Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)
handelt?«
»Oh, gut, dass du fragst«, sagt Emma. »Du darfst nämlich vorher nichts essen. Wir werden kochen!«
Selbst finnisches Programmkino mit Untertiteln wäre mir heute lieber.
»Slow Food. Niedergarmethode. Schon davon gehört?«
Hoffentlich gibt es keinen Krustenbraten.
»Es gibt Braten«, sagt Emma. »Bei extrem schwacher Hitze schön langsam gegart. Soll unheimlich zart und lecker sein.«
»Toll«, sage ich resigniert. »Wo hast du denn so was entdeckt?«
»In der Neustadt. Im aktuellen Fenster des Hausfrauenbundes!«
Als sei das der Hotspot.
Siebentes Kapitel
I ch hoffe inständig, dass Jörg noch nicht da ist, als ich meinen Corsa vor dem Haus parke. Ein Auto, das Jörg nicht wegen seiner lächerlichen Farbe, wie er sagt, ablehnt. Sondern weil es ein Auto ist. Ein Fahrrad ist für ihn das einzig akzeptable Fortbewegungsmittel – und im Moment in Gestalt eines von innen an den Gartenzaun gelehnten Rennrades zu bewundern.
Jörg ist also zurück.
Mir wird übel. Kurz überlege ich, bis fünf einen kleinen Spaziergang zu machen, Emmas Erscheinen abzupassen und noch bei laufendem Motor in ihr Auto zu springen.
Nein, ermahne ich mich empört, wie albern. Jörg hat allen Grund, mir nicht über den Weg laufen zu wollen. Nicht umgekehrt.
Entschlossen steige ich aus.
Mir wird noch schlechter. Deutlich spüre ich, wie eine fiese Miniwelle Magensäure losschwappt. Am liebsten würde ich in die Geborgenheit meines kleinen Autos zurückkriechen und einfach wegfahren.
»Hallo, Iris«, erklingt eine Stimme von der anderen Straßenseite. Ich drehe mich um. Bruno schwingt sich von seinem altmodischen Herrenrad und schiebt mit breitem Lächeln auf mich zu.
»Hallo«, sage ich verwirrt und klappe wehmütig die Autotür zu.
»Entschuldige den Überfall«, sagt er. »Ich mache eine kleine Radtour und dachte, fahr doch mal bei Iris vorbei.«
Ich schaue Bruno leicht gereizt und stumm an.
Glaubt er, dass ich seine Anwesenheit immerzu erfreulich finde?
Seine Wangen färben sich hellrosa.
»Ich … ich hoffe, ich störe nicht«, stammelt er und blickt sich um, als ob er vielleicht etwas übersehen hat, bei dem er gerade stört.
»Nein, tust du nicht«, sage ich unverbindlich.
»Gut«, meint Bruno. »Ich wollte kurz hören, wie es mit Felix gelaufen ist.«
Ach so. Ich nicke.
»Er kann sich ja an nichts mehr erinnern … zumindest nicht bis zu dem Zeitpunkt, als ihr nach Hause gekommen seid«, sagt Bruno, räuspert sich und wird knallrot.
Mir fällt ein, was diese Melanie über Bruno und mich gesagt hat.
»Die Magenspiegelung ist ohne Komplikationen verlaufen«, sage ich schnell. »Die Ergebnisse kriegt Felix am Mittwoch.«
»Hm«, macht Bruno abwartend.
»Eine interessante Person, Felix’ neue Freundin«, sage ich. »Michaela? Oder Martina?«
»Melanie«, sagt Bruno gequält.
»Hübscher Name«, behaupte ich.
»Na ja. Ich weiß nicht. Stell dir vor, Iris, sie ist Hundefriseuse von Beruf! Sie hat einen Salon im Steintor-Viertel! Warum kann sich Felix denn keine Freundin suchen, die etwas Seriöses macht?«
Hm. Auch wenn mir diese Frau nicht gerade sympathisch ist, verstehe ich nicht, was an ihrem Beruf unseriös sein soll.
»Deshalb hat Felix sie ja überhaupt kennengelernt«, jammert Bruno, als beschreibe er den Ausgangspunkt eines schrecklichen Verhängnisses. »Sie hat ihn engagiert, um Vorher-Nachher-Bilder von ihren Hundekunden zu machen. Felix fasst das auch noch als tolle Karrierechance auf! Frisierte Hunde zu knipsen.«
Vielleicht sollte Bruno den Beruf seines Sohnes endlich mit etwas mehr Respekt betrachten. Und seine Abneigung für Melanie nicht an ihrer Profession festmachen. Sondern an ihrem Benehmen.
»Weißt du, Iris, … Melanie plappert gerne einfach los. Ohne dass sie die Sachverhalte in ihrer Gänze verstanden hat«, sagt Bruno, und sein Gesicht nimmt wieder viel Farbe an.
»Ach ja?«, frage ich und bin mit einmal richtig neugierig, wie Bruno wohl ihr Geplapper über ihn und mich erklären will.
»Ja, leider. Felix hat erzählt, als was sie dich bezeichnet hat … wie unangenehm die Situation war … dass du womöglich verärgert warst.«
Er räuspert sich und lächelt mich an, als müsse ich jetzt schnell etwas Verständnisvolles sagen. Aber ich warte lieber die weiteren Ausführungen ab. Bruno räuspert sich schon wieder. Und dieses Räuspern hört sich irgendwie anders an. Künstlich. Und dringlich.
»Was willst du mir eigentlich sagen, Bruno?«, frage ich genervt
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