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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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zurückhalten können.) Aber Liz trieb es zu weit, Laura rastete aus, und all diese Dinge über mich brachen aus ihr heraus, und dann weinten sie beide, und Liz entschuldigte sich zwischen fünfzig-und hundertmal dafür, etwas Unpassendes gesagt zu haben. Am nächsten Tag rastete dann Liz aus, versuchte erst, mich anzurufen und marschierte dann in den Pub und beschimpfte mich. Natürlich weiß ich nichts davon mit Sicherheit. Ich hatte überhaupt keinen Kontakt zu Laura und mit Liz nur dieses kurze und unschöne Treffen. Andererseits bedarf es auch keiner subtilen Kenntnis der beteiligten Charaktere, um sich das ausmalen zu können.

    Ich weiß nicht genau, was Laura gesagt hat, aber sie wird mindestens zwei, vielleicht alle vier der folgenden Informationen preisgegeben haben:

Daß ich mit einer anderen geschlafen habe, während sie schwanger war.
Daß meine Affäre eine der unmittelbaren Ursachen dafür war, daß sie die Schwangerschaft abbrach.
Daß ich mir nach ihrer Abtreibung eine größere Summe Geld von ihr geliehen und noch nichts davon zurückgezahlt habe.
Daß ich ihr, kurz bevor sie mich verließ, erklärt habe, ich sei mit unserer Beziehung unzufrieden und hätte sozusagen schon angefangen, mich anderweitig umzusehen.

    Habe ich diese Dinge getan oder gesagt? Ja, das habe ich. Gibt es irgendwelche mildernden Umstände? Eigentlich nicht, es sei denn, alle Umstände (anders gesagt: Kontext) könnten als mildernd geltend gemacht werden. Und bevor ihr euer Urteil fällt, obwohl ihr es wahrscheinlich bereits getan habt, setzt euch hin und schreibt die vier schlimmsten Dinge auf, die ihr eurem Partner angetan habt, auch dann – gerade dann – wenn euer Partner nichts davon weiß. Beschönigt nichts und versucht nichts zu erklären, listet es einfach auf, so offen und ehrlich wie möglich. Fertig? Okay, wer ist jetzt das Arschloch?
    Wo zum Teufel hast du gesteckt?« frage ich Barry, als er am Samstagmorgen zur Arbeit erscheint. Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit wir bei Maries Gig im White Lion waren, keine Anrufe, keine Entschuldigungen, nichts.

»Wo zum Teufel ich gesteckt hab'? Wo zum Teufel ich gesteckt hab'? Mann, du bist ein Arschloch«, sagt Barry anstelle einer Erklärung. »Tut mir leid, Rob. Ich weiß, daß es für dich nicht so gut läuft und du Probleme hast und so, aber weißt du. Wir haben stundenlang nach dir gesucht an dem Abend, Scheiße noch mal.«
    »Stunden? Länger als eine Stunde? Mindestens zwei? Ich bin um halb zehn gegangen, also habt ihr die Suche um halb zwölf aufgegeben, stimmt's? Ihr müßt von Putney nach Wapping gelaufen sein.«
    »Sei kein Arschloch.«
    Eines Tages, vielleicht nicht gerade in den nächsten Wochen, aber doch in nicht allzu ferner Zukunft, wird irgend jemand fähig sein, mich anzusprechen, ohne das Wort »Arsch« irgendwo im Satz zu benutzen.
    »Okay, sorry. Aber ich wette, ihr habt zehn Minuten nach mir gesucht und dann einen mit Marie und Dingskirchen getrunken. T-Bone.«
    Es kotzt mich an, ihn T-Bone zu nennen. Es macht mich nervös, wie wenn man einen Riesenappetit-Buffalo-Billburger bestellen muß, wenn man einfach einen Royal mit Käse will, oder einen Wie-bei-Muttern, wenn man einfach ein Stück Apfelkuchen möchte.
    »Darum geht's nicht.«
    »Habt ihr euch amüsiert?«
    »Es war klasse. T-Bone hat auf zwei Guy-Clark-LPs mitgespielt und auf einer von Jimmie Dale Gilmore.«
    »Ist ja irre.«
    »Ach, leck mich.«
    Ich bin froh, daß wir Samstag haben, denn wir haben gut zu tun, und Barry und ich müssen nicht viel miteinander reden. Als Dick Kaffee kocht und ich gerade im Lager nach einer alten Shirley-Brown-Single suche, erzählt er mir, daß T-Bone auf zwei Guy-Clark-LPs und einem Album von Jimmie Dale Gilmore mitgespielt hat.
    »Und weißt du was? Er ist wirklich ein netter Kerl«, fügt er hinzu, noch ganz erstaunt, daß jemand, der solch schwindelnde Höhen erklommen hat, sich herabläßt, im Pub ein paar normale Worte zu wechseln. Aber weiter geht die Belegschaftsinteraktion nicht. Wir müssen mit zu vielen anderen Leuten reden.
    Auch wenn jede Menge Leute in den Laden kommen, kauft doch nur ein geringer Prozentsatz etwas. Die besten Kunden sind die, die am Samstag einfach eine Platte kaufen müssen , selbst wenn nichts da ist, was sie wirklich wollen. Wenn sie keine flache, rechteckige Plastiktüte an sich drücken können, fühlen sie sich unglücklich. Man kann die Vinyl-Süchtigen daran identifizieren, daß sie nach einer Weile genug von der

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