein Privileg, Tuvok als Freund bezeichnen zu
dürfen. Und ich möchte auch Ihr Freund sein.«
»In unserer Gesellschaft kann sich Freundschaft über mehrere Ränge erstrecken«, wandte sich Tuvok
an den Sperianer. »Dabei handelt es sich um einen rituellen Brauch.«
»Ja«, warf Janeway ein. »Es wäre mir eine Ehre, Sie als Freund einzustufen.«
»Wie heißt es bei Ihnen: >Andere Länder, andere Sitten« entgegnete Sozoas.
Janeway lachte. »Ja, ja, genau.« Sie sah sich in der Krankenstation um. Kes und der Holo-Arzt waren
zwar ein wenig zurückgewichen, hörten jedoch aufmerksam zu. Dies dürfte wohl kaum der geeignete
Ort für die erste Begegnung zwischen zwei Spezies sein.
»Kann Sozoas die medizinische Abteilung verlassen?« fragte Janeway.
»Natürlich«, sagte Zimmerman. »Physisch gesehen scheint er in einem erstaunlich guten Zustand zu
sein, wenn man bedenkt, daß er fast einen Tag lang bewußtlos gewesen ist, mit einer psychotropen
Arznei behandelt wurde und eine vulkanische Mentalverschmelzung hinter sich hat. Er litt an einer
geringfügigen Dehydradation, aber das ließ sich mit einem Glas Wasser in Ordnung bringen.«
»Gut.« Janeway traf eine Entscheidung. »Wenn Sie mir bitte folgen würden, Sozoas… Wir suchen
einen Konferenzraum auf.«
»Einverstanden, Oberhaupt Janeway. Ich glaube, wir haben viel zu besprechen. Die Logik teilt mir,
daß sich dadurch viele Vorteile für unsere beiden Völker ergeben.«
»Hier entlang.« Janeway ging zur Tür, und Sozoas folgte ihr. Angesichts seiner kurzen Beine kam er
nicht so schnell voran, und deshalb ging die Kommandantin langsamer als sonst.
Sie fragte sich, warum Neelix die Sperianer als streitsüchtig bezeichnet hatte - Sozoas schien sich sehr
um Freundlichkeit zu bemühen. Dies ist einer der vielversprechendsten Erstkontakte, die wir bisher im
Delta-Quadranten hatten, dachte Janeway.
Tuvok folgte ihr nicht sofort, und sie zögerte im Korridor, sah zu ihm zurück.
»Kes…«, sagte er langsam. »Die Farben Ihrer Kleidung sind sehr reizvoll. Ich danke Ihnen für diese
angenehme visuelle Erfahrung.«
»Ich danke Ihnen für das Kompliment.« Kes lächelte erfreut. »Sie richten zum erstenmal so nette
Worte an mich.« Die Ocampa lachte. »Wenn Sie nicht aufpassen, wird Neelix eifersüchtig…«
»In diesem Fall wäre Eifersucht unlogisch«, erwiderte Tuvok. »Ich habe bereits eine Partnerin und bin
recht zufrieden mit ihr.« Er drehte sich um und ging |r in Richtung Tür, doch Janeway hob die Hand.
Er bedachte sie mit einem fragenden Blick.
»Bleiben Sie hier und lassen Sie sich gründlich untersuchen, Tuvok«, sagte sie. Und zum Holo-Arzt: »
Stimmen Sie mir zu?«
»Ja«, bestätigte Zimmerman sofort. »Dies ist das zweite Beispiel für anomales Verhalten, das ich seit
der Mentalverschmelzung bei Mr. Tuvok beobachtet habe, Captain.«
Der Vulkanier runzelte die Stirn. »Damit wird nur Zeit vergeudet, was weder notwendig noch
wünschenswert ist, Captain.«
»Ich halte eine Medo-Analyse für erforderlich«, meinte Janeway.
»Sie irren sich«, entgegnete Tuvok. »Lassen Sie sich untersuchen - das ist ein direkter Befehl, Mr.
Tuvok.«
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»Sie machen einen Fehler«, sagte der Vulkanier. »Die Entscheidung liegt nicht bei Ihnen«, betonte
Janeway. Es sah Tuvok ganz und gar nicht ähnlich, ihr so zu widersprechen. Sein gegenwärtiges
Verhalten bewies, daß ihn irgend etwas beeinflußt hatte. Hoffentlich liegt es nicht an der
Mentalverschmelzung, dachte sie. Wenn sein Selbst dadurch dauerhaften Schaden erlitten hat… Ich
würde es mir nie
verzeihen. »Mit mir ist alles in bester Ordnung«, behauptete
Tuvok.
»Wenn Sie recht haben, wird Ihnen Dr. Zimmerman einen einwandfreien Gesundheitszustand
bescheinigen.«
»In der Tat.« Der Arzt griff nach Tuvoks Arm. »Beginnen wir mit dem Medo-Scanner.«
»Meiner Ansicht nach wäre eine Blutbiopsie angemessener«, ließ sich der Vulkanier vernehmen.
»Aber…«, begann Zimmerman.
»Eine Blutbiopsie«, beharrte Tuvok.
»Ich weiß besser als Sie, worauf es bei medizinischen Untersuchungen ankommt«, sagte Zimmerman.
»Und außerdem sind Sie in der Krankenstation verpflichtet, meine Anweisungen zu befolgen.«
»Wir sind hier nicht in der Krankenstation«, erwiderte Tuvok. »Zumindest nicht richtig.«
»Doch, das sind wir«, knurrte der Arzt gereizt.
Janeway seufzte. Ein weiteres Problem - und
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