High Fidelity (German Edition)
es würde amüsant sein, dich jemand mit einem Tina-Turner-Album vorzustellen und zu sehen, ob du nachher immer noch der gleichen Meinung bist.«
Ich bin sicher, daß ich das bin. Oder vielmehr, ich bin sicher, daß ich es wieder sein werde. Aber heute abend muß ich zugeben (aber nur vor mir selbst), daß eventuell, beim richtigen Zusammentreffen sonderbarer, abnormer, wahrscheinlich unwiederholbarer Umstände, nicht was du magst, sondern wie du bist entscheidend sein könnte. Ich werde allerdings nicht derjenige sein, der Barry erklärt, wie es dazu kommen kann.
I ch nehme Laura mit, um sich Marie anzusehen, sie ist begeistert von ihr.
»Aber sie ist brillant!« sagt sie. »Warum wissen nicht mehr Leute von ihr? Warum ist der Pub nicht brechend voll?«
Das finde ich ziemlich ironisch, da ich zeit unserer Beziehung versucht habe, sie dazu zu bringen, sich Leute anzuhören, die berühmt sein sollten, es aber nicht sind, schenke es mir aber, sie darauf hinzuweisen.
»Man braucht einen ziemlich guten Geschmack, um zu hören, wie gut sie ist, denke ich, und der fehlt den meisten Leuten.«
»Und sie ist im Laden gewesen?«
Ja. Ich hab' mit ihr geschlafen. Ganz schön cool, was?
»Ja. Ich hab' sie im Laden bedient. Ganz schön cool, was?«
»Starficker.« Sie gibt mir einen Klaps auf die Hand, die ein halbes Guinness hält, als Marie ihren Song beendet. »Warum bittest du sie nicht, im Shop aufzutreten? Personal appearance? So was hast du noch nie gemacht.«
»Bisher hatte ich keine Gelegenheit dazu.«
»Warum nicht? Wär' doch lustig. Wahrscheinlich würde sie nicht mal ein Mikro brauchen.«
»Wenn sie bei Championship Vinyl ein Mikro bräuchte, hätte sie ernsthaft was an den Stimmbändern.«
»Und du könntest wahrscheinlich ein paar von ihren Kassetten verkaufen, wahrscheinlich auch noch ein paar Sachen nebenbei. Und du könntest es in den Veranstaltungskalender von Time Out setzen.«
»Ah, Lady Macbeth. Beruhige dich und hör dir die Musik an.«
Marie singt eine Ballade über irgendeinen Onkel, der starb, und ein oder zwei Leute sehen sich um, als Lauras Begeisterung mit ihr durchgeht.
Aber es klingt nicht schlecht. Ein persönlicher Auftritt! Wie bei HMV › Anmerkung ! (Signiert man eigentlich Kassetten? Muß man wohl, denke ich.) Und wenn der mit Marie gut läuft, wollen vielleicht auch andere Leute – Bands vielleicht, und falls es stimmt, daß Bob Dylan in Nordlondon ein Haus kaufen will … tja, warum nicht? Ich weiß, daß Pop-Superstars nicht oft in Plattenläden auftreten, um den Verkauf von Secondhandausgaben alter Platten aus ihrem Backkatalog anzukurbeln, aber wenn mir irgendwer diese Mono-Pressung von Blonde On Blonde zu einem haarsträubenden Preis abnehmen würde, würde ich halbe-halbe mit ihm machen. Vielleicht sogar sechzig-vierzig, wenn er noch eine Signatur springen lassen würde.
Und nach einem kleinen, einmaligen halbakustischen Event wie Bob Dylan bei Championship Vinyl (mit einem limitierten Live-Album vielleicht? Könnte einige vertrackte Vertragsprobleme aufwerfen, aber nichts Unlösbares, möchte ich meinen), lassen sich leicht größere, bessere, rosigere Tage für die Zukunft absehen. Vielleicht könnte ich das Rainbow wiedereröffnen? Es liegt gleich die Straße runter, und sonst will es niemand. Und ich könnte es mit einem Wohltätigkeitskonzert eröffnen, vielleicht mit einer Neuauflage von Eric Claptons Rainbow Concert …
Wir gehen in der Pause zu Marie, während sie ihre Kassetten verkauft.
»Oh, hiiii. Ich sah Rob da unten mit irgendwem, und hoffte, es wärst vielleicht du«, sagt sie mit einem breiten Lächeln zu Laura.
Ich war so beschäftigt mit der ganzen Promotionskampagne, die in meinem Kopf abrollte, daß ich vergessen hatte, nervös zu sein, von wegen Laura und Marie Auge in Auge (Zwei Frauen. Ein Mann. Jeder Idiot hätte sehen können, daß es Ärger geben würde, etc.), und schon habe ich einiges zu erklären. Nach meinen Worten habe ich Marie im Laden ein paarmal bedient. Aus welchem Grund hofft Marie dann, daß Laura Laura sein könnte? (»Das macht fünf Pfund neunundneunzig, bitte. Oh, meine Freundin hat auch so eine Geldbörse. Meine Exfreundin, genau gesagt. Ich würde dich ihr wirklich gerne vorstellen, aber wir haben uns getrennt.«)
Laura sieht entsprechend verwirrt aus, läßt aber nicht locker.
»Deine Songs gefallen mir. Und die Art, wie du sie singst.« Sie errötet leicht und schüttelt ungeduldig den Kopf.
»Freut mich. Rob hatte
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